Kosten, Material & Sanierung
Gesundes Wohnen. Wer auf die Baubiologie achtet, tut sich und der Umwelt etwas Gutes. Doch was versteht man unter einem ökologischen Hausbau und welche Vor- und Nachteile bringt der Einbezug von Nachhaltigkeit mit sich? Ein Baubiologe zeigt Alternativen auf.
"Es ist ein Grundbedürfnis des Menschen, in einer gesunden Wohnumgebung zu leben", sagt Michael Mark. Er ist zertifizierter Baubiologe und berät in dieser Funktion beispielsweise den Fertighaushersteller Griffner. "Dazu bedarf es gesunder Baustoffe, die auch etwas Gutes für die Umwelt tun", betont Mark. Plastik und Kunststoff fallen für ihn deshalb nicht darunter, viel eher noch Lehm und Ziegel. "Der Vorteil von Holz als Baustoff ist aber: Es wächst wieder nach und bindet CO2." Ziegel sei zwar gesund, brauche aber viel Energie zur Herstellung und wachse auch nicht nach.
Was kostet ein ökologisches Haus?
Eine weitere Herausforderung sei der Dämmstoff, sagt der Experte. Es gelte diffusionsoffene Materialien zu verwenden, die hygroskopisch wirkten, also Feuchtigkeit aufnähmen und wieder abgeben könnten. Holzfaser und Kork, konkret die Primärrinde der Korkeiche, seien solche Stoffe. Die natürlichen Harze würden dafür sorgen, dass eine Korkdämmung nicht zusammenfalle. Polystyrol, das derzeit ja hoch im Kurs als Fassadendämmung steht, sei ein Erdölprodukt und günstig im Preis. "Solange der Energieeinsatz so billig ist, wird sich daran auch nichts ändern", kritisiert der Experte. "Da herrscht leider noch oft ein eindimensionales Denken." Gerade deshalb sei ein Baubiologe gefragt, der Alternativen aufzeige und auf die Nachhaltigkeit schaue. Dass dies seinen Preis hat, ist Mark natürlich bewusst, und er nennt ein konkretes Beispiel.
Ein 150 Quadratmeter großes Einfamilienhaus koste, wenn die Baubiologie konsequent umgesetzt werde, etwa 34.000 Euro mehr als ein konventionelles vergleichbares Haus. Mark: "Das sind zehn Prozent der Baukosten. Für ein solches konventionelles Haus muss man mit Gesamtkosten von durchschnittlich 320.000 Euro rechnen, wenn es ökologisch ist, sind es 354.000 Euro." Der Unterschied bestehe schon einmal in der Grundkonstruktion, also dem Rohbau. Dabei sollte man auf bedenkliche Stoffe verzichten, etwa Plastikfolien oder verleimte Platten. Bei den Dämmstoffen sollte man in der baubiologischen Variante auf Holz- oder pflanzliche Stoffe setzen. Auch bei den Fenstern ist Mark ein Anhänger von Holz, konkret von Holz-Alu-Modellen. "Bei Kunststofffenstern ist die Recyclingfähigkeit begrenzt. Ich gehe davon aus, dass diese Fenster künftig Sondermüll sein werden", sagt Mark. Ein Problem bei Fenstern sei die Anschlussstelle zum Haus, denn PU-Schaum sei ebenfalls nicht optimal.
Baubiologisch korrektes bauen erspart Lüftungssystem
Im Innenbereich empfiehlt der Experte Bodenbeläge aus Naturholz, also etwa einen Parkettboden statt Kunststoff oder Linoleum. Bei den Oberflächen eignen sich Putze und Anstriche auf Kalk-Lehm-Basis, verzichten sollte man auf Kunststoffputze und Dispersionsfarben. Da komme wieder die Notwendigkeit der Diffusionsoffenheit und der Hygroskopizität ins Spiel. Feuchtigkeit, die im Innenraum anfalle, müsse durch die Bauteile abgeleitet werden, ansonsten drohe Schimmelbildung. Ideal im Innenraum sind 40 bis 60 Prozent relative Luftfeuchtigkeit.
Baubiologisch korrekt errichtet erspare sich ein Hausbesitzer so ein eigenes Lüftungssystem, allerdings nur in Österreich, in Deutschland seien nutzerunabhängige Lüftungssysteme vorgeschrieben. Mark: "Wichtig ist, ein alternatives Lüftungskonzept zu haben, das baubiologisch unbedenklich ist." In Feuchträumen sei es aber oft unvermeidlich, da die Luft dort oft 25 Grad und mehr erreiche, solle man diese Wärme der Wärmepumpe als Input überlassen, die dadurch effizienter werde.
'So viel wie möglich mit Holz bauen'
In Wohn- und Schlafräumen empfiehlt der Experte hingegen Außenluftdurchlässe aus Zirbenholz. Wenn im Haus ein geringer Unterdruck herrscht, strömt damit frische Luft von selbst ein. Die Kosten dafür beschränken sich auf Zirbenholzspäne und einen Pollenfilter. Alternativ gibt es auch Fensterfalzlüftungen.
Konkret reichen für eine alternative Belüftung zwei Sonden, eine für den CO2-Gehalt, die aus dem Schlafraum das Signal gibt und frische Luft nachfließen lässt. Eine Feuchtigkeitssonde reagiert bei der Überschreitung eines Grenzwerts der relativen Luftfeuchtigkeit. "Solche Systeme kosten nur 30 Prozent einer herkömmlichen Lüftungsanlage", weiß Mark.
Grundsätzlich rät der Baubiologe, so viel wie möglich mit Holz zu errichten und die Energiebilanz möglichst zu optimieren. "Das muss kein Passivhaus sein", sagt er. Auch Solarthermie, die auf direktem Weg Warmwasser erzeuge, solle wieder verstärkt zum Einsatz kommen und nicht nur Photovoltaik. "Wenn ein Haus baubiologisch gut gebaut ist, dann braucht die Heizung nicht mehr als 30 Grad Vorlauftemperatur."
Nachhaltig sanieren
Baubiologie sei nicht nur auf den Neubau beschränkt. "Es gibt eine Fülle von Konzepten für baubiologische Sanierungen, um die Energieeffizienz zu steigern." Ziegel und Holz ließen sich baubiologisch sehr gut verbinden. So lassen sich Fassaden auch mit Holzriegelkonstruktionen mit baubiologischen Stoffen dämmen. "In solche Holzriegelkonstruktionen lassen sich auch gleich vorgefertigte energieeffiziente Fenster einbauen", weiß Mark. Eine solche dem Ziegel "vorgestellte" Konstruktion sei inklusive Fassade rund 25 Zentimeter dick.
"Vieles könnte der Gesetzgeber hier verändern und die Baubiologie aktiv unterstützen, etwa durch eine Halbierung des Mehrwertsteuersatzes", wünscht sich Mark. So ließen sich Wohlbefinden, Ökologie und Wirtschaftlichkeit gut miteinander verbinden.
Perfekte Mietwohnung oder Eigenheim finden:
Das könnte auch interessant sein:
Nachhaltige Weihnachtsdeko: DIY-Ideen für eine schöne Adventzeit
Einfache, kreative DIY-Ideen für eine nachhaltige Weihnachtsdekoration. Mit natürlichen Materialien wie Tannenzapfen, recycelten Glasflaschen und selbstgemachten Lichtern schaffen Sie eine gemütliche und umweltfreundliche Atmosphäre. Perfekt für eine besinnliche, plastikfreie Weihnachtszeit im eigenen Zuhause.
Biophilic Design: Der Trend zur natürlichen, gesundheitsfördernden Einrichtung
Wollen Sie Ihr Zuhause in eine entspannte Wohlfühl-Oase verwandeln? Mit Biophilic Design holen Sie die Natur direkt in Ihre vier Wände. Entdecken Sie, wie natürliche Materialien, Pflanzen und viel Tageslicht eine harmonische Atmosphäre schaffen und Ihr Wohlbefinden steigern
Was gehört in den Immobilien-Kaufvertrag?
Ein Immobilien-Kaufvertrag in Österreich erfordert sorgfältige Überlegungen und klare Regelungen, um rechtliche Fallstricke zu vermeiden. Erfahren Sie hier, welche entscheidenden Bestandteile ein Kaufvertrag enthalten sollte, warum die Unterstützung von Notaren oder Rechtsanwälten wichtig ist und welche Kaufnebenkosten auf Sie zukommen können.
Eigenkapital für den Hauskauf: Was kann ich mir leisten?
Wie viel Eigenkapital brauchen Sie für den Traum vom Eigenheim? Seit Juli 2022 gelten in Österreich strengere Regeln für Immobilienkredite. Erfahren Sie, welche Faktoren entscheidend sind – vom Haushaltseinkommen bis zur optimalen Kreditrate – und wie Sie die Finanzierung sicher und günstig gestalten. Mit hilfreichen Tipps bringen wir Sie Ihrem Eigenheim ein Stück näher.
16 Tipps für einen schönen Garten im Herbst
Im Herbst gibt es besonders im eigenen Garten viel zu tun: Laubkehren, Kübelpflanzen überwintern, Frühblüher setzen, Schädlinge frühzeitig bekämpfen und noch viele mehr. Entdecken Sie 16 praktische Tipps, wie Sie Ihren Garten "herbstfit" machen und ihn bereits jetzt perfekt auf den nächsten Frühling vorbereiten.
Wohnungsbesichtigung: 10 unverzichtbare Tipps
Welche Fragen sollte man einem Vermieter bzw. Käufer oder Makler stellen und wo lohnt es sich, einen zweiten Blick zu riskieren? Hier ein paar Tipps sowie eine kurze Checkliste für die Wohnungsbesichtigung.
10 Tipps für einen grünen Rasen: Vom Vertikutieren bis zum richtigen Schnitt
Wenn der Rasen gelb oder braun wird, suchen Hobbygärtner oft nach Lösungen für einen gesunden, dichten und grünen Rasen. Die Wiederherstellung der Rasenfarbe erfordert weniger einen grünen Daumen als vielmehr Zeit und die richtigen Pflegepraktiken. Welche das sind, verraten wir Ihnen in diesem Beitrag.
10 einfache Tipps, um Ihre Wohnung im Sommer kühl zu halten
Sonne, Sonnenschein und über 30 Grad Celsius – so lässt es sich im Freibad ganz gut aushalten. Aber wenn die drückende Hitze in unsere Häuser und Wohnungen eindringt, kann das Leben unter der Sonne anstrengend werden. Wie kann man also die Wohnung oder einzelne Räume im Sommer kühl halten? Hier finden Sie praktische und leicht umsetzbare Tipps und Tricks, um die Sommerhitze in Ihrem Zuhause schnell in den Griff zu bekommen. So haben Sie auch im Hochsommer einen angenehm kühlen Rückzugsort.
Minimalistisch Wohnen: Der Schlüssel zu einem stressfreien Leben?
Minimalismus ist keine vorübergehende Modeerscheinung, sondern eine Lebensphilosophie, die in vielen Bereichen des Alltags angewendet werden kann. Ob bei der Gestaltung des Wohnraums oder in den Dingen, die wir besitzen: Das Prinzip „weniger ist mehr“ kann uns helfen, bewusster, nachhaltiger und erfüllter zu leben. In diesem Beitrag konzentrieren wir uns auf den minimalistischen Wohnstil. Wir erläutern die zahlreichen Vorteile, geben praktische Tipps zur Umsetzung und zeigen, wie Minimalismus auch in einem Zuhause mit Familie und Kindern funktionieren kann.
Beeren selbst anbauen - Tipps für Erdbeeren, Himbeeren und Co.
Beeren wie beispielsweise Erdbeeren, Heidelbeeren oder Himbeeren, sind sehr beliebt im eigenen Garten. Doch auf was muss man beim Anbau achten? Entdecken Sie hilfreiche Tipps zur Erntezeit, Standortwahl, Bodenbeschaffenheit und Pflanzenabstand für süße Beeren im eigenen Garten.
- 1
- 4
AutorIn:
SN