Der Charme ist bestenfalls morbid: Das Wenninger-Haus und die Nebengebäude von einem Balkon aus der Pöllnstraße betrachtet. Der Neubau soll – geht es nach den Wünschen der Projektbetreiber – annähernd so hoch wie die Häuser gegenüber werden.
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St. Johann. "Ich würde ja gerne bauen, aber sie lassen mich ja nicht", erklärt Gerhard Wenninger. Bauen möchte er auf seinem Grund, einem der begehrtesten und prominentesten Flächen mitten im St. Johanner Ortszentrum zwischen Metzgerei Urban und Postgebäude. Dort stehen in unterschiedlichen Stadien des Verfalls das alte Wenninger-Haus und einige Nebengebäude.
Die Errichtung eines neuen Gebäudes wird von Wenninger selbst und seinem Geschäftspartner Jakob Persterer vorangetrieben. Die beiden haben eine GmbH mit je 50 Prozent Anteil gegründet. Geht es nach ihren Plänen, soll das rund 1300 Quadratmeter große, direkt an der Hauptstraße gelegene Areal zur Gänze bebaut werden.
Drei Tiefgaragen-Etagen soll es geben, ein Erdgeschoß mit Geschäftsflächen, zwei weitere Geschoße für Büros und ähnliches sowie zwei zusätzliche, jeweils ein Stück nach hinten - von der Straße weg - versetzte Geschoße für Wohnungen. Insgesamt also fünf oberirdische Etagen.
"Zu dicht, zu hoch", erklärt der St. Johanner Bauamtsleiter Peter Stadler. Zwar gibt es für das Grundstück die Baulandwidmung "Kerngebiet" - diese reicht im Wesentlichen von der Bezirkshauptmannschaft bis zur Salzachbrücke beim Modehaus Nagl. Hier ist eine dichte Bebauung zulässig, das eingereichte Projekt überschreitet diese jedoch. Für das Wenninger-Grundstück und das Postareal fehlen zudem noch die Bebauungspläne.
Stadler erklärt, dass die maximale Höhe für einen Neubau an der Hauptstraße 10,50 Meter plus eine zurückversetzten Etage beträgt. So ist es auch beim direkt benachbarten Urban-Haus gehalten. Ebendiese Höhenbeschränkung ärgert Wenninger. "Und was ist mit den Häusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite? Die sind wesentlich höher", beklagt der Projektbetreiber und erklärt, dass die Höhenbeschränkung nur auf einer Straßenseite gelte. Dazu gebe es einen Beschluss aus dem Jahr 1990, und diesen Beschluss könne man wohl durchaus ändern.
Jedenfalls habe er schon seit Jahren immer wieder Projekte eingereicht, weitergegangen sei bisher nichts. "Aber wenn der Gemeinde der jetzige Zustand besser gefällt: Ich muss jedenfalls nicht bauen, das können dann noch meine Kinder oder Enkel tun", so Wenninger.
Indes verfallen die bestehenden Gebäude mehr und mehr: Das Haus an sich ist statisch noch so weit in Ordnung, dass von ihm keine Gefährdung der Passanten ausgeht. Bei den Nebengebäuden sieht die Sache schon anders aus, Teile einer hölzernen Außentreppe sind eingestürzt. Deshalb sollte das Areal auch so abgesichert sein, dass ein Betreten verhindert wird. Dies ist nur notdürftig mittels Bauzäunen geschehen. Glücklich ist mit der derzeitigen Situation keiner der Beteiligten. Für das Wenninger-Grundstück und das benachbarte Postareal wünscht sich die Gemeinde ein gemeinsames Konzept. Auch hat es schon diesbezügliche Gespräche gegeben, erklärt Wenninger, herausgekommen ist dabei nicht wirklich etwas.
Pläne bezüglich der Errichtung einer Tiefgaragenebene unterhalb des Postareals im Baurecht seien seitens der Post hinausgezögert worden und hätten sich schließlich zerschlagen, berichtet Wenninger.
Die Bemühungen der Stadt verliefen bisher ebenfalls im Sand. Seitens der Post gebe es mehrere Ansprechpartner und Zuständige für das 4200 Quadratmeter große Areal, dessen überwiegende Fläche durch den Busbahnhof genutzt wird. Die Kompetenzen seien nicht klar durchschaubar.
Bauamtsleiter Stadler meinte, dass es - jedoch ohne konkrete Pläne - die Überlegung gegeben habe, den Busbahnhof nach vorne, also direkt an die Hauptstraße, zu verlegen und das dadurch freigewordene Gelände zu bebauen. Bisher nur Überlegungen, Konkretes gibt es nichts.
Mit Wenningers nunmehriger Projekteinreichung wird sich der Bauausschuss nach der Sommerpause befassen.