"Die Letzten erdrückt der Preis"

Bauaufträge der öffentlichen Hand folgen neuerdings dem Bestbieterprinzip. Doch dieses gilt erst ab einem Auftragsvolumen von einer Million Euro, was Kleinunternehmen weiterhin unter immensen Preisdruck stellt.BERNHARD Schreglmann
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Klein- und Mittelbetriebe stehen nach wie vor unter enormem Preisdruck. Shutterstock - Stasique
Klein- und Mittelbetriebe stehen nach wie vor unter enormem Preisdruck. Shutterstock - Stasique
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Es hat Jahrzehnte gebraucht, bis sich Österreichs öffentliche Hände dazu entschlossen haben, bei Bauausschreibungen nicht dem Billigstbieter-, sondern dem Bestbieterprinzip zu folgen (siehe Kasten). Dadurch kann mehr Qualität sichergestellt werden, Folgekosten und Garantiezeiten sind damit ebenfalls präziser einzuhalten.

Doch die neue Vergabepraxis hat für Christian Wimmer, Geschäftsführer von Service&More (Garant-Möbel, Wohnunion) einen gravierenden Schönheitsfehler: Sie gilt erst für Aufträge ab einer Million Euro und dies begünstigt Großunternehmen deutlich. Gerade die Wohnunion-Partner, die etwa als Bodenleger arbeiteten, kämen dann lediglich als Sublieferanten zum Zug und wären hier erneut voll dem Preisdiktat ausgesetzt, kritisiert Wimmer.

"Das Preisthema ist immer da, gerade weil überall die Wohnpreise steigen. Das setzt dann den Bodenleger als Subunternehmen und Letzten in der Kette unter Druck", erklärt Wimmer, "Gewinner sind die Bauträger beziehungsweise die Generalunternehmer. Die verdienen, aber nicht die kleinen Unternehmen." Früher seien die Kleinen auch mit einem schlechten Deckungsbeitrag in den Auftrag gegangen und hätten auf Aufzahlungen gehofft. Heute müssten sie für Preise arbeiten, "wo keiner mehr mitkommt". Deshalb kristallisierten sich einige wenige große Firmen heraus, die alle größeren Aufträge übernehmen.

"Das Bestbieterprinzip ist ja im Prinzip in Ordnung. Aber der Einstieg erst bei einem Auftragsvolumen von einer Million Euro schließt Kleinanbieter automatisch aus, und das sind aber 98 Prozent der heimischen Betriebe", moniert der Wohnunion-Geschäftsführer, "und für den Subunternehmer gilt nicht mehr das Bestpreisprinzip, sondern nur mehr das Preisdrücken."

Das werfe auch Fragen nach der Verfügbarkeit von Fachkräften oder der Regionalität auf. Wenn nun eine Gemeinde eine kleine Ausschreibung mache, etwa einen neuen Boden für die Volksschule, dann werde weiterhin nach dem Billigstbieterprinzip vorgegangen. "Unser Forderung lautet, die Schwelle bei der Auftragsvergabe von einer Million auf 50.000 Euro herabzusetzen", betont Wimmer, "das ist kein großer Aufwand und wäre ein deutliches Signal der öffentlichen Hand an die KMU" (KMU = kleine und mittlere Unternehmen).

Fakt sei, dass sich einige Wohnunion-Partner bereits aus öffentlichen Aufträgen zurückgezogen hätten. "Der Bereich Raumausstattung im Objektbereich ist auf Dauer ein Problem." Dazu kommt: Wenn sich der Baufortschritt verzögert, wird vom Bodenleger erwartet, jederzeit bereitzustehen, weil er erst ganz am Schluss arbeiten kann. "Bei Bauverzögerungen gibt es Pönalen, und da beißen den Letzten die Hunde", kritisiert Wimmer. "Die Bauzeiten sind heute ohnehin schon so verkürzt, was ja auch zu Pro blemen bei der Bautrocknung führt." Für die KMU ein weiteres Problem für ihre Liquidität sei die Tatsache, dass laut Vertrag erst nach Rechnungsprüfung und Abnahme bezahlt werde. Wimmer: "Da wartet man schon einmal drei bis fünf Monate auf sein Geld. Und wegen der Haftungsrücklage kommen die restlichen fünf bis zehn Prozent überhaupt erst nach zwei Jahren."

Das Problem sei die "Kaskade der Subunternehmer", sagt Wimmer, "den Letzten erdrückt der Preis". Gerade aber bei Krankenhäusern, Kindergärten, Sporthallen etc. könnte man durch das Bestbieterprinzip nicht nur die Folgekosten niedriger halten, sondern habe dann auch lokale Partner im Ort, die im Bedarfsfall schnell helfen könnten.

Von den 130 Wohnunion-Partner seien 30 im Objektbereich tätig, "und die sind schwer unter Druck". Jene, die "ausweichen" könnten, hätten sich schon zurückgezogen, was auf Dauer auch zu einem Verlust an Arbeitsplätzen führe. Es gebe einige wenige sehr große Bodenlegerfirmen mit 100 bis 150 Mitarbeitern, die den Preisdruck dadurch abfedern könnten, weil sie im Zuge des "Nachtragsmanagements" zusätzliche Aufträge zu vollen Kosten verrechnen könnten.


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