Vom Technikfieber gepackt

Weltgrößte Immobilienmesse in Cannes. Die Technik beherrscht verstärkt den Immobilienmarkt. Es kommt immer mehr auf Informations- und Kommunikations- technologien an.
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Die MIPIM in Cannes ist das Immobilienschaufenster zur Welt.
Die MIPIM in Cannes ist das Immobilienschaufenster zur Welt.
SN/© S.d'HALLOY / IMAGE & CO

Alljährlich treffen sich die wichtigsten Vertreter der internationalen Immobilienbranche an der Côte d'Azur, konkret in Cannes. Dort werden bei der MIPIM nicht nur tolle Großprojekte von Dubai bis London präsentiert, sondern auch neue Trends gesetzt. Heuer herrschte auf der weltweit wichtigsten Immobilien- und Standortmesse vor allem Aufbruchsstimmung. Denn noch nie gab es so viel Kapital, für das Veranlagungsmöglichkeiten auf dem Immobilienmarkt gesucht werden, selten gab es so viel Bereitschaft, in neue Märkte und innovative Produkte zu investieren. "Das eröffnet auch für die österreichische Immobilienwirtschaft große Chancen und es ist erfreulich, dass so viele heimische Unternehmer, Manager und Experten auf dem global führenden Marktplatz für Immobilieninvestments vertreten sind. Hier wird über Milliardeninvestitionen entschieden und Österreich steht bei den wichtigsten Playern hoch im Kurs", sagt Michael Ehlmaier, geschäftsführender Gesellschafter von EHL Immobilien.

Klar zu erkennen war: Die Immobilienbranche wird allmählich vom Technikfieber angesteckt. Mehr als je zuvor war die MIPIM heuer auch eine Plattform für technologische Neuerungen. Wie in vielen anderen Branchen sind Vernetzung und optimierte Datennutzung die wesentlichsten Treiber für Innovationen. Begriffe wie "Blockchain" für die Abwicklung von Immobilientransaktionen oder "Proptech" (Optimierung von Abläufen und Prozessen mit neuesten Informations- und Kommunikationstechnologien) waren allgegenwärtig und auch neue, letztlich ebenfalls technologiegetriebene Finanzierungsformen wie etwa im Bereich Crowdinvesting waren Publikumsmagneten.

Ehlmaier: "Die Digitalisierung und damit verbundene neue technische Lösungen werden das Wirtschaftsleben und damit auch die Immobilienbranche wesentlich verändern. Wir integrieren diese kontinuierlich in unsere Dienstleistungen, um unseren Kunden so höchste Effizienz und Qualität garantieren zu können."

Die Staaten, die in der glücklichen Lage sind, große Summen investieren zu müssen, waren heuer mit ihren Staatsfonds besonders stark vertreten. Egal ob Abu Dhabi (Staatsfonds ADIA), Kuwait (KIA), Norwegen (Norges) oder Singapur (Temasek und GEC), das Who's who der staatlichen Investmentvehikel war nahezu vollzählig vertreten. Das Gleiche gilt für Pensionsfonds: Hier waren vor allem asiatische Schwergewichte etwa aus China oder Korea präsent.

Investoren suchen Investments in österreichische Wohnimmobilien
In der Vergangenheit standen bei der MIPIM eher Gewerbeimmobilien im Vordergrund. Umso auffälliger ist das wachsende Interesse internationaler Investoren an Möglichkeiten, sich auf dem österreichischen Wohnungsmarkt zu engagieren. Gesucht sind in erster Linie Entwicklungsprojekte oder neu errichtete Bestandsobjekte in Wien. Vor allem die demografische Entwicklung macht den bis vor Kurzem von ausländischen Käufergruppen weitgehend unbeachteten Markt attraktiv. Ehlmaier: "Der österreichische Wohnungsmarkt bietet aktuell ein ausgezeichnetes Chancen/Risiko-Profil. Ich bin davon überzeugt, dass noch heuer erste größere Transaktionen über die Bühne gehen werden."

In weltpolitisch turbulenten Zeiten bietet die MIPIM zudem die Gelegenheit zur Standortbestimmung. Welche europäischen Städte können zum Beispiel vom Brexit profitieren? Welche Folgen könnten die angekündigten Änderungen der US-Wirtschaftspolitik für die Märkte haben? Wie agieren Investoren im einstigen Boomland Türkei, das noch vor wenigen Jahren als "anatolischer Tiger" Milliardenbeträge anzog? "Das Stimmungsbild, das die großen Player von der MIPIM mitnehmen, wird die Märkte in den kommenden Jahren stark beeinflussen. Immobilien sind das langfristigste Investment der Welt. Entwickler und Investoren müssen frühzeitig erkennen, ob eine Krise oder auch ein Hype langfristige Verschiebungen der Marktverhältnisse zur Folge haben. Wer nur die nächsten zwei oder drei Jahre im Blick hat, wird in so turbulenten Zeiten, wie wir sie jetzt erleben, ein Problem bekommen."


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