Das ewige Match

Deutschland - Österreich, das hat Tradition. Abseits des Fußballs stellt sich die Frage: Wie unterschiedlich sind etwa die Immobilienmärkte?
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Die Berliner profitieren von einer höheren Kaufkraft und niedrigeren Preisen als die Wiener. Wohnen ist deshalb in der deutschen Hauptstadt billiger. 
Die Berliner profitieren von einer höheren Kaufkraft und niedrigeren Preisen als die Wiener. Wohnen ist deshalb in der deutschen Hauptstadt billiger. 
SN/bernhard schreglmann

Zwar spielen Österreich und Deutschland bei der kommenden Fußball-EM nicht in der gleichen Gruppe, dennoch wird viel verglichen zwischen den beiden ungleichen Ländern. Auch auf dem Immobilienmarkt. Ist Wohnen in Deutschland "tEuroer" etwa als in Österreich? Die Betrachtung der absoluten Mietpreise in einigen Städten legt diesen Schluss nahe. Gemessen an der Kaufkraft zeigt sich jedoch ein anderes Bild.

Wer in Österreich eine Wohnung mieten möchte, muss bis zu neun Prozent mehr von seinem Einkommen dafür hinblättern als in vergleichbaren deutschen Städten. Das zeigt eine Preisanalyse von ImmobilienScout24 mit Kaufkraftdaten des Marktforschungsinstituts GfK. "Der Einkommenssäckel wird in Österreich durch das Wohnen eindeutig stärker belastet als in Deutschland. Das liegt nicht zuletzt an der teilweise höheren Kaufkraft in deutschen Städten", sagt Christian Nowak, Geschäftsführer von ImmobilienScout24.

Wohnen in Wien ist teurer als in München
Auch wenn die Mietpreise in Wien im Jahr 2015 mit durchschnittlich 10,80 Euro pro Quadratmeter im Vergleich zu München mit 13,60 Euro pro Quadratmeter noch vergleichsweise moderat sind, ist Wohnen in der bekanntlich teuren bayerischen Landeshauptstadt dennoch finanzierbarer als in der alten Kaiserresidenz. Denn die durchschnittlich verfügbare Kaufkraft der Wiener Bevölkerung liegt laut GfK bei 22.246 Euro. Damit verschlingt die Miete rund 47 Prozent des verfügbaren Einkommens. Der durchschnittliche Münchner verfügt jedoch über 28.320 Euro pro Jahr und muss damit im Durchschnitt sogar einen geringeren Teil seines Einkommens (46 Prozent) für sein trautes Heim berappen.

Deutlich größer ist der Unterschied zum vergleichsweise günstigen Berlin. Die Wohnkosten schlagen hier mit rund 38 Prozent des Jahreseinkommens zu Buche. Sowohl Mietpreise (acht Euro pro Quadratmeter) als auch Kaufkraft (20.095 Euro) sind niedriger als in der österreichischen Bundeshauptstadt. Auch in Hamburg lässt es sich günstiger wohnen. Die Hansestädter müssen mit rund 39 Prozent am zweitwenigsten für ihre Behausung einrechnen. Die höhere Kaufkraft von 23.778 Euro in Kombination mit für Hamburg angemessenen Mietpreisen (9,6 Euro pro Quadratmeter) sorgt für vollere Geldtaschen.

Salzburg ähnlich wie Wien und München
Die Festspielstadt Salzburg liegt mit rund 46 Prozent Wohnkostenanteil etwa im Bereich der Großstädte Wien und München. Im vergleichbaren Heidelberg liegt der Anteil bei rund 41 Prozent. Die höhere Kaufkraft der Salzburger (24.279 Euro versus 22.716 Euro) wird auch von höheren Immobilienpreisen begleitet (11,7 Euro pro Quadratmeter versus 9,6 Euro pro Quadratmeter).

Innsbrucker sind Spitzenreiter
Einen besonders hohen Anteil am Einkommen für die Miete müssen sich die Innsbrucker zur Seite legen. Rund 53 Prozent ihres Jahreseinkommens müssen die Bewohner im Herzen Tirols für eine Mietwohnung (12,5 Euro pro Quadratmeter) ausgeben, während im vergleichbaren deutschen Ingolstadt bereits rund 37 Prozent ausreichen. Hinzu kommt, dass die Kaufkraft der Innsbrucker mit 22.696 Euro niedriger als die der Ingolstädter ist (23.947 Euro). In Ingolstadt profitieren die Einwohner zusätzlich von moderateren Mietpreisen von 9,3 Euro pro Quadratmeter.

Auch kaufen ist in Österreich teurer
Beim Kauf von Immobilien ist die Tendenz ähnlich. Gemessen an der Kaufkraft können sich die Österreicher weniger leisten als die deutschen Nachbarn. Während man in Wien für ein komplettes durchschnittliches Jahreseinkommen gerade mal 5,5 Quadratmeter (4070 Euro pro Quadratmeter) bekommt, sind es in Berlin 9,1 Quadratmeter und damit beinahe doppelt so viel. In München gehen sich 6,2 Quadratmeter und in Hamburg acht Quadratmeter aus. Auch die Salzburger und Innsbrucker können sich im Durchschnitt fünf bis sechs Quadratmeter leisten, während die Heidelberger und Ingolstädter acht bis neun Quadratmeter für ihr Jahreseinkommen erwerben können.

"Umgerechnet auf die Kreditlaufzeit macht das durchaus einen empfindlichen Unterschied. Obwohl das Immobilien-Preisniveau in Österreich und Deutschland ähnlich ist, unterscheiden sich die Voraussetzungen für den Eigentumserwerb aufgrund der Kaufkraft jedoch deutlich", erklärt Nowak.

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