Team 7 bietet Oberflächen aus Eichenstämmen, die in der Lagune von Venedig Jahrzehnte im Wasser standen. Die Struktur geht auf die Tätigkeit der Pfahlmuschel zurück.
| SN/bernhard schreglmann |
Alljährlich im Jänner gibt die Internationale Möbelmesse (IMM) in Köln den Takt für das neue Jahr vor. Was ist gefragt, was aus der Mode? Auf diese Fragen bekommt man in der Regel in Köln Antworten. Auch für 2017 ist das wieder so. Und der Trend geht (wie schon zuletzt) ganz klar zu geradlinigen Formen, Schnörkellosigkeit, gedeckten, erdigen Farben, natürlichen Materialien und "fühlbaren" Oberflächen.
"Ganz unabhängig von den Details gibt es einerseits einen Trend zum offenen Wohnen, andererseits einen Trend zu kleineren Wohnungen", erklärt Georg Emprechtinger, Vorsitzender der Österreichischen Möbelindustrie und Eigentümer von Team 7 aus Oberösterreich. Diesen Trends müsse man sich stellen, denn sie bedingten ganz spezifische Lösungen. Schnelle Trends, die nur eine Saison "halten", sind für Emprechtinger jedenfalls nicht der Maßstab. "So etwas wie in der Modebranche, wo etwa die Farben bei Textilien gerade einmal drei bis sechs Monate gefragt sind, gibt es bei uns nicht." Allerdings: Auch die Möbelindustrie beschäftigt Trendscouts, die - unter anderem in der Modebranche - auf der Suche nach aktuellen Farben, Materialien und Oberflächen sind. Schon seit einigen Jahren sind generell bei den Farben vor allem Erdtöne wie Grau, Beige, Schlamm etc. gefragt. Heuer allerdings wird auch in Köln der Pantone-Farbe des Jahres 2017 "Greenery" gehuldigt, die etwa dem Inneren einer Avocado entspricht.
Also mehr "Grün" in die Einrichtungswelt. Das ist durchaus im doppelten Sinne zu verstehen, einerseits als Farbton, andererseits auch als Statement, denn Möbel aus Spanplatten in Massenfertigung sind immer weniger gefragt. Vielmehr wollen die Kunden natürliche Materialien, etwa Vollholz, das aber vom Design her nicht mehr "wie für Fred Feuerstein" aussehen soll, wie Trendforscherin Ursula Geismann es formulierte.
Bei seinem eigenen Unternehmen Team 7 hat Emprechtinger diesen Schritt ohnehin schon vor vielen Jahren gemacht. Heute präsentiert der Innviertler Hersteller seine Produkte auch in der wiedergekehrten dunklen Farbe "Nuss". Als Tribut an die aktuellen Entwicklungen gibt es auch Oberflächen aus Mauve, das ist die wilde Malve. Der Farbton entspricht einem Gemisch aus violett, rosa und grau. Gerade Letztgenanntes steht schon für sich allein hoch im Kurs. In Hunderten Nuancen soll es nicht mehr langweilig erscheinen, sondern durch die vielen Schattierungen zu einem modernen und lebendigen Farbbild beitragen. "Grundsätzlich gefragt sind gedeckte, warme Farbtöne", erklärt Emprechtinger. Das spiegelt sich auch in den Oberflächen wider, oder besser gesagt: nicht wider. Denn nach den hochglanzpolierten Jahren ist heute wieder eine matte Oberfläche gefragt, durchaus auch in Kombination von beiden Varianten. "Gerade hier kommt es noch stärker auf den Zielmarkt an", weiß der Team-7-Chef, "denn beispielsweise im arabischen Raum ist es sehr wichtig, dass alles blitzt und blinkt." Selbst in Details gibt es in verschiedenen Ländern verschiedene Vorzüge. "Während ich im deutschsprachigen Wohnraum frei schwingende Stühle gut einsetzen kann, ist das in Italien überhaupt nicht gefragt, da will man lieber vier Füße", sagt er.
In den Wohnbereich vorgedrungen ist heuer bei vielen Herstellern auch Leder, das als Oberflächendetail ebenso gefragt ist wie als komplette Außenhaut oder im Bettbereich, etwa beim Haupt. Auch hier kommt der Natur- und Umweltfrage wieder große Bedeutung zu, denn die Frage der Gerbung ist für Kunden von Bedeutung. Also keinesfalls Chromgerbung aus Indien, die die Umwelt verseucht, lieber teurere Stücke, etwa aus deutschen Landen, die zum Beispiel mit Olivenblattgerbung arbeiten. Hohe Umweltstandards, natürliche Materialen, haptische Erfahrungen, das wollen heute die Kunden. Emprechtinger: "Bei uns ist alles nachvollziehbar, bis zum Rohstoffhersteller."