"Science Tower": Ein Leuchtturm der Innovationen

Österreichische Unternehmen sorgen mit dem Bau des "Science Tower" in Graz für Aufsehen. Ein Teil des Turms erhält eine Energieglas-Fassade, die Licht in Strom umwandelt.
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Keine Science-Fiction: Der bis zum Dach mit neuester Technologie      bestückte „Science Tower“ wird bis  Jahresende fertiggestellt und zum neuen Wahrzeichen von Graz.
Keine Science-Fiction: Der bis zum Dach mit neuester Technologie      bestückte „Science Tower“ wird bis Jahresende fertiggestellt und zum neuen Wahrzeichen von Graz.
SN/sfl technologies

Was wie Science-Fiction klingt, wird in Graz gerade Wirklichkeit: Die Realisierung des "Science Tower" durch die österreichischen Firmen FIBAG und SFL Technologies ist der erste Baustein für den smarten Stadtteil Graz-Mitte. Im Juni wurde dem Turm bei der Gleichenfeier die Dachkonstruktion aus Stahl aufgesetzt - die Fertigstellung ist bis Ende des Jahres geplant.

Der 60 Meter hohe Science Tower soll nicht nur Wissenschaft und Forschung beherbergen, sondern auch selbst ein Forschungsobjekt für neue Gebäudetechnologien werden.

Bis zum 12. Obergeschoß werden Büros ausgebaut, in denen primär Grazer Unternehmen aus dem Bereich "Green Sciences" eingemietet sein werden, die gemeinsam mit den umliegenden Unternehmen und Universitäten einen "Science Cluster" - eine Zusammenführung von Know-how, Technologien und Ideen für eine ökologische und nachhaltige Zukunft - bilden.

Glasfassade mit"Fotosynthese
Die äußere Hülle des Science Towers besteht partiell aus Energieglas. Diese einzigartige und neue Glastechnologie wandelt (Sonnen-)Licht in elektrische Energie um, ist dabei aber farbig transparent. Kernbestandteil von Energieglas ist die Grätzelzelle (auch "dye-sensitized solar cell, DSC), benannt nach dem Schweizer Chemiker Michael Grätzel.

Diese Zellen wandeln - ähnlich der Fotosynthese bei Pflanzen - Sonnenlicht mithilfe eines Farbstoffes in elektrische Energie um. Das Energieglas besteht aus zwei beschichteten, aneinanderliegenden Glasscheiben, deren Zwischenraum mit einem farbigen Elektrolyt gefüllt ist. Im Allgemeinen werden auf Rutheniumkomplexen beruhende Farbstoffe eingesetzt, jedoch sind auch Brombeer- und Hibiskustee-Extrakte geeignet.

Energieglas funktioniert auch bei diffusem Licht, ist unempfindlich gegenüber Erwärmung oder Verschattung. Die Ausgangsprodukte sind kostengünstig und haben einen geringen ökologischen Fußabdruck.

In der Fassade des Science-Towers wird im Klarglasbereich auch eine weitere Innovation zum Einsatz kommen: Die von SFL entwickelte CVG-Technologie (CVG steht für "Chemisch Vorgespannte Gläser") erlaubt erstmals eine ultraleichte und dennoch hochbelastbare Ausführung von großflächigen Fassadenglaselementen.

Von Windturbinen bis Urban Gardening
Aber nicht nur in Sachen Glas wird der Science Tower das innovativste Gebäude Österreichs, wenn nicht sogar von ganz Europa: Dank ausgeklügelter Lichttechnologie werden pflanzliche Lebensmittel produziert, auf das Dach kommt ein Urban-Gardening-Bereich. Eine Geothermie-Anlage sorgt für Kühlung im Sommer und wärmt im Winter. Gewonnene Energie wird gespeichert und im Winter dazu genutzt, um den Platz rund um den Turm eisfrei zu halten. Selbst die bei der Abwärtsbewegung des Liftes entstehende Energie wird rückgewonnen und Elektroautos werden beim Science Tower nicht nur per Steckdose, sondern auch durch befahrbare Induktionsfelder kabellos aufgeladen.

Neben der Sonnenenergie und Erdwärme wird im Science Tower auch die Windkraft genutzt. Dazu werden auf dem Dach des Turms neuartige Turbinen zum Einsatz kommen. Diese ähneln weniger einem klassischen Windrad, sondern eher einer Flugzeugturbine.

Man darf gespannt sein, wie sich all diese neuen Technologien in der Praxis bewähren. Manches wird vielleicht nie den Sprung zur Alltagstauglichkeit schaffen, einiges möglicherweise das Bauwesen revolutionieren. Der Science Tower zeigt jedenfalls, wohin die Reise geht. Und das Erfreuliche: Es sind jede Menge österreichischer Firmen mit an Bord.


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