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Heizsysteme - Welche passt am besten zu meinen Bedürfnissen

Die Zeiten, um sich von einer alten Ölheizung zu verabschieden und auf alternative Energieträger umzusteigen, sind günstig. Doch wie funktioniert ein Heizungstausch und welche passt zu mir?

Die Raus-aus-dem-Öl-Aktion bietet viele Fördermöglichkeiten.
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Einer, der durch seine tägliche Praxis viel Einblick in das Energiethema hat, ist Georg Thor, Leiter der Salzburger Energieberatung. Die SN haben ihn um seine Einschätzung zum Thema Heizungstausch gebeten.

Herr Thor, auch wenn die alte Ölheizung noch ganz gut funktioniert - warum sollte man sich mit dem Gedanken auseinandersetzen, auf erneuerbare Energien umzusteigen? Georg Thor: Das bloße Funktionieren einer Heizanlage sagt noch nichts über die Effizienz aus. Oft ist der Wechsel auf ein neues Heizsystem allein durch die zu erwartende Energieeinsparung sinnvoll. Auch sind erneuerbare Energieträger oft günstiger im Betrieb als alte Ölheizungen. Die möglichen Einsparungen werden im Rahmen unserer kostenlosen Energieberatungen berechnet und so können wir eine gute Entscheidungsgrundlage anbieten. Vor dem Tausch einer Heizung sollten die Möglichkeiten von Dämmmaßnahmen geklärt werden. Bei nachträglicher Dämmung wäre das Heizgerät sonst überdimensioniert und war somit zu teuer in der Anschaffung und arbeitet nicht effizient. Auch die Lebensdauer kann durch Überdimensionierung erheblich eingeschränkt sein.

In den Medien wird oft vom Ölkesselverbot berichtet. Darf man seinen bestehenden Ölheizkessel dann nicht mehr weiterbetreiben? Derzeit gibt es dazu noch keine gesetzlichen Regelungen. Ein Betriebsverbot von bestehenden Kesseln ist nach unseren Informationen auch nicht angedacht. Überlegungen gibt es dahingehend, dass ein alter Ölkessel unter gewissen Bedingungen künftig nicht durch einen neuen Ölkessel ersetzt werden darf und stattdessen ein erneuerbares Heizsystem eingebaut werden muss. Aber eben nur im Zusammenhang mit einer Neuanschaffung.

Was ist unter effizientem Heizen überhaupt zu verstehen? Die Effizienz einer Heizung hängt in erster Linie vom Dämmstandard des Gebäudes ab. Je besser gedämmt, desto weniger Energie wird verbraucht. Weiters kann die Heizanlage selbst erhöhte Verluste haben, beispielsweise durch unzureichende Dämmung der Rohrleitungen.

Und woran erkennt man, dass die eigene Heizung nicht mehr effizient arbeitet? Ein kalter Heizraum ist ein gutes Zeichen, bei einem überdurchschnittlich warmen Heizraum können Verbesserungspotenziale vorliegen. Allfällige Veränderungen der Effizienz werden auch durch Energiebuchhaltung sichtbar - beispielsweise durch einen Vergleich der Verbräuche eines Jahres mit den Vorjahren. Klimaschwankungen sind dabei jedoch zu berücksichtigen.

Angenommen, das alte Heizsystem hat den Dienst quittiert und muss schnell getauscht werden. Wie findet man zeitnah heraus, welches alternative System den eigenen Bedürfnissen am besten entspricht? Für die richtige Systemwahl ist die Kenntnis des Gebäudes, der Heizungsverteilung und der Vorlieben und Gewohnheiten der Nutzer wichtig. So ist beispielsweise der effiziente Betrieb einer Wärmepumpe nicht in jedem Gebäude sicherzustellen. Jedes Heizsystem hat seine Stärken und Schwächen, die im Zuge einer kostenlosen Vor-Ort-Beratung erläutert und mit passenden Vorschlägen dazu entwickelt werden. Dabei ist auch die Kombination mit Sonnenenergienutzung, derzeit vor allem mit Photovoltaikanlagen, ein häufiges Beratungsthema und meistens eine sinnvolle Ergänzung.

Gibt es allgemeine Kriterien, die zur Auswahl eines neuen Heizsystems herangezogen werden können? Sind z. B. Onlineheizkostenrechner als Tools sinnvoll? Ja, es gibt allgemeine Kriterien der Systemwahl, die beispielsweise in der klimaaktiv-Heizungsmatrix dargestellt sind. Bei der Nutzung von Onlineheizkostenrechnern gilt es zu beachten, dass einige Rechner nur die Brennstoffkosten vergleichen. Das führt jedoch zu keiner korrekten Aussage, weil auch die Anschaffungskosten und die Betriebs- und Wartungskosten berücksichtigt werden müssen, wie in unserem Beratungstool.

Stimmt die ungeschriebene Regel: je billiger der Betrieb, desto teurer die dazugehörige Heizung? Und vice versa: je teurer die Anschaffung eines neuen Heizsystems, desto billiger dann der Betrieb? Oder kann man das nicht so vereinfacht sagen? Im Regelfall ist es so, dass geringe Investitionskosten höheren Betriebskosten gegenüberstehen. Bei durchschnittlichen Verbräuchen gleicht sich das in der Vollkostenrechnung weitgehend gegenseitig aus. Eine vermeintlich günstige Heizung verursacht die gleichen Gesamtkosten wie eine auf den ersten Blick teure Heizung. Lediglich bei sehr kleinen oder sehr großen Verbräuchen gehen die Kosten entsprechend auseinander und es kann zu eindeutigen Empfehlungen führen. Neben den Kosten bleiben also auch immer Komfortfragen und Kundenwünsche zu berücksichtigen, um eine Lösung zu finden.

Kann man mit einem geringeren Kostenaufwand z. B. bei einem Altbestand eine Optimierung erreichen? Einfache und kostengünstige Maßnahmen zur Erhöhung der Effizienz von Heizanlagen sind beispielsweise die Senkung der Raumtemperaturen, die korrekte und möglichst niedrige Einstellung der Vorlauftemperatur (Heizkurve), Dämmung der Rohrleitungen, Wartung des Heizkessels, Tausch der Umwälzpumpe auf die aktuelle und sparsame Pumpentechnik.

In diesem Zusammenhang: Bringt auch ein Nachrüsten mit einer Photovoltaik-/Solaranlage schon eine wesentliche Verbesserung? Die Nachrüstung einer Solaranlage - derzeit überwiegend Photovoltaikanlagen - ist in vielen Fällen sinnvoll. Allerdings kann das eine gute Dämmung und eine richtig eingestellte Heizung nicht ersetzen und empfiehlt sich nur als Zusatzmaßnahme.

Welche Heizsysteme werden sich langfristig durchsetzen? Zur Erreichung der Klimaziele sind Wärmepumpen, Holzheizungen und biogene Fernwärmenetze die zukunftsfähigen Technologien. Ergänzt um eine maximale Nutzung der Sonnenenergie. Betreffend die CO2- Emissionen sind die fossilen Energieträger nicht zukunftsfähig. Besonders das Heizöl hat sehr hohe CO2-Emissionen. Aus einem Liter Heizöl werden bei der Verbrennung zirka drei Kilogramm CO2 freigesetzt.

Energieberatung Salzburg
Kontakt: 0662 / 8042-3151 oder
energieberatung@salzburg.gv.at
Anfahrt: Fanny-von-Lehnert-Straße 1, 5020 Salzburg


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