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Kiubo: Wie "Wohnung to go" funktioniert

Auf den Pfaden Le Corbusiers: Wie kann es gelingen, Wohngebäude und Wohnräume so zu gestalten, dass sie sich den Bedürfnissen ihrer Bewohnerinnen und Bewohner anpassen? In der Steiermark wurde mit Kiubo der erste Prototyp für eine flexible Wohnbaulösung entwickelt.

Das Kiubo-System ermöglicht einen Schritt in Richtung Mobilität beim Wohnbau.
Das Kiubo-System ermöglicht einen Schritt in Richtung Mobilität beim Wohnbau.
Das Kiubo-System ermöglicht einen Schritt in Richtung Mobilität beim Wohnbau.
Das Kiubo-System ermöglicht einen Schritt in Richtung Mobilität beim Wohnbau.
Umziehen mit einem Kiubo-Modul.
Umziehen mit einem Kiubo-Modul.

Schon vor über 100 Jahren beschäftigte sich der Architekt und Designer Le Corbusier mit der Frage, wie Wohnraum gestaltet sein müsste, damit er flexibel auf Lebensumstände reagieren kann. Einen Lösungsansatz entwickelte der Architekturtheoretiker mit seinem berühmten "Maison Dom-Ino". Dabei handelte es sich um einen Prototyp aus horizontalen Platten und Pilotis - die Gebäudekonstruktion wurde auf ein Minimum reduziert. Zwar wurde das revolutionäre Konzept aufgrund fehlender Investoren nie produziert, trotzdem entwickelte es sich zu einem beispielgebenden Projekt für die Architektur des 20. Jahrhunderts. Bis heute liefert es Inspiration für Nachahmung und Neuinterpretation auch in Österreich.

Kiubo - die neue Art des Bauens

Das sogenannte Kiubo-System, das von der Steirischen OWG Wohnbau gemeinsam mit dem Grazer Architekturbüro Hofrichter-Ritter entwickelt wurde, fußt ebenfalls auf den revolutionären Ansätzen Le Corbusiers. Im Gegensatz zur Urversion ist das steirische Projekt aber nicht nur eine visionäre Idee geblieben. Der erste Geschoßwohnbau im Kiubo-System wurde in der Grazer Starhemberggasse bereits im Oktober 2021 realisiert. "Das Kiubo-System versteht sich als Plattform für eine neue Art des Bauens", erläutert Gernot Ritter, Architekt und Mitentwickler des Konzepts. "Durch den modularen Ansatz fügen sich die Kiubo-Terminals zu jeder Zeit an jedem Ort in jede Umgebung und jeden Grundriss ein." Kiubo stelle damit eine neue Immobilienform dar, ergänzt auch Florian Stadtschreiber, Geschäftsführer von Kiubo, die Individualität, variable Nutzung und Nachnutzung in einem System vereine.

Was das Kiubo-System auszeichnet

Die Hauptgebäudestruktur der Kiubo-Wohnhäuser bildet ein sogenanntes Terminal, das in Beton- oder Holzskelettbauweise ausgeführt wird. Das Gebäudegerüst lässt dabei verschiedene Belegungen und Kombinationen zu. Befüllt wird der "Setzkasten" durch vorgefertigte Wohnmodule, die in einer Basisgröße von 25 Quadratmetern angeboten werden. Jede Einheit ist mit einem Bad, einer Küche sowie einem Schlaf- und Aufenthaltsbereich ausgestattet, eine barrierefreie Variante steht ebenfalls zur Verfügung. Zwar sind die Wohneinheiten in sich abgeschlossen und autark, eine Erweiterung oder Zusammenführung ist aber problemlos möglich. Gefertigt wird jedes Modul in Holzriegelbauweise, jedes wiegt etwa zwölf Tonnen und wird mittels Plug-and-play mit dem Terminal verbunden und installiert.

Die Wohnungen können so in nur drei Stunden eingeschoben und bezugsfertig angeschlossen werden. Ob sie als Wohn- oder Arbeitsraum, Betreuungseinrichtung oder für gastronomische Zwecke verwendet werden, bleibt den Bewohnerinnen und Bewohnern überlassen - alles ist offen. Durch die hohe Standardisierung und das einfache Anschlussprinzip können die Module jederzeit in einem anderen Terminal oder auch als frei stehendes Element eingesetzt werden. Geht es nach den Entwicklern, soll das Kiubo-System beständig neue Städte und Regionen erschließen. Die mobile Gesellschaft von heute und morgen könnte also demnächst in Kiubo einziehen - und sogar problemlos mit Kiubo umziehen. Durch die Standardisierung der Module lassen sich diese einfach transportieren und rasch in jedem beliebigen Terminal einsetzen. Ob vom großen Wohnhaus in der Stadt in ein kleines Einfamilienhaus am Land oder von einem Terminal in Graz nach Berlin - die Zukunft des Wohnens könnte sich mit Kiubo europaweit drastisch verändern.