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Wien: Angespannte Lage bei Neubauwohnungen

Fertigstellungen verzögern sich - Bauträger verschieben Baustarts.

Bei Wohnungsfertigstellungen kommt es in Wien immer öfter zu Verzögerungen.
Bei Wohnungsfertigstellungen kommt es in Wien immer öfter zu Verzögerungen.

Der Wiener Wohnungsmarkt entwickelte sich im ersten Halbjahr 2022 weiterhin gut, wiewohl sich die geänderten Rahmenbedingungen mit wirtschaftlicher Verunsicherung, stark steigender Inflation, anziehenden Zinsen, Vervielfachung von Energiekosten und Lieferkettenproblemen bereits in Ansätzen bemerkbar machten. Das geht aus einem EHL-Marktüberblick hervor.

Rekord an Fertigstellungen von Neubauwohnungen trat nicht ein

Für 2022 war aufgrund der Welle an weit fortgeschrittenen Neubauprojekten ein absoluter Rekordwert bei den Fertigstellungen erwartet worden. Diese Prognosen müssen nun nach unten korrigiert werden, da eine Reihe von Projekten primär wegen Lieferschwierigkeiten bei Baumaterialien und Ausstattung mehrere Monate verspätet fertiggestellt wird. Statt der eigentlich für heuer prognostizierten 19.700 neuen Wohnungen ist nun nur mehr ein Plus von maximal 13 Prozent auf 18.600 Einheiten zu erwarten.

Diese Verzögerungen werden im Jahr 2023 aber nicht zu mehr Fertigstellungen führen, da Projektentwickler bereits begonnen haben, Projektlaufzeiten zu strecken, oder beabsichtigen, Baustarts zu verschieben. Hintergrund sind die hohen Baupreise, die bei manchen Projekten keine gesicherten wirtschaftlichen Perspektiven zulassen.

Grundbedürfnis Wohnen hat immer hohe Priorität

Die Nachfrage nach Wohnungen in Wien ist unverändert stark, das betrifft sowohl Miet- als auch Eigentumswohnungen. Der Beginn der Ukraine-Krise und der damit verbundene Zuzug haben dabei noch für einen kurzfristigen Zusatzschub gesorgt, der den Markt aber bisher weder in größerem Maß noch dauerhaft beeinflusst hat. Grundsätzlich reagiert die Nachfrage nicht sehr sensibel auf wirtschaftliche Veränderungen, da das Grundbedürfnis Wohnen immer hohe Priorität hat.

Demografische Entwicklungen haben hier deutlich größeren Einfluss. Höhere Eigenkapitalanforderungen der Banken und Zinsanstiege werden für den Wohnungsankauf verstärkt zu berücksichtigende Parameter sein. Außerdem werden nun private Eigentümer wieder etwas öfter bereit sein, auch Wohnungen abzugeben. Die Wohnungsmieten waren wegen des gestiegenen Angebots bereits im Vorjahr weitgehend stabil, diese Tendenz setzt sich auch heuer fort. Steigende Wohnkosten sind fast ausschließlich auf die stark gestiegenen Energiepreise zurückzuführen. Energieeffiziente Häuser mit geringeren Kosten für den laufenden Betrieb treffen damit auf äußerst positiven Zuspruch. Davon profitieren vor allem Neubauprojekte, die in aller Regel bessere Kennziffern aufweisen. Die 2021 besonders starke Preisdynamik bei Eigentumswohnungen hat nachgelassen, auch wenn der Trend weiter nach oben weist. Im Jahresvergleich liegen die Preise um 7,2 bis 8,8 Prozentpunkte höher.