Ein Wegweiser für die Zukunft

Die Wahl des Studiums ist nicht einfach. Sich selbst zu kennen, hilft dabei. Doch woher soll der Maturant wissen, wo die Talente liegen?Angelika Wienerroither
Von    /   
SN/denisismagilov - Fotolia

Bereits ein bis zwei Jahre vor der Matura sollten die Jugendlichen überlegen, was ihre Zukunft bringen solle, sagt Gertraud Meusburger, Leiterin der Psychologischen Beratungsstelle für Studierende in Salzburg. Zulassungsbeschränkungen, frühe Anmeldefristen und Eignungstests machten eine frühe Planung nötig: "Wer ein halbes Jahr vor dem Studienbeginn zu überlegen beginnt, hat bereits viele Optionen verspielt."

Das wichtigste Motiv für die Studienwahl sei das Interesse am Fach. "Man sollte über seine persönlichen Stärken und Interessen sowie beruflichen und persönlichen Werte gut Bescheid wissen", sagt Meusburger. Doch woher weiß der Maturant, was ihm liegt?

5000 Pflichtschüler berät der Talentecheck der Wirtschaftskammer im Jahr. Was weniger bekannt ist: Es gibt auch einen Test für Maturanten und Erwachsene, sagt Ga briele Tischler, Leiterin des Talentechecks Salzburg. "Es ist eine große Orientierungshilfe für jene, die nicht genau wissen, wo es hingehen soll." Der Test koste 98 Euro, die tatsächlichen Kosten lägen darüber. Die Wirtschaftskammer fördert den Test.

Die Maturanten beantworten dabei zuerst viele Fragen - manchmal auch ohne Sprache. "Wir zeigen etwa Bilder und die Jugendlichen entscheiden aus dem Bauch heraus, ob sie ihnen gefallen oder nicht." Zudem gebe es Tests zur Logik: In einer Grafik mit neun Feldern sind acht Symbole - das neunte fehlt. Die Maturanten müssen dann das neunte Symbol eintragen. Durch die Fragen sollen Neigung, Persönlichkeitsstruktur, Interessen sowie das intellektuelle Potenzial und die Kreativität erfasst werden.

Die Ergebnisse seien die Basis für das Beratungsgespräch mit einer Psychologin oder einem Psychologen. "Im Gespräch erörtern wir gemeinsam, wohin die Reise gehen kann - ob Studium oder ein Berufseinstieg am besten sind", sagt Tischler. Lernt der Jugendliche gern oder ist ihm praktisches Arbeiten lieber? "Wir gehen die Möglichkeiten durch, Kollegs, Fachhochschulen, Uni oder ein schneller Einstieg in den Beruf."

Auch für die Wahl des Studiums könne es hilfreich sein, sich den späteren Beruf vorzustellen. "Wer sein Ziel nicht kennt, kann auch nicht die notwendige Ausdauer und Disziplin für ein Studium aufbringen", sagt Meusburger. Man dürfe jedoch nicht übersehen, dass sich die Berufspraxis oft stark von einer wissenschaftlichen Ausbildung unterscheide. Meusburger gibt den Tipp, die Studienpläne zu durchforsten: "So kann sich der Schüler mit den Inhalten des Studiums vertraut machen."

Wik:i setzt indes auf ein Team. Bei dem Workshop "Was ich kann durch informelle Kompetenzen" der Akzente Salzburg arbeiten mindestens zwei Teilnehmer an ihren Talenten. "Die jungen Menschen sind mehr als ihre Schulnoten. Was wirklich zählt, sind die Dinge, die man als Person mitbringt", sagt Workshopleiterin Marika Zwidl. Bei Wik:i gehe es um das Aha-Erlebnis, darum sich mit den Augen anderer zu sehen. Je nach Gruppengröße dauert der Workshop einen halben bis einen Tag. Zwei Personen sind das Minimum, sechs das Maximum. "Es ist ein sehr individuelles Arbeiten, es wird auf jeden eingegangen", sagt Zwidl.

Der Tag gliedere sich in drei Teile: Was tue ich, was kann ich, wie kann ich anderen zeigen, was ich kann?. "Am Anfang zeichnen wir eine Erinnerungslandkarte mit allen Aktivitäten, die die Teilnehmer machen - vom Skifahren über To-do-Listen-Schreiben bis zum Hundesitten." Von den Aktivitäten werden dann gemeinsam drei ausgewählt, die unterschiedliche Facetten der Persönlichkeit abbilden sollen. "Die Gruppe berät dabei, was am besten passt." Der nächste Schritt sei, die Aktivitäten näher zu beschreiben. "Jeder versteht beispielsweise unter Fotografieren etwas anderes, dem einen geht es um das Bearbeiten am Computer, dem anderen um spontanes Abdrücken." Daraus leiteten sich dann die Kompetenzen ab. Wer am Nachmittag bei den Pfadfindern etwa Kinder betreue, könne im Gruppenleiten sehr gut sein. Am Ende des Workshops bekommen die Teilnehmer ein Zertifikat, auf dem die Aktivitäten und Kompetenzen stehen. "Das stärkt das Selbstbewusstsein - und kommt auch bei Bewerbungen sehr gut an."

Nachdem die Informationen über Neigungen und Interessen gesammelt wurden, empfiehlt Meusburger, sich einen Plan B zu überlegen, falls Studium oder Beruf nicht klappen sollten. "Kommt etwa ein soziales Jahr oder ein Auslandsaufenthalt infrage?"

Wer seine Wahl getroffen hat, solle sich zudem über die Konsequenzen im Klaren sein. Wie lange dauert das Studium, welche Kosten sind zu erwarten und muss der Jugendliche den Wohnort wechseln? "Selbstreflexion, Recherche, Entscheidungsfähigkeit und das Planen und Verfolgen eigener Ziele sind wichtige Voraussetzungen für eine gute Studien- und Berufsentscheidung."


Bitte stimmen Sie der Einwilligung zu.