Die Eichethofsiedlung in Gneis ist ein typisches Beispiel: Wertsteigerung fällt enorm hohe Grunderwerbsteuer an.
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"Ich habe vor, eine lustige, fidele Alte zu werden, aber dazu muss ich mir nicht mein letztes Hemd wegnehmen lassen", sagt Lotte Maier (Name geändert, der Redaktion bekannt). Sie wohnt in einem kleinen Reihenhaus in Gneis, das aus den 1950er-Jahren stammt. Damals entstand die sogenannte Posthofsiedlung nahe dem Gasthaus Eigenherr. "Die Leute haben das alles mühsam gebaut, haben selbst die Ziegel gegossen und geschupft und die Keller händisch ausgehoben. Ich bin mit meinem Mann in den 1970er-Jahren eingezogen. Aber es war furchtbar desolat und wir haben auch alles selbst hergerichtet. Ich wurde hier zur Handwerkerin", erzählt die agile Pensionistin.
Mit der Steuerreform 2016 kam es auch zu Änderungen bei der Grunderwerbsteuer. Der Hintergrund: die Erhöhung als Teil der Gegenfinanzierung für die steuerliche Entlastung der Arbeitnehmereinkommen. Eine Regelung, die vor allem größeren Immobilienbesitz kräftiger besteuern sollte. In Salzburg trifft sie jedoch auch "kleine" Hausbesitzer. "Jetzt gilt für die Berechnung der tatsächliche Verkehrswert der Liegenschaft anstatt wie früher der dreifache Einheitswert. Deshalb habe ich das Haus noch zuvor an meine Kinder überschrieben, ich habe das Wohnrecht." Hätte sie zugewartet, wäre die Weitergabe an die Kinder wesentlich teurer geworden. "Auch wenn unsere Häuser alt und renovierungsbedürftig sind, der Wert der Liegenschaft, insbesondere hier in Gneis, ist ins Unermessliche gestiegen. Als Pensionistin kann ich mir diese hohe Steuer einfach nicht leisten und die Kinder auch nicht."
Ähnliches weiß Gerhard Hofer (Name geändert, der Redaktion bekannt) aus der Gneiser Eichethofsiedlung zu berichten. Diese war nach 1954 anstelle der Barackenlager für Flüchtlinge aus Siebenbürgen entstanden. "Die Kinder meiner Nachbarn mussten das Haus der Eltern verkaufen, weil sie sich das alles nicht leisten konnten", bedauert der betagte Herr. Er und seine Frau haben das kleine Eigenheim schon vor Jahren an die Tochter übergeben. "Ich bin jetzt nur mehr der Hausmeister hier", schmunzelt er. Aktuell wurde der Verkehrswert seiner Immobilie mit rund 600.000 Euro berechnet. Allein an Grunderwerbsteuer wären mehr als 11.000 Euro angefallen. Dazu kommt noch die Grundbuchs-Eintragungsgebühr bei Gericht, die nochmals mit mindestens 6600 Euro zu Buche schlägt. Honorare für Notar oder Rechtsanwalt fallen ebenfalls an.
Für Lotte Maier bedeutet das die Einführung der Erbschaftsteuer durch die Hintertür: "Das ist das reinste Raubrittertum des Finanzministers. Früher war es relativ gerecht und leistbar für die Kinder, weil die Weitergabe innerhalb der Familie steuerlich begünstigt war." Eine Schande ist es für sie, wenn sich Kinder das eigene Elternhaus nicht mehr leisten können. "Sie müssen es dann verkaufen, bekommen aber speziell in Salzburg sicher nichts Gleichwertiges dafür. So zieht man sich immer mehr reiche Leute an, für normale geht sich das nicht mehr aus."