Die Sorte „Starry Eyes“ bildet kompakte Polster, während das blau blühende Omphalodes verna weit herumkriecht.
| SN/veronika schmeikal |
Warum mit der Farbe Blau das Vergessen bzw. Nichtvergessen in Verbindung gebracht wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Nicht wenige blaue Frühlingsblüher fordern im Gegenteil ja das Nichtvergessen.
Zuallererst natürlich das klassische Vergissmeinnicht, das allseits bekannt und beliebt ist. Für Blumenfreunde, die mit Herkömmlichem nicht zurechtkommen und immer alles anders haben müssen als der Rest der Welt, gibt es das Vergissmeinnicht auch in Rosa und Weiß. Aber wie es die Natur so will: Sie lassen sich im Garten selten etablieren. Denn ein Mal blühen, fruchten und Samen produzieren - und dann spalten sich die rosa und weißen Vergissmeinnicht wieder in ihre Elterngenerationen auf und die neuen Sämlinge blühen ein Jahr später wieder blau. Das Vergissmeinnicht (Myosotis) wird als "Zweijährige" bezeichnet, weil sich ihre Kultur über zwei Vegetationsperioden zieht. Im Juli sät man sie aus, bis zum Herbst entwickelt sie eine kräftige Blattrosette. So überwintern die Pflanzen und kommen im Folgejahr im Frühling zur Blüte.
Nach der Samenproduktion, mittels der sie für reichlich Nachkommenschaft sorgen, sterben die Pflanzen ab. Man muss also darauf achten, die Sämlinge im Herbst nicht als vermeintliches Unkraut auszujäten.
Das passiert einem beim Kaukasusvergissmeinnicht auf keinen Fall. Dieses ist nämlich eine mehrjährige Staude, deren Blattbuschen die ganze Vegetationsperiode erhalten bleibt. Blühen tut es jetzt gerade, also ab Anfang April, und ist damit ein wertvoller Frühblüher im Staudenbeet.
Während die reine Art (Brunnera caucasica) grünes Laub hat, mit Sonne und Schatten gleichermaßen gut zurechtkommt und als ausgesprochen dürreresistent gilt, haben viele neue Sorten von Brunnera macrophylla ein weiß oder silbrig gezeichnetes Laub und sitzen lieber im Schatten. Warum? Weil das weißbunte Laub bei voller Besonnung Brandflecken bekommt. Auch hier gibt es wieder weiß blühende Sorten ("Mr. Morse"), die tatsächlich weiß bleiben, also den Drang nach "anderen" Pflanzen dauerhaft befriedigen können.
Meine Lieblingssorte ist seit Jahren "Jack Frost", weil er den Schatten mit seinen silbrigen Blättern erhellt.
Die zurückhaltendere Forderung, nicht vergessen zu werden, lautet "Gedenkemein" und ist eine bodendeckende Staude mit dem schönsten Blau, das man sich vorstellen kann. Warum das Gedenkemein (Omphalodes verna) oft als Bodendecker für den Schatten angeboten wird, frage ich mich schon lange, denn richtig schön wird's nur in der Sonne. In der Gärtnerei ist das Omphalodes eine etwas mühsame Kultur.
Es ist wenig topfwillig und wächst im Kulturgefäß quasi rückwärts. Und natürlich gibt es auch hier die weiß blühende Sorte "Alba", aber die ist eigentlich mehr fad als interessant, während die weiß-blau gesternten Blüten der Sorte "Starry Eyes" schon ein Hingucker sind.
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