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Tipps zur Gestaltung eines nachhaltigen Gartens

Nachhaltig garteln heißt, der Natur auch einmal ihren Lauf zu lassen, großzügig und geduldig zu sein sowie sich hin und wieder etwas Schlampigkeit zu erlauben.

Vegetations-Ökologe Joachim Brocks empfiehlt, auch die Umgebung des Gartens miteinzubeziehen, wie z. B. im Gemeinschaftsgarten „Paradieschen“. 
Vegetations-Ökologe Joachim Brocks empfiehlt, auch die Umgebung des Gartens miteinzubeziehen, wie z. B. im Gemeinschaftsgarten „Paradieschen“. 
Grünschnitt ist nachhaltig und bester Dünger.
Grünschnitt ist nachhaltig und bester Dünger.

Nachhaltigkeit hat auch im Garten Einzug gehalten. Immer mehr Menschen erkennen den Wert der bunten Vielfalt und den Nutzen, den eine geglückte Kombination von Pflanzen, Insekten und sonstigem Getier im Garten bringt.

Tipps: Gärten naturnah gestalten

Kein Gift verwenden
Kein Gift und keinen Kunstdünger verwenden.

Wildblumen und Wildsträucher pflanzen
Möglichst viele verschiedene heimische Arten, damit das ganze Jahr über etwas blüht.

Pflanzen mit gefüllten Blüten vermeiden
Diese Pflanzen liefern Bienen keine Nahrung, weil ihre Staubblätter weggezüchtet wurden.

Küchenkräuter blühen lassen
Küchenkräuter wie Basilikum, Bohnenkraut, Estragon, Koriander, Liebstöckel, Salbei, Zitronenmelisse, Weinraute und Thymian blühen lassen, dann haben auch Bienen etwas davon.

Wiesen wachsen lassen
Viele Pflanzen wie Klee, Löwenzahn, Günsel oder Margeriten siedeln sich dann oft von selbst an. Auch schon kleine ungemähte Streifen oder ein Eck des Gartens können als Lebensraum für Bienen dienen.

Den Garten beleben und in mehrere Abschnitte aufteilen
Kräuterbeet, Blumenrabatte, mehrere Beerensträucher sowie ein Obst- und Gemüsegarten schaffen Vielfalt und nützen Mensch und Natur.

Rasen nur abschnittsweise mähen

Auch das Rasenmähen spielt eine entscheidende Rolle. "Ein immer penibel rasierter Mähroboter-Garten ist steril, blühende Kräuter und Gräser haben dort keinen Platz, Insekten und Kleintiere finden keine Nahrung. Der kurz geschorene Rasen ist biologisch wertlos, Bienen verhungern dort", betont Christine Pühringer vom Naturschutzbund. Besser wäre es, den Rasen nur abschnittsweise zu mähen, Blühinseln und auf wenig genutzten Rasenflächen wilde Ecken stehen zu lassen, der Natur ihren Lauf lassen. Heimische Sträucher und Stauden setzen sind ebenfalls eine gute Idee. "Solche Gärten bieten Tieren Rückzugsmöglichkeiten und Nahrung. Wer Blüten stehen lässt und nur Fußwege im Garten häufiger mäht, gibt Raupen, Schmetterlingen, Blindschleichen, Wildbienen und Spinnentieren Raum zum Leben." Gilt es einen neuen Garten anzulegen, lassen sich derartige Überlegungen gut berücksichtigen. "Einen schon bestehenden Garten umzuwandeln braucht Geduld. Was sicher nicht funktioniert: für eine Blumenwiese einfach Samen auszustreuen. Da muss zuerst die Grasnarbe abgetragen und der Oberboden mit Sand gemischt werden. Aber man könnte ja mit einem Scherhaufen beginnen und dort versuchsweise eine Minifläche starten."

Für eine Blumenwiese muss erst die Grasnarbe weg.
Für eine Blumenwiese muss erst die Grasnarbe weg.

Bauhof-Schulungen für Gemeinden

Die Biologin plädiert vor allem dafür, auch im öffentlichen Raum weniger radikal zu mähen, beispielsweise am Straßenrand. "Man könnte vielleicht erst eine Seite und etwas später dann die andere Straßenseite bearbeiten. Wir bieten den Gemeinden dafür eigene Bauhof-Schulungen an." Darüber hinaus ist der Naturschutzbund mit Foldern, Broschüren, Newslettern und auf der Homepage unterwegs, um möglichst vielen Menschen möglichst viel Information zu bieten.

Christine Pühringer vom Naturschutzbund Salzburg.
Christine Pühringer vom Naturschutzbund Salzburg.

"Natur im Garten"

Reichlich Erfahrung zur Gestaltung eines nachhaltigen Gartens bringt der Wiener Ökologe Joachim Brocks mit. Er hat "Natur im Garten" in Niederösterreich mitentwickelt und das Projekt sechs Jahre lang geleitet. "Das Land wollte das Gärtnern in die Umweltpolitik miteinbeziehen und verdeutlichen, wie Vielfalt und Kreisläufe hineinzubringen wären", erklärt er. Mittlerweile ist das Projekt auch in Salzburg angekommen. Informationen bietet das Land unter www.salzburg. gv.at/naturinsalzburg

Vielfalt und Gelassenheit im Garten

Mit Christine Pühringer ist er sich einig, dass Vielfalt und eine gewisse Gelassenheit im Garten zur Nachhaltigkeit beitragen. "Man kann ja auch einmal beobachten, was sich von selbst ansät. Sich mit Wildpflanzen, die oft köstlich schmecken, auseinanderzusetzen ist gut. Dann kann ich ja selbst entscheiden, was ich auszupfe und was ich stehen lasse. Der Garten als ökologischer Erfahrungsraum: Einen Keimling beim Aufgehen beobachten, wie er sich entwickelt bis hin zum Samen - das erzeugt Demut dem Leben gegenüber."

Garten standortgerechet anlegen

Er rät, den Garten standortgerecht anzulegen (Südfrüchte gedeihen im rauen Gebirgsklima eher nicht) und sich an der umgebenden Landschaft zu orientieren. "Ich kann ja beobachten, was um mich herum funktioniert und was nicht." Dementsprechend sind Eingriffe und naturferne Maßnahmen, wie Gifte oder Kunstdünger, zu vermeiden. "Viel besser ist es, möglichst geschlossene Kreisläufe einzurichten oder nachzuahmen und Wasser, Kompost, Steine, Beleuchtung mitzudenken. Rasenschnitt kann in den Kompost, ist aber auch bestens zum Mulchen geeignet. Er schützt die Krume, düngt das Bodenleben und hält die Feuchtigkeit." Was gefräßige Schnecken anbelangt, empfiehlt er, für Fressfeinde zu sorgen und ihnen gute Plätze zum Leben zu schaffen.