Experten zieht es ins Ausland

Heimische Bau- und Architekturdienstleistungen sind weltweit gefragt. Viele heimische Experten haben bereits im Ausland gebaut bzw. hegen Wünsche in diese Richtung.
Von    /   
Viele erfolgreiche heimische Architekten wollen auch im Ausland bauen. 
Viele erfolgreiche heimische Architekten wollen auch im Ausland bauen. 
SN/bernhard schreglmann

Ob Architektur, Gebäudetechnik, Vermessung, Tunnelbau, Wasser oder Energieeffizienz - die Fachkenntnisse österreichischer Architektur-, Ingenieur- und Ziviltechnikerunternehmen sind weltweit gefragt. Von volkswirtschaftlicher Relevanz ist dies deshalb, weil jeder Euro an Architektur- und Ingenieurdienstleistungen rund sechs Euro an Warenlieferungen ins Ausland nach sich zieht. Das zeigt eine von Außenwirtschaft Austria, Austrian Development Agency (ADA) sowie dem Verband der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe (VZI) in Auftrag gegebene Umfrage.

Demnach gaben rund 95 Prozent der befragten Architektur-, Ingenieur- und Ziviltechnikerunternehmen an, bereits im Ausland tätig gewesen oder derzeit tätig zu sein. "Dieses Ergebnis zeigt, dass die Tätigkeit im Ausland auch für kleine Büros ein Thema ist, denn rund ein Drittel der befragten Unternehmen gab an, weniger als zehn Mitarbeiter zu beschäftigen", erklärt Michael Otter, stv. Leiter der Außenwirtschaft Austria.

Für rund 80 Prozent der im Ausland tätigen Befragten ist der europäische Raum der erfolgreichste, etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen nannte den asiatischen Raum und etwas weniger als ein Drittel ist oder war in Afrika und Nordamerika tätig. An vierter Stelle liegen mit weniger als zehn Prozent der Nennungen Lateinamerika und Ozeanien.

Als derzeitige Schwerpunktländer in Europa liegen Zentral- und Ost- bzw. Südosteuropa (CEE/SEE-Länder) und Deutschland ganz vorn. Interessant ist: Bei den zukünftigen Wunschgebieten innerhalb Europas ist Deutschland vorn, gefolgt von Skandinavien, der Schweiz und England, die CEE/SEE-Länder rücken jedoch an letzte Stelle. Dabei halten sich sowohl in Europa als auch in den Fernmärkten öffentliche und private Auftraggeber die Waage, österreichische Unternehmen werden nach eigener Einschätzung von beiden gleichermaßen beauftragt.

Mit 22 und 17 Prozent stellen der Hoch- und Tiefbau den größten Anteil dar, gefolgt von Energieconsulting mit 15 Prozent, Wasserbau- und Umwelttechnik mit zwölf Prozent, Vermessungswesen sowie Industrie- und Gebäudetechnik mit jeweils neun und acht Prozent sowie Raum- und Landschaftsplanung mit fünf Prozent.

Von rund 48 Prozent der Befragten wird die Finanzierung von Projekten als größtes Hindernis betrachtet, gefolgt von den Bestimmungen des österreichischen Arbeitsrechts und lokalen Rahmenbedingungen, die Projekte oftmals verhindern. Hinter Letzterem verbirgt sich das Stichwort Korruption: Während sich rund die Hälfte der Befragten als unverwundbar im Hinblick auf Korruption einschätzte, gaben jeweils knapp 30 Prozent der Umfrageteilnehmer an, sich in korruptionsanfälligen Märkten grundsätzlich nicht für Aufträge zu bewerben, bzw. sind der Überzeugung, dass Projekte aufgrund diesbezüglicher lokaler Rahmenbedingungen in der Vergangenheit bereits gescheitert sind.

Beim Blick in die Zukunft sind rund 40 Prozent der Befragten eher pessimistisch: Sie schätzen die zukünftigen Chancen, zu Aufträgen im Ausland zu kommen, deutlich schlechter ein als heute. Als häufigster Grund dafür wird der Konkurrenzdruck von Billigstanbietern, insbesondere aus den Schwellenländern, genannt.


Bitte stimmen Sie der Einwilligung zu.