Studenten entwickelten Leichtbau aus Stroh

Architektur- studenten der TU Graz entwickeln als Masterprojekt die Gebäudeinnovation "Strohboid". Die leichte Holzgitterkonstruktion aus Strohballen, Lehm und Holzschindeln spart bei Material und Herstellungsenergie.
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Durch Glasfassaden geschlossen taugt der „Strohboid“ auch als Wohnraum für ein Ferienhaus. ITE – TU Graz
Durch Glasfassaden geschlossen taugt der „Strohboid“ auch als Wohnraum für ein Ferienhaus. ITE – TU Graz
SN/sn / ite - tu graz

Eine leichte Holzgitterkonstruktion, darauf Strohballen, Lehm und Holzschindeln - fertig ist das Haus der Zukunft", so erklärt Andreas Trummer vom Institut für Tragwerksentwurf der TU Graz das scheinbar simple Konzept des Gewölbebausystems "Strohboid". Es wurde von den Studenten Max Schade und Fritz Walter im Rahmen ihrer von Trummer betreuten Masterarbeit entwickelt. Wie sich gutes Design und schlaue Technik in der Umsetzung zu einem ökologisch nachhaltigen und ästhetisch überraschenden Ergebnis vereinen, davon können sich Interessierte bei der Präsentation des Prototyps jetzt sogar in der Realität überzeugen: Morgen, Sonntag, 25. September, bei der Eröffnung im Rahmen des Erlebnistags Freilichtmuseum Stübing und am 28. September bei der Projektvorstellung gemeinsam mit proHolz Steiermark, ebenfalls im Freilichtmuseum. Unterstützt wurden die Jungarchitekten von der Forschungsförderungsgesellschaft, der Land- und forstwirtschaftlichen Fachschule Alt-Grottenhof und proHolz Steiermark.

Leichtbau aus Holzstäben

Ein Leichtbausystem auszutesten und dessen Potenziale aufzuzeigen stand am Anfang der Masterarbeit. Gitterschalen sind die effizientesten der bekannten Tragwerksformen. Ohne technische Hilfsmittel ist die Planung so anspruchsvoll, dass bisher nur wenige Prestigebauten wie zum Beispiel die Multihalle von Frei Otto in Mannheim umgesetzt wurden.

Davon ließen sich Max Schade und Fritz Walter nicht abschrecken und sie bekamen von Andreas Trummer und Institutsleiter Stefan Peters volle Rückendeckung. Sie setzten darauf, dass der Einsatz von digitalen Hilfsmitteln vom Entwurf bis zur Fertigung neue Potenziale für innovative Bauweisen eröffnet. Entstanden ist der Prototyp "Strohboid". Errichtet in Sandwichbauweise aus Holzlatten und Stroh, zeigt der Bau die Gebäudegeometrie einer Sattelfläche. Dabei laufen zwei Holzgitterschalen übereinander, der Zwischenraum ist mit Strohballen ausgefüllt.

Damit das Holz die gewünschte Krümmung erreicht, kommt eine ausgeklügelte Bugholztechnik ins Spiel. Mittels Wasserdampf erhitzt und befeuchtet, wird Buchenholz weich und biegsam. Erkaltet bleibt es formstabil und belastungsfähig. Das Gebäude ist bis hin zur Dämmung aus Strohballen frei von Kunst- und Schadstoffen und kann nach seiner Nutzung zur Gänze recycelt werden. Mit Lehm verputzt, sind die Ballen vor Feuer und Schädlingen geschützt und regulieren Wärme und Feuchtigkeit ideal. Für Max Schade und Fritz Walter lagen die Vorteile der Strohbautechnik klar auf der Hand, weil die Ballen leicht bearbeitbar sind und sich perfekt für gekrümmte Konstruktionen eignen.

90 Prozent Energieeinsparung,

null Schadstoffe

Die Ökobilanz dieses Leichtbausystems kann sich sehen lassen: Die Holzgitterkonstruktion spart verglichen mit einem herkömmlichen Bau aus Holzständern die Hälfte an Baumaterial und verbraucht bis zu 90 Prozent weniger Herstellungsenergie verglichen mit Massivbauweisen. Kein Wunder, dass es schon Interessenten gibt, die das derzeit noch offene "Strohboid"-Konzept durch Glasfassaden thermisch geschlossen für Bioappartements oder Ausstellungsräume nutzen wollen.


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