Wie hätten Sie es denn gerne? Büromöbel sind wieder nachgefragt.
| SN/svoboda büromöbel |
Erstmals seit 2011 konnte der österreichische Markt für Büromöbel im vergangenen Jahr wieder einen Anstieg verzeichnen (+1,1 Prozent im Wert). Durch die weiterhin starke Bautätigkeit im Nicht-Wohnbau wird sich das Wachstum auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Laut einer Studie von Interconnection Consulting wird bis 2019 mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 1,6 Prozent gerechnet.
Die Büromieten steigen aufgrund des derzeit geringen Angebots moderat an, was wiederum den Büroneubau fördert. Allein im vergangenen Jahr erhöhten sich die Bürofertigstellungen um 23,1 Prozent. Laut Studie gibt es eine hochwertige "Projektpipeline" in sehr guten Lagen. So ist für die Jahre 2016 und 2017 allein in Wien unter anderem die Fertigstellung der ÖAMTC-Zentrale (Gesamtmietfläche: 16.000 Quadratmeter), der Post-Zentrale (Gesamtmietfläche: 49.500 Quadratmeter) und des Smart Campus (27.000 Quadratmeter) geplant. Insgesamt prognostiziert Interconnection einen durchschnittlichen Anstieg in diesen Bereich um 3,6 Prozent jährlich bis 2019.
Drehstühle sind der Klassiker
Das stärkste Produktsegment des 221 Millionen Euro schweren Büromöbelmarktes in Österreich bilden die Drehstühle mit 18,9 Prozent Anteil, das mit Abstand wichtigste Mobiliar. Danach folgen Konferenzstühle mit zwölf Prozent und Lounge-Stühle mit 6,7 Prozent. Trotz des geringen Anteils bilden Lounge-Stühle gemeinsam mit Drehstühlen und Arbeitstischen das am stärksten wachsende Produktsegment im gesamten Büromöbelsegment.
Durch die steigende Internetkommunikation im Unternehmensbereich (E-Mails, Onlinekonferenzen) leidet wiederum die Nachfrage nach Konferenzmöbeln, die Umsatzeinbußen hinnehmen mussten. Die Kunden geben für Konferenzmöbel nicht mehr so viel aus und so sinken sie auf die Durchschnittspreise. "Bis 2019 wird sich der Trend fortsetzen, da sich Besprechungen von den klassischen Konferenzräume auf informelle Räume verschieben", erwartet Neva Rukonic, Autorin der Studie.
Großprojekte schieben Markt an
Zahlreiche Großprojekte mit verstärkter Nachfrage nach Executive Möbeln führten dazu, dass das Segment der Großkunden seinen Marktanteil erhöhen konnte (37 Prozent). Das Marktwachstum im Großkundenbereich betrug 4,4 Prozent. Den stärksten Rückgang verzeichneten das Segment des öffentlichen Sektor (-3,7 Prozent), da aufgrund sinkender Budgets auch bei Büromöbeln gespart wird. Haupttreiber für den Büromöbelmarkt waren die Industrie und der Finanzsektor.
Regional gesehen verzeichnete Tirol die beste Entwicklung. Obwohl Wien mit einem Marktanteil von 31,5 Prozent den größte Büromöbelmarkt darstellt, konnte Tirol mit 3,6 Prozent Marktanteile die beste Entwicklung (+3,4 Prozent) vorweisen. Auch das Burgenland und Niederösterreich lagen mit ihrem Wachstum über dem bundesweiten Schnitt. Vorarlberg wiederum führt die Bundesländer mit der schlechtesten Entwicklung an, gefolgt von Kärnten und Salzburg.
Der österreichische Markt für Büromöbel ist immer stärker dem ausländischen Mitbewerb ausgesetzt. Ein Beispiel dafür war die Auftragsvergabe zur Möblierung des Erste Campus - mit einem Geschäftsvolumen von 16 Mill. Euro eines der größten Projekte des Jahres - an den Schweizer Wohn- und Büromöbelhersteller Vitra. Die Konsequenz der zunehmenden Internationalisierung ist eine Konsolidierung des Marktes. Neudoerfler und Bene sind seit Ende 2015 in eine gemeinsame Büromöbelholding BGO Beteiligungsgesellschaft integriert. Beide Unternehmen agieren aber eigenständig auf dem Markt. Die faw Unternehmensberatung erweiterte ihr Portfolio und holte die Hersteller Hali und Svoboda unter ihr Dach, um deren Marktposition zu sichern. Die vier Hersteller mit zusammen sieben Gruppen machen 46,9 Prozent des Büromöbelmarktes aus. Die Marktkonzentration am Büromöbelmarkt ist nicht zuletzt aufgrund der Marktbereinigungstendenzen stark angestiegen. So erhöhte sich der Marktanteil der Top-Ten-Unternehmen in Österreich um fünf Prozent auf 72,0 Prozent.
Nicht nur der österreichische Büromöbelmarkt ist wieder auf dem Weg nach oben: Nach der tendenziell rückläufigen Entwicklung in den beiden vergangenen Jahren gelang dem deutschen Büromöbelmarkt im Jahr 2015 voraussichtlich nicht bloß der Turnaround. Mit einem Umsatzplus von nahezu fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr gab es sogar ein kräftiges Wachstum, wobei rund ein Drittel davon durch steigende Preise getrieben wurde. Insgesamt geht das Branchenradar für das laufende Jahr von einem Marktvolumen für Büromöbel und Bürositzmöbel von rund 1,16 Mrd. Euro aus.
Verantwortlich für das deutliche Wachstum ist die steigende Investitionsbereitschaft der Unternehmen, insbesondere in den Sektoren Industrie & Gewerbe sowie den industrienahen Dienstleistern. Gegenüber 2014 stiegen die Herstellerumsätze in diesen beiden Kundensegmenten um jeweils mehr als sieben Prozent. Überraschender ist aber, dass selbst die öffentliche Hand mit einem moderaten Wachstum von nahezu zwei Prozent zum Wachstum des Gesamtmarktes beiträgt. Einzig der Finanzsektor steht auch 2015 auf der Bremse bei der Anschaffung von Büromöbeln.
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