Studenten optimieren Supermarkt

Es gibt immer etwas zu verbessern. Bereits zum wiederholten Mal kooperiert der Handelskonzern Spar mit der FH Salzburg, um Supermärkte nach völlig neuen Gesichtspunkten, vor allem in Hinblick auf den Energieverbrauch, zu errichten.BERNHARD Schreglmann
Von    /   
Realität: So sieht der Eurospar in Straßwalchen tatsächlich aus. spar
Realität: So sieht der Eurospar in Straßwalchen tatsächlich aus. spar
SN/sn / spar

Wann hat man als Student schon die Möglichkeit, sein Wissen am lebenden Objekt zu überprüfen? Für Studenten der FH Salzburg steht schon länger diese Möglichkeit zur Verfügung. Bereits zum zweiten Mal trafen sich die Interessen des Handelskonzerns Spar mit jenen der FH-Verantwortlichen. Wurde den Studenten des Studiengangs Smart Building im ersten Durchgang die Möglichkeit eröffnet, für einen neuen Supermarkt völlig neue Ideen zu entwickeln, so steht jetzt das Thema "Energie" im Vordergrund. Wermutstropfen dabei: In beiden Fällen wird nicht das Endergebnis tatsächlich gebaut. Allerdings zieht Spar daraus wichtige Schlüsse, die "in andere Supermarktprojekte einfließen", wie es aus der Zentrale heißt.

Das Thema im laufenden Studienjahr ist "Energieautarkie". "Reale Projekte sind in der Ausbildung der Studierenden essenziell", sagt Thomas Reiter, Leiter des Studiengangs. Spar stellte deshalb vom vorhandenen Eurospar-Markt in Straßwalchen Pläne, Energiedaten und das Know-how der Fachplaner zur Verfügung. Zunächst lernten die Studierenden bei einer Exkursion das Gebäude, die Energieströme und die Gebäudetechnik des Marktes kennen. Diese Erfahrungen wurden anschließend direkt in die Umsetzung des neuen Konzeptes eingearbeitet.

Neuartige Energiewandler wie zum Beispiel die Grätzel-Zelle (sie wandelt Lichtenergie in elektrische Energie um), aber auch bekannte Technologien wie Photovoltaik und Wasserkraft wurden eingesetzt. Um Autarkie zu erreichen, ist die Speicherung der Energie unumgänglich. Hier wurden die verschiedensten Systeme angewendet: Batteriespeicher, Wasserstoffspeicher und auch Schwungräder fanden Verwendung in den innovativen Konzepten. Schließlich forschten die Studenten noch nach weiteren Einsparungsmöglichkeiten bei Geräten, um Energie gar nicht erst zu benötigen.

Weiters wurden "Rawlemon-Solarkugeln" (dabei handelt es sich um mit Wasser gefüllte Kugeln, die Sonnenstrahlen bündeln und auf unter der Kugel platzierte Solarzellen umleiten) für die Stromerzeugung in die vorgesetzte Fassade integriert. Überschüssige Energie wird in einem Batteriespeicher zwischengespeichert. Die weitere Energie aus der Fassade wird direkt an Ort und Stelle verbraucht und betreibt beispielsweise die Beleuchtung, den Backofen, die Kälteanlage sowie die Heizung. Die Wärme wird mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe erzeugt.

Die Fassade des Gebäudes wird im Projekt aus wiederverwendbaren Fertigteilen hergestellt. Somit kann die Fassade abgebaut und an einem anderen Ort wiederverwendet werden. Durch die organische Form der Fassade versuchten die beiden Gewinner des Studentenwettbewerbs, Nadine Huber und Alexander Seiwald, das Gebäude an die natürliche Umgebung anzupassen. "Dieses Bild unterstreichen wir mit unserer begrünten Außenanlage", sagt Gewinnerin Nadine Huber.

Die größten Energieverbraucher in einem Supermarkt sind die Kühlgeräte. Dieser Verbrauch wird durch die Glastüren vor den Kühlgeräten um rund ein Drittel reduziert. "Durch diese Maßnahme schaffen wir es, dass im Sommer kein Heizen notwendig ist und dass der Energieverbrauch im Winter durch das Entladen des Speichers gedeckt wird", berichtet Alexander Seiwald. Die Beleuchtung ist der zweitgrößte Verbraucher, daher wird Kunstlicht vermehrt durch Tageslicht ersetzt, vorausgesetzt, dass genügend Licht vorhanden ist. Ist dies nicht der Fall, werden einzelne Beleuchtungsmittel gedimmt zugeschaltet und regeln automatisch die ideale Beleuchtung.

Doch welchen Vorteil zieht nun der Handelskonzern aus dem gemeinsamen Projekt? "Seit vielen Jahren setzen wir bei Bau und Umbau von Märkten auf ein umfassendes Nachhaltigkeits-Konzept", betont Gerald Geiger, Leiter für Bau, Energie und Technik bei Spar: "Dennoch sind wir laufend auf der Suche nach frischen Technik ideen, um unsere Märkte weiter zu verbessern. Mit dieser Kooperation ist uns das geglückt. Es waren viele interessante und spannende Projekte dabei, die nachhaltig und in der Praxis realisierbar sind."

Jährlich errichtet Spar österreichweit 100 neue Märkte. Jeder davon ist nach dem Spar-Bauhandbuch errichtet, das von der österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) zertifiziert wurde. Die nach diesen Regeln neu errichteten Märkte zeichnen sich durch umweltbewusste Architektur, moderne Kühltechnik mit Wärmerückgewinnung und LED-Beleuchtung aus. Im Vergleich zu herkömmlichen Märkten verbrauchen diese Neubauten rund 50 Prozent weniger Energie und produzieren mittels Photovoltaik den benötigten Strom teilweise selbst.


Bitte stimmen Sie der Einwilligung zu.