Sorgenkind Airbnb

Die Vermietung an Private ist weltweit beliebt. Viele Städte gehen gegen den Anbieter vor, mit wechselndem Erfolg. BERNHARD Schreglmann
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Unter den Dächern Salzburgs gibt es viele Ferienwohnsitze.  
Unter den Dächern Salzburgs gibt es viele Ferienwohnsitze.  
SN/bernhard schreglmann

Die Verlockung ist groß: Für eine Nacht in New York, Wien oder Tokio braucht man nicht gleich ein Hotel, ein Bett irgendwo reicht auch. Das ist vor allem für junge Leute eine interessante Alternative. Airbnb hat diese Lücke gefüllt. Der Name stammt übrigens von "Air" (für Luftmatratze) und bnb, also bed and breakfast, quasi Bett mit Frühstück. Über das Internetportal kann man weltweit in privaten Unterkünften nächtigen, sehr zum Unwillen der gewerblichen Anbieter, der Hotels und auch der Stadtplaner. Denn Wohnungen, die (illegal) für touristische Zwecke verwendet werden, stehen für Wohnungssuchende nicht mehr zur Verfügung. Viele Städte versuchen daher, Airbnb zu verhindern. Mit teils wenig Erfolg. Trotz des seit Anfang Mai dieses Jahres etwa in Berlin geltenden Verbots zur Vermietung der eigenen Wohnung für Touristen bleibt die Auswahl für reiselustige Großstadtbesucher groß. So stehen auf den großen Vermittlungsportalen Airbnb, Wimdu und 9flats auch jetzt nach wie vor unzählige Zimmer und Wohnungen für Feriengäste zur Auswahl. Auch wenn das Verbot der Landesregierung gilt, scheinen sich die Anbieter darum kaum zu kümmern. Dabei sind die Konsequenzen im Regelfall alles andere als mild. Der Bußgeldkatalog weist bis zu 100.000 Euro auf. Auf diese Weise will das Land den engen Wohnungsmarkt entspannen, eine Maßnahme, die unter Experten nicht ganz unumstritten ist. Nichtsdestotrotz macht ein Blick auf die Statistik das Problem der deutschen Hauptstadt sichtbar. So gab es in Berlin nach Schätzungen zuletzt 10.000 bis 14.000 Ferienwohnungen. In Österreich, vor allem in Wien und Salzburg, sind die Probleme ähnlich. So laufen in Salzburg derzeit mehr als 26 Anzeigen. Eine touristische Nutzung bei Gebäuden mit mehr als fünf Wohnungen ist nach dem Salzburger Raumordnungsgesetz nicht erlaubt. Dennoch schätzt das Baurechtsamt, dass in Salzburg 600 bis 700 Wohnungen über Internetplattformen temporär vermietet werden.  Die Stadt Wien hat erst kürzlich die Regeln für private Zimmervermietung verschärft. Die Plattformen müssen künftig melden, wer bei ihnen Unterkünfte vermietet. Die Privatvermieter werden dann aufmerksam gemacht, was sie an Steuern zahlen müssen. Auch soll es höhere Strafen und mehr Kontrollen geben. Die Strafen für diejenigen, die nicht zahlen wollen, werden von 420 auf bis zu 2100 Euro im Wiederholungsfall erhöht. Die Sozialpartner drängen ohnehin nun auf eine österreichweite Lösung. Sowohl die Gewerkschaft vida als auch die Wirtschaftskammer (WKO) - konkret der Fachverband Hotellerie - fordern Schritte nach Vorbild der Hauptstadt auch in anderen Bundesländern.  "Jetzt ist der Bund aufgerufen, die positive Entwicklung in Wien aufzugreifen und eine flächendeckende Lösung auszuarbeiten und umzusetzen", appellierte Andreas Gollner, bei vida zuständig für den Bereich Tourismus.

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