Saalbach-Hinterglemm: Der Supermarkt wird mit 25 Wohnungen überbaut. Das spart Platz und Grundkosten.
| SN/wohnbau bergland |
Das Thema Raumordnung und Flächenverbrauch dominiert seit Monaten die Salzburger Landespolitik. Gleichzeitig werden etwa in der Stadt Salzburg Grundstücke immer teurer, was zwar von der Politik beklagt, aber nicht verändert wird. Nicht nur, dass es sich die Stadt leistet, mehr als die Hälfte des Stadtgebiets unter Schutz zu stellen, sie sorgt auch nicht dafür, dass bestehende Flächen entsprechend dicht verbaut werden. Bestes Beispiel sind viele Supermärkte, die einsam inmitten einer Asphaltparkplatzwüste Fläche verschwenden.
Dass es auch anders geht, beweist Saalbach-Hinterglemm. Die Wohnbau-Genossenschaft Bergland errichtet in Saalbach-Hinterglemm 25 geförderte Mietwohnungen und zeigt dabei Verantwortungsbewusstsein, was den sparsamen Umgang mit Grund und Boden angeht. Während Gewerbe- und Handelsflächen mit oftmals lediglich eingeschoßiger Bebauung an Ortsrändern und auch in Zentren viel Platz benötigen, zeigt die Wohnbau Bergland mit diesem Bauvorhaben einen praktikablen und gangbaren Weg, neben der bestehenden erdgeschoßigen Supermarktbebauung eine Überbauung mit geförderten Wohnungen vorzunehmen.
Für die gemeinnützige Bauvereinigung aus Zell am See ist es nicht das erste Mal, dass auf diese Weise mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen wurden. So wurde in Grödig im Jahr 2015 eine kombinierte Bebauung von Gewerbeimmobilie und Wohnungen fertiggestellt. "Grödig wurde medial bereits als Vorzeigegemeinde genannt, wie man erfolgreich und zu aller Zufriedenheit eine solche Bebauung vornehmen kann, um gleichzeitig sparsamen Umgang mit Grund und Boden zu gewährleisten", sagt Georg Maltschnig, Geschäftsführer der Wohnbau-Genossenschaft Bergland, "diesen Weg möchten wir mit dem aktuellen Bauvorhaben in Saalbach-Hinterglemm fortsetzen."
Mieten wird in Österreich immer teurer
Die Aktivitäten der Pinzgauer Wohnbaugenossenschaft stehen vor dem Hintergrund, dass in ganz Österreich - speziell in Salzburg - Wohnen immer teurer wird. Zwar ist die Parole "finanzierbares Wohnen" bei Politikern vor allem vor Wahlen regelmäßig in aller Munde. De facto legen die Wohnkosten immer noch ungebremst zu: In den fünf Jahren von 2011 bis 2015 verteuerten sich die Mieten (inklusive Betriebskosten) im österreichweiten Schnitt um weitere 14,9 Prozent. Eine durchschnittliche Hauptmiete kostet laut Statistik Austria 7,1 Euro pro Quadratmeter und Monat.
Überdurchschnittlich stark gestiegen ist der Preis im Fünfjahreszeitraum für privat vermietete Wohnungen und zwar mit einem Plus von 16,5 Prozent. Empfindlich verteuert haben sich aber auch Genossenschaftswohnungen (plus 12,9 Prozent) und Gemeindewohnungen (plus 12,7 Prozent).
Bei Neuvermietungen liegt die durchschnittliche Monatsmiete pro Quadratmeter bereits bei 8,7 Euro, im privaten Sektor zahlt man bei Neuanmietung mittlerweile im Schnitt 9,4 Euro. Der landesweite Mietanteil liegt bei 42 Prozent, der überwiegende Teil der Bevölkerung lebt im Eigentum, vor allem auf dem Land. In städtischen Ballungsräumen leben 79 Prozent in Miete, im Burgenland beispielsweise nur 20 Prozent.
Bei den Wohnkosten gibt es "große regionale Unterschiede", wie Statistik-Austria-Chef Konrad Pesendorfer bei der Präsentation der aktuellen Daten betonte. Österreichweit am günstigsten sind die Mieten mit 5,4 Euro pro Quadratmeter und Monat im Burgenland, am teuersten sind sie mit 8,7 Euro in Salzburg. Wien ist mit 7,5 Euro nicht ganz so teuer, weil hier der geförderte Wohnbau besonders stark ist und der Richtwertmietzins auch wesentlich geringer ist.
Großer Anteil der Genossenschaften
Doch auch österreichweit ist der Anteil des geförderten bzw. sozialen Wohnbaus beträchtlich: "Sechs von zehn Miethaushalten sind in einer Gemeinde- bzw. Genossenschaftswohnung", berichtete Pesendorfer gemeinsam mit der Hauptautorin der aktuellen Wohnstudie, Vlasta Zucha. Die Energiekosten (Strom, Warmwasser, Heizung) betragen hierzulande durchschnittlich 122 Euro (Median) pro Monat, das sind rund 27 Prozent der gesamten Wohnkosten bzw. vier Prozent des Haushaltseinkommens.
Vor allem armutsgefährdete Personen sind viel stärker in Mietwohnungen vertreten und müssen sich in den Ballungsräumen mit einer immer stärker werdenden Nachfrage auseinandersetzen. 60 Prozent der gesamten Hauptmieten sind Wohnungen im geförderten Bereich. "Wenn man hier Maßnahmen setzte, die helfen, Strom oder Heizkosten zu sparen, dann kann man hier eine deutliche Entlastung erzielen", schlug Pesendorfer vor. Weiters könnte man im geförderten Bereich schauen, ob die soziale Bedürftigkeit tatsächlich noch gegeben ist oder wie sich die persönliche Einkommenssituation seit Abschluss des Mietvertrags entwickelt hat.
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