Die Küchentrends gehen in verschiedene Richtungen.
| SN/bernhard schreglmann |
Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen", das wusste schon Altmeister Loriot. Und lauscht man den Ausführungen von Uwe Linke, erfolgreichem Einrichter, Raumpsychologen, Buchautor und Paartherapeuten, bei der Fachmesse "Küchenwohntrends" in Salzburg, dann gehen gerade beim Thema Wohnen und Einrichten die Vorstellungen von Männern und Frauen weit auseinander. Und das hat Gründe, die weit in die Evolution zurückreichen. Gerade beim Einrichten haben Frauen das Heft in der Hand, 80 Prozent der Käufer sind laut einer deutschen Studie weiblich, das wird wohl in Österreich nicht anders sein. "Männer interessieren sich zwar für das Thema, delegieren es aber lieber", sagt Linke. Frauen denken und entscheiden anders, sie haben eine andere Weltsicht.
Linke verweist auf die große Trendstudie "Zukunft des Einkaufs. Heute und 2030", die sich auch mit diesem Thema befasst. Demnach suchen Frauen generell eher die Veränderung als Männer. "Es gibt zum Beispiel kein Frisurenmagazin für Männer, weil sie ihre Frisur erst dann ändern müssen, wenn die Haare ausfallen", erläutert der Experte. Dafür kaufen 46 Prozent der Männer online ein, aber nur 36 Prozent der Frauen. Und Männern ist die Technik wichtig, vor allem deren Zahlen und Fakten. "Männer fallen darauf hinein, dass beispielsweise Fernseher möglichst viele Hertz aufweisen, auch wenn das technisch eigentlich eine niedrige Grenze hat", erläutert der Experte, "Frauen fragen einfach: Was ist der Unterschied? Sie schauen viel mehr auf die Performance als auf irgendwelche technischen Daten."
Linke veranschaulicht die verschiedenen Vorlieben anhand von Küchenmodellen. Da ist einerseits eine fast schwarze Porsche-Design-Küche mit geraden Linien und blanken Oberflächen, die vor allem Männer anspricht. "Diese Küche ist ein Statement", betont Linke, "Männer lieben es, Bauklötze aufeinanderzustellen. Und diese Küche passt da genau." Würde ein Koch die Küche einrichten, sähe sie ganz anders aus, aber darum geht es Männern beim Küchenkauf nicht.
Anders die "Frauenküche", die sich verspielt gibt, lieb, nett und weich wirkt. Und gleich noch ein Unterschied: "Frauen haben meist eine Reihe von Messern in der Küche, die alle unscharf sind", erzählt Linke, "sie haben Angst vor scharfen Messern. In Wirklichkeit aber bergen unscharfe Messer eine weit höhere Verletzungsgefahr, etwa weil man mehr Kraft aufwenden muss und ständig abrutscht."
Männer haben auch beim Kochen andere Prioritäten. "Das Magazin ,Beef!' ist eine hoch erfolgreiche Zeitschrift für Männer ernährung. Es ist die einzige Männerzeitschrift, die ohne Motorteil auskommt", bringt der Experte ein Beispiel. Gerade die Themen "Grillen" und "Fleisch" seien fest in Männerhand. Das hängt auch mit dem archaischen Thema "Feuer" zusammen. Linke: "Das Feuer zu beherrschen hat eine Faszination, bietet Kontrolle und beweist, dass man Macht in der Hand hat."
Frauen haben da ganz andere Prioritäten, etwa "ästhetische Gesundheit" bei den Speisen oder das gemeinsame Zusammensitzen beim Essen mit Familie und Freunden. "Das vermittelt ,Glück'", betont Linke. Von den acht Millionen Vegetariern in Deutschland seien gerade einmal drei Prozent männlich.
Und gerade beim Einkauf und beim Einrichten steht deshalb hinter vermeintlich nüchternen Entscheidungen immer eine emotionale Komponente. "Wenn Männer von der Arbeit heimkommen, wollen sie vor allem Ablenkung. Deshalb spielt auch der Fernseher eine so große Rolle", weiß Linke, "Frauen hingegen telefonieren mit Freundinnen oder lesen ein Buch."
Gerade bei der Küche lasse sich ein Phänomen erkennen, jenes der Gegenbewegung. "Seit es den Trend zum Vegetarismus gibt, haben noch nie so viele Burgerlokale aufgemacht", erzählt Linke. Das gilt auch in den eigenen vier Wänden: "Je mehr TV-Kochshows es gibt, umso weniger wird gekocht. Je mehr multifunktionale Küchen, umso weniger wird gekocht. Je mehr der Trend zu Lebensmitteln aus der Region geht, umso mehr Fertiggerichte werden gekauft." Denn das eine gehört eben zum Lifestyle. Die Realität ist anders: Immer weniger Jugendliche lernen von ihren Eltern noch kochen.
Linke ist sich jedenfalls sicher, dass auch in Zukunft das Einrichten wesentlich von den Rollenbildern gelenkt wird: "Das wird sich zwar etwas auflösen, aber noch lange halten."