In Burgfried wird verdichtet

Hallein-Burgfried ist ab Herbst Schauplatz eines Smart-City-Forschungsprojekts: Wohnungen aus den 1940ern erhalten Balkone und einen Außenlift, unterm Dach entstehen barrierefreie Wohnungen.
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Dachgeschoßwohnungen statt Dachböden bekommt dieses Haus in der Salzachtalstraße.
Dachgeschoßwohnungen statt Dachböden bekommt dieses Haus in der Salzachtalstraße.
SN/sw/strübler

Läuft alles nach Plan, sollen die Bauarbeiten in der Salzachtalstraße im September beginnen. Ausziehen müssen die Mieter der bestehenden Wohnungen aus den 1940er-Jahren deshalb nicht. "Das Abtragen des Daches ist keine Hexerei, das Aufsetzen der neuen Wohnungen in Leichtbauweise ebenso wenig", sagt Bürgermeister Gerhard Anzengruber (ÖVP). Der Lift entsteht an der Außenseite des Gebäudes. Auch die multifunktionale Fassade, die Bauteilaktivierung und Schallabsorber vereint und künftig das Heizen und Kühlen übernimmt, wird in Fertigelementen vor die bestehende Fassade gestellt. "Ergänzt um Erdwärme und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, wird sich das positiv auf die Betriebskosten der Mieter auswirken", ist Anzengruber überzeugt. Mit geringfügig höheren Mieten müssten die Bewohner allerdings aufgrund der Aufwertung der Wohnungen zur Kategorie A rechnen. "Der bisherige Standard der Kategorie B ist für die langjährigen Bewohner ein gewohnter. Neu zuziehende Familien würden eine Wohnung ohne Balkon oder Lift aber nicht akzeptieren", so Anzengruber.

Die Erfahrungen aus dem ersten Projektabschnitt in der Salzachtalstraße sollen bereits in die 2018 startende nächste Phase einfließen. Dann wird ein ebenfalls aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts stammendes Gebäude in der Döttlstraße auf dieselbe Art und Weise modernisiert. Zu den insgesamt 30 Bestandswohnungen an den beiden Standorten kommen ca. sieben neue Dachgeschoßwohnungen pro Gebäude hinzu. "Die in den 40er-Jahren zum Wäschetrocknen angelegten Dachböden braucht heutzutage niemand mehr", sagt Anzengruber.

Der Architekt Paul Schweizer ist Leiter des projektausführenden Konsortiums: "Unser Projekt ,Wohnen findet Stadt!' setzt auf eine Kombination technischer und sozialer Innovationen. Dadurch wird nicht nur der Energieverbrauch stark sinken, sondern auch der Freiraum besser zugänglich gemacht." Derzeit reicht die Wiese bis an das Gebäude heran und ist praktisch ungenützt. Um junge Familien anzulocken, will Schweizer unter anderem Spielplätze errichten. Aktuell ist der Altersschnitt in den Gebäuden in der Salzachtalstraße und der Döttlstraße im Vergleich zur restlichen Bevölkerung hoch. Mit der Barrierefreiheit soll es auch älteren Mietern möglich sein, in eine der neuen Wohnungen im Dachgeschoß zu ziehen.

"Nach der Fertigstellung im Jahr 2019 werden wir an den beiden Standorten um ein Drittel mehr Wohnraum haben als derzeit", sagt Anzengruber. Getüftelt wird deshalb auch an einer Verkehrslösung. "Ein Drittel mehr Wohnungen bedeutet ein Drittel mehr Autos. Es müssen Parkmöglichkeiten und eine Lösung für die Einmündung in die B 159 gefunden werden."

Das Forschungsprojekt, an dem neben dem Architekten Paul Schweizer und der Stadt Hallein auch die Fachhochschule, die Research Studios Austria Forschungsgesellschaft und der Tischler Kurt Fallast beteiligt sind, ist der erste Teil eines viel größeren Plans der Stadt Hallein, der im Endausbau ein riesiges Areal von über 200.000 Quadratmetern im Stadtteil Burgfried umfassen soll. Bürgermeister Gerhard Anzengruber spricht von "rund 20 Objekten im Gemeindeeigentum" sowie zahlreichen weiteren Genossenschaftsgebäuden, die langfristig auf ähnliche Weise modernisiert werden sollen. "Die GSWB beobachtet unser Projekt mit großem Interesse."


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