Immobilienfirmen ziehen unter ein Dach

Nach monatelangen Übernahmekämpfen begraben Immofinanz und CA Immo das Kriegsbeil und schließen sich zusammen. Warum?
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Wir  haben gerade 26 Prozent erworben und das ist ganz ordentlich<AnführungAus14></AnführungAus14><Vorschub2mm_14></Vorschub2mm_14>(Oliver Schumy, Immofinanz-Chef)
Wir haben gerade 26 Prozent erworben und das ist ganz ordentlich(Oliver Schumy, Immofinanz-Chef)
SN/APA (Archiv)/ROLAND SCHLAGER

"Wen man nicht besiegen kann, mit dem muss man sich verbünden" - getreu diesem Motto schließen sich jetzt die lange verfeindeten Immobilienunternehmen Immofinanz und CA Immo zusammen. Geklappt hat es erst im zweiten Anlauf. Vor einem Jahr hatte die Immofinanz schon einmal versucht, einen maßgeblichen Anteil am Mitbewerber CA Immo zu kaufen. Damals war man bereit, 531 Mill. Euro für 29 Prozent der Anteile zu bezahlen.

Diesmal musste der neue Immofinanz-Chef Oliver Schumy schon deutlich mehr auf den Tisch legen, nämlich 604 Mill. Euro für 26 Prozent. Das entspricht einem Aktienpreis von 23,50 Euro je Aktie, ein gutes Viertel mehr als der vor einem Jahr gebotene Preis von 18,50 Euro je Aktie. Verkäufer des Anteils sind die O1-Group des russischen Immobilieninvestors Boris Mints sowie die ihm zuzurechnende Terim Limited. Die Finanzierung soll durch zusätzliches Fremdkapital sowie die Ausgabe einer Wandelschuldverschreibung finanziert werden.

Diese Beteiligung sei der erste Schritt für einen geplanten vollständigen Zusammenschluss, teilten beide Immo-Firmen am Montag überraschend mit. Der Aktienkauf soll vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden, des Immofinanz-Aufsichtsrat sowie des CA-Immo-Vorstands im Sommer erfolgen, die Fusion soll im Lauf des Jahres 2017 stattfinden. Davor allerdings will sich die Immofinanz noch von ihrem problembehafteten Russland-Portfolio trennen, das "einer anderen Marktdynamik unterliegt und ein höheres Risikoprofil aufweist", wie es am Montag hieß. Die Immobilien in Russland hatten der Immofinanz durch notwendig gewordene Abwertungen von 400 Mill. Euro einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2015/16 eingebrockt.

Mit dem Einstieg beim Konkurrenten endet ein langes Tauziehen mit wechselseitigen Übernahmeversuchen, die auch von kostspieligen Rechtsstreitigkeiten begleitet waren. Die Absicht hinter der jetzt vereinbarten Fusion sind deutliche Kosteneinsparungen, erklärten beide Seiten übereinstimmend. Schon der vereinbarte Erwerb von 25.690.193 Stückaktien sowie vier Namensaktien der CA Immo bringe Synergien von zehn Millionen Euro jährlich, davon 6,5 Mill. Euro für die Immofinanz, sagt Schumy. Letztlich soll die Fusion jährliche Einsparungen von 33 Mill. Euro bringen. Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger bezweifelt das. Am Anfang würden Kosten für Anwälte und Berater Synergien auffressen, erwartet Rasinger.

Zufrieden äußerte sich am Montag der frühere OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer in seiner Funktion als Aufsichtsratschef der CA Immo. Die Verschmelzung sei "der nächste logische Schritt in der Evolution unseres Unternehmens", erklärte er.

Mit der geplanten Fusion entsteht ein Unternehmen mit 2,8 Mrd. Euro Börsenwert, wovon 1,6 Mrd. Euro auf die Immofinanz entfallen. Die Immobilien der beiden Unternehmen sind zusammen 6 Mrd. Euro wert. Zwei Drittel des Vermögenswertes entfallen auf Büroimmobilien, ein Drittel auf den Handel. 41 Prozent der Immobilien im Bestand liegen in Deutschland und Österreich. Der Fusion müssen erst die Aktionäre beider Unternehmen in den jeweiligen Hauptversammlungen zustimmen.

Beide Immobilienfirmen zählten am Montag an der Wiener Börse zu den Gewinnern. Ihre Aktien lagen am Nachmittag rund drei Prozent im Plus.

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