Der Markt für Gebäudesicherheit boomt.
| SN/bernhard schreglmann |
Das Jahr 2015 war für die Anbieter von Sicherheitstechnik erfreulich wie schon lange nicht. In praktisch allen Warengruppen stiegen Nachfrage und Umsatz substanziell. Das zeigt das Branchenradar von Kreutzer, Fischer & Partner.
Im Vergleich zu 2014 wuchs etwa die Anzahl der verkauften Alarmanlagen um 14 Prozent oder der an und für sich stabile Markt für Sicherheitszylinder (vulgo Sicherheitsschlösser) um fünf Prozent. Selbst die Nachfrage nach Rollläden stabilisierte sich im vergangenen Jahr völlig überraschend, was wohl nicht zuletzt an der einbruchshemmenden Funktion des Produkts liegt.
Offenbar war vielen Österreichern ein erhöhter Einbruchschutz im vergangenen Jahr ein wichtiges Anliegen. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass im Jahr 2015 die Anzahl der angezeigten Einbrüche in Wohnungen und Eigenheime um neun Prozent sank. "Denn wenn es um Sicherheit geht, zählen Fakten bekanntlich wenig, derweil Gefühl ganz viel. Und das subjektive Sicherheitsgefühl der Österreicher sinkt zweifelsohne", heißt es in dem Report.
Auch der Markt für Sicherheitstüren machte im vergangenen Jahr einen beachtlichen Sprung nach oben. Die Herstellererlöse stiegen um 7,3 Prozent auf 130,3 Mill. Euro. Dabei ging der Trend klar zu Türen der oberen Sicherheitsklassen (Widerstandsklasse RC 3 bzw. RC 4), wobei sich der Umsatz mit RC-4-Türen sogar nahezu vervierfachte. Mittlerweile entfallen bereits knapp sechzig Prozent der Erlöse auf Sicherheitstüren der beiden höchsten Widerstandsklassen.
Wohnungstüren werden in Österreich überhaupt praktisch nur noch als Sicherheitstüren angeboten. Der Anteil der Wohnungstüren ohne Widerstandsklasse lag zuletzt bei mageren drei Prozent. Anders war die Situation bei Haustüren für Eigenheime. Hier wurde lediglich jede zweite Tür als Sicherheitstür ausgeführt. Das mag auch daran liegen, dass die meisten Einbrüche in Einfamilienhäuser sowieso nicht über den Vordereingang, sondern über ebenerdige Fenster und Terrassentüren erfolgen und deshalb der Einbruchsschutz eher über Rollläden oder Alarmanlagen erfolgt.
Trotz all dieser Sicherheitsmaßnahmen gehen an einer anderen Stelle wieder Sicherheitslücken auf. Diese betreffen aber weniger den Eigenheimbesitzer als vielmehr Gewerbeobjekte oder öffentliche Gebäude, und das weltweit. Denn wenn es um die Sicherheit von Hightechgebäuden geht, haben es Hacker laut den Security-Experten von Whitescope leicht. Schuld sind installierte Building-Management-Systeme (BMS), die durch ihre Online-Features zwar eine Senkung der Energiekosten ermöglichen, aber auch Cyber-Angreifern Türen öffnen, um die Kontrolle über die Systeme zu übernehmen. Betroffen sind unter anderem Forschungsinstitute, Krankenhäuser, Sportstadien oder Kirchen.
Dramatische Folgen hätte ein derartiges Eindringen in vernetzte Gebäudesysteme auch in Krankenhäusern, wo Hacker beispielsweise einfach den Strom abschalten könnten. Auch Diebstähle wären durch Ausnutzung von Sicherheitslücken somit ein Kinderspiel. Hacker könnten auf einen Schlag alle Überwachungskameras deaktivieren und einfach in das Gebäude marschieren.
"Smart Buildings" sind also gefährdete Objekte. "Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis diese Schwachstellen in größerem Stil ausgenutzt werden", fürchtet etwa Andrew Kelly, Chef-Security-Consultant beim britischen Rüstungs- und Forschungskonzern QinetiQ: "Die große Schwachstelle sind die BMS-Systeme. Sie wurden anscheinend fast ohne Ausnahme angeschafft, ohne sich Gedanken über die Sicherheit zu machen."
Wollen Sie die "Salzburger Nachrichten" kostenlos testen?