Die Wohnanlage in der Bahnhof-/Kirchenstraße wird trotz integrierter Verkaufsflächen für Lidl komplett getrennt vom Nahversorger betrieben. GBV/F. Neumayr/S. Berger
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Der Wohnraum in Salzburg ist knapp und Bauland steht nicht unbegrenzt zur Verfügung, zudem eignet sich nicht jedes Grundstück für die Errichtung von Wohnanlagen. Die Grundstückspreise steigen, auch geeignete Flächen für geförderten Mietwohnbau sind rar und so stellt das Thema bezahlbares Wohnen die Politik und die Gemeinden vor große Herausforderungen.
Die Salzburger gemeinnützigen Bauvereinigungen - gswb, Salzburg Wohnbau, Heimat Österreich, die salzburg, Bergland sowie Eigenheim St. Johann - wollen sich für einen verantwortungsvollen und ressourcenschonenden Umgang mit Baugrundstücken starkmachen und setzen dabei unter anderem auf die Überbauung von gewerblich genutzten Flächen. In den letzten Jahren wurden bereits etliche Bauprojekte realisiert, bei denen von vornherein der Bau von beispielsweise Lebensmittelmärkten in die Planung von Wohnanlagen mit einbezogen wurde. Auch der umgekehrte Weg macht Sinn, also bestehende, eingeschoßige Gewerbeeinrichtungen im Zuge eines geplanten Um- oder Neubaus mit Wohnungen zu überbauen. Für Markus Sturm, Obmann-Stellvertreter der gemeinnützigen Bauvereinigungen Salzburgs, liegt der Vorteil auf der Hand: "Für die Errichtung neuer Wohnungen muss bei dieser Art einer sinnvollen städtischen Nachverdichtung kein unbebautes Grundstück verwendet werden." Dennoch bergen solche Bauprojekte auch ganz spezielle Herausforderungen, die es schon im Vorfeld zu beachten gilt. So müssen bei einer Kombination von Gewerbe und Wohnraum ein erhöhtes Verkehrsaufkommen aufgrund des täglichen Kundenstroms, eine erhöhte Lärmbelastung und eine geregelte Parkplatzsituation bereits in der Planungsphase bedacht werden. Solch potenziellen "Reibungspunkten" habe man laut Martin Schmidt von der gswb Neubau Projektentwicklung bei einem gemeinsamen Projekt der gswb mit der Viktoria Projektbau durch eine strikte Trennung der Aufschließung von Fernwärme, Müll- und Parkplätze etc. entgehen können. Im Zuge des genannten Projektes entstanden auf einem Baurechtsgrundstück des ehemaligen Fuchsengutes an der Ecke Sterneckstraße/Vogelweiderstraße insgesamt 66 Miet- und Eigentumswohnungen sowie ein Billa-Supermarkt im Erdgeschoß.
Dass sich eine gemeinsame Nutzung von beispielsweise einer Tiefgarage durch Kunden und Anrainer nicht verträgt, ist auch Karl Huber, Geschäftsführer von Heimat Österreich, überzeugt. So wurden 2008 bei der Errichtung einer Wohnanlage samt integrierten Verkaufsflächen für Lidl in der Bahnhof- bzw. Kirchenstraße von vornherein zwei getrennte Tiefgaragen eingeplant. Auch die Energieversorgung sowie die Haustechnik von Nahversorger und Mietern sind komplett voneinander getrennt.
Weitere gelungene Bauprojekte, bei denen darauf geachtet wurde, sowohl die vorhandenen Grundstücksflächen optimal auszunutzen als auch die Bedürfnisse und Anforderungen der Bewohner und gewerblichen Nutzer zu berücksichtigen, sind beispielsweise ein Mehrgenerationenprojekt von die salzburg in der Siebenstädterstraße oder auch eine Wohnanlage samt integriertem Spar-Markt in Grödig von der Wohnbau-Genossenschaft Bergland.
Markus Sturm - auch als Vorstandsobmann von die salzburg tätig - bezeichnet die Bebauung des fast 15.000 m2 großen Areals in der Siebenstädterstraße als vollen Erfolg. Dort sind neben 56 geförderten Mietwohnungen auch 32 Seniorenwohnungen, ein Seniorenheim, ein Tagespflegezen trum, eine Krabbelstube sowie Geschäftsflächen für einen Billa-Supermarkt und ein Blumengeschäft untergebracht. "Die Bewohner schätzen die gute Infrastruktur mit einem Nahversorger im Haus. Auch die Kombination von Alt und Jung funktioniert sehr gut, die Senioren vom Betreuten Wohnen sind in einem separaten Gebäude zu den Familienwohnungen untergebracht", erklärt Sturm. Das Projekt in Grödig hingegen hatte mit anfänglichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die geplante Bebauungsdichte sei der Politik zu hoch gewesen, erklärt Bergland-Geschäftsführer Philipp Radlegger. Erst nach einem langwierigen Umplanungsprozess und hohen Zusatzkosten konnte der Bau der Wohnanlage samt Spar-Markt im Erdgeschoß in die Tat umgesetzt werden. Schlussendlich sei nach der Eröffnung der Anlage 2015 der Zuspruch vonseiten der Politik jedoch sehr groß gewesen, zeigt sich Radlegger erfreut, "dass nun von der Politik erkannt worden ist, dass man dichteres Bauen fördern soll".
Politik und Gemeinden für die Thematik eines verantwortungsvollen Umgangs mit Grundstücksflächen zu sensibilisieren - darin sieht auch GBV-Obmann-Stv. Markus Sturm einen wichtigen Schritt in Richtung ressourceneffizientes Bauen der Zukunft.