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Fenstertausch - Wichtige Tipps vom Experten

Fenstertausch ist ein schwieriges Thema, vor allem für Laien. Ist eine Zweifach- oder Dreifachverglasung sinnvoll? Worauf ist generell zu achten?

Ob ein Zwei- oder Dreifachisolierverglasung zum Einsatz kommen soll, hängt stark vom Zustand der Gebäudedämmung ab.
Ob ein Zwei- oder Dreifachisolierverglasung zum Einsatz kommen soll, hängt stark vom Zustand der Gebäudedämmung ab.

Manfred Göllner ist Inhaber der Salzburger Glaserei Jandl und zugleich Innungsmeister der Salzburger Glaser. Er rät zur Vorsicht, wenn es darum geht, Gebäude durch hochdichtende Fenster zu sehr "abzuriegeln".

Herr Göllner, Fenster sind - was ihre Dämmwerte betrifft - nun ja schon lange nicht mehr die energetischen Schwachstellen eines Hauses. Manfred Göllner: Richtig. Technisch lag man früher mit einer Einfachverglasung bei einem U-Wert zwischen 5,8 und 5,7, mit den heutigen Dreifachverglasungen erreicht man Standard U-Werte von etwa 0,6. Mittlerweile gibt es auch schon Vierfachverglasungen, die aber größtenteils noch in der Entwicklung sind. Die Probleme liegen da noch im Gewicht, der großen Gesamtstärke und den Kosten. Mit Vierfachverglasungen können aber Werte im Bereich von 0,4 und weniger erzielt werden.

Was ist der aktuelle Standard bei einem sogenannten Energiesparfenster? Der aktuelle Standard ist eine Dreifachverglasung mit einem U-Wert von 0,6. Diese hochdämmenden Verglasungen sind durch die Anforderungen der Niedrigenergie bzw. Passivhausbauweise entstanden. In diesem Bereich müssen - auch der Förderungen wegen - sehr hohe Standards eingehalten werden. Es wäre mit einer Zweifachverglasung nicht mehr möglich gewesen, die geforderten Werte einzuhalten.

Wann - und warum - werden dann noch Zweifachverglasungen eingesetzt? Es kommt immer auf den Dämmzustand des Gebäudes und das Mauerwerk an: Wenn es sich zum Beispiel um ein Haus handelt, das in einem Zeitraum zwischen 1950 und 1990 errichtet worden ist, kann ich unter Umständen sogar Schäden damit anrichten, wenn ich ein Fenster verwende, das einen Energiewert von 0,6 hat. In diesem Fall wäre es wahrscheinlich klüger, ein gutes Zweifachisolierglas einzubauen. Durch die extreme Isolierung der Fenster können sich im Randbereich, also im Maueranschluss, bei älteren Bauwerken Kältebrücken entwickeln, sodass sich wahrscheinlich Schimmel bildet.

Die Verglasung sollte grundsätzlich also nicht besser dämmen als das umliegende Mauerwerk? Genau - es sollen keine Kältebrücken entstehen. Wenn ich in ein Gebäude, das keinen guten Vollwärmeschutz hat, eine hochisolierende Dreifachverglasung einbaue, hole ich mir den sogenannten Taupunkt in den Raum. Das Gebäudekonzept - Glas, Rahmen und Mauerwerk - sollte unbedingt stimmig sein. Dreifachverglasungen dichten zudem extrem ab, was wiederum ein Belüftungsproblem nach sich zieht: Auch durch fehlende Luftzufuhr kann es zu Schimmel kommen.

Es wäre also sinnvoll, im Zuge einer Fassadendämmung die Fenster gleich mit zu tauschen? Damit alles auf einem "Niveau" ist? Unter der Voraussetzung, dass auch die Belüftung berücksichtigt wird: Ja. Irgendwo muss die Frischluft ja hereinkommen und durch die hochisolierenden Verglasungen schirmt man sich fast hermetisch ab. Durch Dampfsperren gelangen Gase und Luft zwar von innen nach außen, aber nichts kommt mehr herein. In Passivhäusern ist das etwas anders, weil die Frischluftversorgung des Gebäudes schon im Konzept mitgedacht ist. In Altbauten ist das aber nicht der Fall und mit dem Lüften allein wird das Problem nicht behoben. Bei einem Altbau wäre mein Rat daher, eher mit Zweifachverglasungen zu arbeiten. In jedem Fall - egal ob Altbau oder Neubau - sollte ein Professionist (Fensterbauer oder Glasermeister) befragt werden. Ratsam wäre auch, einen Bauphysiker hinzuzuziehen.

Welche Faktoren sind bei der Wahl der richtigen Verglasung noch zu berücksichtigen? Es kommt unter anderem auch darauf an, in welche Richtung die Fenster ausgerichtet sind. Wenn ich eine Südausrichtung habe und vielleicht viel Glasfläche, kann das zu Schwierigkeiten führen: Ein Dreifachisolierglas mit Wärmeschutzwirkung ist so konstruiert, dass es zwar Wärme in den Innenraum holt, aber nicht mehr nach außen lässt. Das kann unter Umständen zu einer Überhitzung der Innenräume führen und für die Bewohner sehr unangenehm werden.

Wann erkennt der Laie, dass der Zeitpunkt gekommen ist, um die Fenstergläser zu tauschen? Wie lang muss oder soll ein gutes Isolierglas halten? Ein Isolierglas hat eine Lebenserwartung von 20 bis 30 Jahren, das ist die maximale Lebensdauer. Was dann auch für den Laien erkennbar ist, ist, dass das Glas meistens "blind" wird. Wenn es sich um gasgefüllte Isolierglasscheiben handelt, was eine Zeit lang Stand der Technik war, sollten diese Fenster unbedingt nach 20 Jahren überprüft werden. Der Randverbund ist nämlich nicht dauerhaft dicht. Das heißt, die Fenster "gasen" aus. Sobald dieses Gas sich verflüchtigt, verliert das Fenster massiv an Isolierfähigkeit und damit an Qualität: Es erreicht dann nur noch einen U-Wert von zirka 3,2 gegenüber den originalen 1,3. Damit sind die Fensterscheiben energietechnisch kaputt und nur noch durch einen Tausch wiederherzustellen.

Was lässt sich bei Fenster reparieren? Bruch natürlich oder zum Teil blinde Fenster. "Blind" heißt, dass sich Kalk zwischen den Scheiben bildet. Da kann es sein, dass auch ein Glastausch sinnvoll und kostensparend ist, das muss man sich immer im Einzelfall anschauen. Auch alte Zweifachisoliergläser auf moderne Isoliergläser umzurüsten hat durchaus Sinn.

Wann macht sich ein Fenstertausch am meisten bezahlt? Da gibt es sicher Beispiele, wo sich das extrem rechnet. Die markantesten Unterschiede zeigen sich beim Umstieg von einer Einfachverglasung auf Isolierglas. Auch alte Zweifachisolierverglasungen durch neue Zweifach-Isos zu tauschen bringt viel, unter der Voraussetzung, dass der Fensterrahmen und die Dichtungen in Ordnung sind.

Gibt es noch so viele Einfachverglasungen? Relativ viele. Zum Beispiel in der Salzburger Altstadt, da darf auch - weil denkmalgeschützt - nichts anderes hinein. Hier verwendet man beim Tausch dann sogenanntes K-Glas - das sind beschichtete Einfachgläser - mit einem U-Wert von etwa 3,6, was auch schon einen großen Unterschied zu den 5,8 der Standardeinfachverglasung ausmacht.

Was die Fensterrahmen betrifft, was ist Ihre persönliche Empfehlung? Ich persönlich bin ein Fan von Holz-Alu. Aber es kommt natürlich auch wieder auf einige Variablen an, etwa, ob das Fenster der Witterung ausgesetzt ist oder nicht.

Zum Thema Bruchsicherheit - wo liegen hier die Standards? Seit 2017 gilt bei uns die OIB-Richtlinie 4, die vorgibt, dass Fenster und Fenstertüren entweder aus Einscheibensicherheitsglas oder aus Verbundsicherheitsglas bestehen müssen. Alles, was irgendwie zugänglich ist, muss bis zu einer Höhe von 1,50 Metern in der Art und Weise verbaut werden. Bei Isolierglasscheiben muss also die der Rauminnenseite zugewandte Scheibe auf jeden Fall ein Sicherheitsglas sein. Entstanden ist das Ganze, weil viele Türen und Fenster ein hohes Verletzungsrisiko hatten, dem ist man mit der Richtlinie begegnet.