Mediator hilf! - Wenn Nachbarn nerven

Ball spielende Kinder, Schuhkastln im Stiegenhaus oder ein Nachbar, der auf dem Balkon unterhalb raucht: Das Konfliktpotenzial in Wohnanlagen ist groß. Die Stadt bietet nun Vermittler an.
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Schön, wenn man nette Nachbarn hat. Hochbautechniker Gerhard Enner und Psychotherapeutin Gertrud Wölke vom 13-köpfigen Mediatorenteam der Stadt helfen, wenn es nicht so ist.
Schön, wenn man nette Nachbarn hat. Hochbautechniker Gerhard Enner und Psychotherapeutin Gertrud Wölke vom 13-köpfigen Mediatorenteam der Stadt helfen, wenn es nicht so ist.
SN/Knoll

Salzburg. Immer dieser Lärm! "Ganz krank könnt' ich werden, weil die Nachbarn über mir pausenlos durch ihre Wohnung laufen, und ich höre jeden Schritt. Die sind wirklich boshaft und nehmen überhaupt keine Rücksicht auf mich", schimpft die Bewohnerin einer Wohnanlage im Süden der Stadt. Reden mit besagten Nachbarn hat nichts genützt, Beschwerden bei der Hausverwaltung ebenso wenig, bis sie schließlich im Beauftragten-Center der Stadt im Magistrat gelandet ist. Unter dem Motto "Darüber reden hilft!" sitzen dort neuerdings Mediatoren, die kostenlose erste Hilfe anbieten. Dabei versuchen die Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen - Bautechniker, Juristen, Psychologen, Lehrer oder Lebens- und Sozialberater - herauszufinden, worum es geht und welche Schritte bereits gesetzt wurden. In weiterer Folge werden sie an die richtige und zuständige Stelle weitergeleitet. "Streitigkeiten entstehen in erster Linie, weil sich jemand nicht gehört bzw. verstanden fühlt", erklärt Psychotherapeutin Gertrud Wölke vom Mediatorenteam. "Wenn ein Konflikt schon lange läuft und schon viele böse Worte gefallen sind, ist es oft schwierig, wieder auf eine sachliche, weniger emotionsgeladene Diskussionsebene zurückzufinden. Hier setzen wir an und versuchen die Hoffnung aufzubauen, dass ein Konflikt lösbar ist", erklärt Wölke das Ziel dieses Angebots, um sich gegenseitig besser zu verstehen.

Mit Fällen wie jenem der oben beschriebenen Bewohnerin ist Gerhard Enner, Architekt, Hochbautechniker und Autor, häufiger befasst. "Lärm ist tatsächlich gesundheitsgefährdend und verursacht jede Menge Folgekosten. Außenlärm haben wir recht gut im Griff, aber bei älteren Wohnungen kommt es immer wieder zu Problemen wegen Trittschall oder hellhörigen Wänden. Meist ist jedenfalls die Bauweise schuld und nicht der bösartige Nachbar. Hier erreichen wir schon viel, wenn die betroffene Person die Ursache versteht."

Entstanden ist die Idee aus den Erfahrungen der Bewohnerservicestellen und einer Tagung zum Thema "Netzwerk Nachbarn". Jeden Mittwoch von 17 bis 19 Uhr stehen jeweils zwei Experten für das kostenlose Erstgespräch zur Verfügung. Sie unterliegen dem Datenschutz, der Verschwiegenheitspflicht und beraten auch anonym. Eine Anmeldung ist nötig unter Tel. 0662/ 8072-2046 oder unter beauftragtencenter@ stadt-salzburg.at.


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