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Ökonomisch und ökologisch: Dämmen bringt's!

Die richtige Dämmung ist beim Hausbau ein großes Thema. Doch welche Dämmstoffe soll man wählen und wie wirkt sie sich auf die Umwelt aus?

Wer sein Haus dämmt trifft auf jeden Fall die richtige Entscheidung.
Wer sein Haus dämmt trifft auf jeden Fall die richtige Entscheidung.

Wärmedurchgangs-koeffizienten, Dampfdiffusion, Wärmespeicherung: Alles kein Problem. Die Energieberatung Salzburg ist eine erste wichtige Adresse, wenn es darum geht, sich bei Fragen rund ums Dämmen und Sanieren gut beraten zu lassen.

Der Leiter der Salzburger Energieberatung, Georg Thor, im Interview mit den SN.

Wie erfolgt eine Energieberatung im Regelfall? Georg Thor: Wir führen jährlich zirka 2500 kostenlose Beratungen im Bundesland durch, unsere Experten kommen ins Haus, schauen sich das gesamte Gebäude und vor allem die Gebäudehülle an. Dann wird zuerst einmal der Dämmstandard, also der Istzustand, definiert und mit einem EDV-Programm eingegeben.

Was ist der nächste Schritt? Unsere Energieberater können auf Basis der erfassten Grunddaten mit diesem speziellen Beratungstool - was jetzt z. B. speziell die Dämmung betrifft - die kostenoptimalsten Varianten und Stärken berechnen. Gleichzeitig kann auf Basis der eingegebenen Werte eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für einen Zeitraum von 30 Jahren erstellt werden, also immer mit dem Blick auf den Return on Investment. Der Richtpreis für die Berechnung wird vom EPS (Styropor) abgeleitet, weil es derzeit immer noch eines der gängigsten Dämmstoffmaterialien ist. Man kann die Berechnungen auch mit anderen Materialien durchführen und Variablen ganz individuell verändern.

Die richtige Dämmung ist ein großes Thema, wenn es einerseits um Kostenersparnis und andererseits um CO2-Reduktion geht: Welchen Dämmstoff kann man guten Gewissens wählen, um einen möglichst geringen Öko-Impact zu haben? Der Öko-Impact ist ganz vereinfacht gesagt im Prinzip über das Gewicht induziert, also je schwerer ein Material ist, desto nachteiliger. Wenn man ein Gebäude in seiner Gesamtheit betrachtet, sind Dämmstoffe hier - im Vergleich zu anderen tragenden Komponenten - sehr leicht, haben also im Ranking mit anderen tragenden Baumaterialien grundsätzlich schon einen geringeren Öko-Impact auf das Gesamtgebäude. Dann gibt es noch den Öko-Index zu berücksichtigen, der sich grob gesagt auf zwei Komponenten stützt, erstens die Primärenergie, die feststellt, wie viel Energie wurde für die Produktion des Materials aufgewendet, und zweitens das Global-Warming-Potenzial, das durch das Produkt verursacht wird. Es gäbe da noch viele andere Indikatoren, wir ziehen aber derzeit nur diese zwei heran.

Hat eine gute Dämmung immer - gleich für welches Produkt man sich entscheidet - einen positiven Effekt auf Umwelt und Klima? Wenn man ein altes Gebäude dämmt, dann bleibt der "ökologische Fehler", der durch dieses Produkt verursacht wird, selbst bei einem Kunststoff- bzw. Erdölprodukt relativ klein. Denn: Das für die Produktion des Dämmstoffs aufgewendete Erdöl amortisiert sich im Regelfall jedenfalls schon in der ersten Heizperiode. Ökologisch und ökonomisch gesehen ist Dämmen, für welches Material man sich mich auch entscheidet, auf jeden Fall der richtige Weg. Alle verwendeten Materialien haben natürlich jeweils spezifische Vor- und Nachteile, es kommt immer darauf an, wo sie eingesetzt und wofür sie genutzt werden. Was deren Entsorgungsaufwand betrifft, wird dieser derzeit noch im Öko-Index nicht standardisiert erfasst, wir wissen aber, dass er eine Veränderung in der ökologischen Gesamtbetrachtung nur bis zirka 20 Prozent ausmacht. Das heißt, ein Material, das sich in der Erzeugung doppelt so gut positioniert wie ein anderes, kann sich auch durch den Entsorgungsaufwand nicht so massiv verschlechtern - zumindest mit dem Blick durch den Öko-Index. Künftig sollen natürlich auch diese Kennzahlen in den Öko-Index mit eingebunden werden, um eine noch verlässlichere Entscheidungsgrundlage zu liefern.

Was bekommt den Zuschlag: Außendämmung oder Innendämmung? Wir empfehlen standardmäßig eine Außendämmung, wenn es irgendwie technisch geht. Zum einen ist es einfacher, Lückenschlüsse, also Wärmebrücken zu vermeiden, wenn ich eine Dämmung außen anbringe. Zudem gibt es dann auch weniger Probleme mit der Dampfdiffusion. Eine Innendämmung ist komplizierter anzubringen, sie muss dampfdicht ausgeführt werden. Ein weiterer großer Vorteil einer Außendämmung ist, dass ich die sogenannte Speichermasse aktivieren kann. Putz und Ziegel haben die Möglichkeit, Wärme zu speichern, durch den "Wintermantel" außen kann ich diese Speicherung voll nutzen.

Thema Behaglichkeit: Gibt es Dämmstoffe, die eine höhere Behaglichkeit schaffen? Technisch gesehen hat die Behaglichkeit eher etwas mit Temperaturschwankungen in den Räumen zu tun als mit den Materialien, die zum Einsatz kommen. So wird es beispielsweise als unbehaglich empfunden, wenn die Temperatur einer Außenwand und die der Innenwände zu weit voneinander abweichen. Es gibt natürlich noch andere Faktoren, die ein Unbehagen auslösen können, wie zum Beispiel starker Schall. Für Gebäude an stärker befahrenen Straßen eignen sich Dämmmaterialien, die den Schall besonders gut leiten, naturgemäß weniger. Das würde auf jeden Fall als unbehaglich empfunden werden.

Es halten sich noch immer hartnäckige Mythen, dass Dämmen zu Schimmelbildung führt. Es gibt natürlich Ursachen für diese Mythen. Wenn zum Beispiel nur die Fenster getauscht werden, die zwar besser dämmen als die ursprünglichen, aber sonst nichts verändert wird, können sogenannte Wärmebrücken entstehen.

Hier kommt ein bauphysikalisches Problem ins Spiel, nämlich dass das Wasser der Raumluft an der kühlsten Stelle kondensiert, also zum Beispiel in der Fensterlaibung, weil sich dort möglicherweise durch den Fenstertausch neue Schwachstellen gebildet haben. Dann kann es sein, dass sich Schimmel bildet, was nicht prinzipiell am Fenstertausch liegt, sondern an Fehlern, die gemacht werden, und daran, dass die Dämmstandards zueinanderpassen müssen. Ein gutes Fenster sollte an eine gut dämmende Wandkonstruktion angeschlossen sein, um Kondensatprobleme zu vermeiden.

Eine Gebäudesanierung ist immer kostenintensiv. Was sind Ihre Tipps, um Kosten zu sparen? Eine gute Beratung spart auf jeden Fall Kosten. Zum Teil können wir von der Energieberatung die Grobdaten liefern. Wenn es ins Detail geht, sollte man sich, das ist mein Rat, um Kosten zu sparen, aber unbedingt an einen Professionisten wenden, der einen Energieausweis erstellt und möglicherweise auch eine Baubegleitung durchführt. Wenn man da ein paar Hundert Euro vorher in eine gute, saubere Planung investiert, rechnet sich das auf jeden Fall.

Ein komplett sanierter Altbestand spart dem Hausbesitzer Daumen mal Pi wie viel an Energiekosten ein? Die effektive Energiekostenreduktion, die sich durch die Sanierung eines Gebäudes - ganz nüchtern Alt versus Neu betrachtet - ergibt, kann ich guten Gewissens mit rund 50 Prozent beziffern. Es können auch bis zu 80 Prozent Ersparnis sein. Es kommt immer auf das Nutzungsverhalten der Bewohner an.