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Weinarchitektur: Sanft in den Weinhang gebettet

Thomas Pompernigg aus Salzburg hat sich mit seiner Partnerin in der Südoststeiermark einen Traum erfüllt. Er betreibt dort sein nachhaltiges Weingarten-Resort mit acht Ferienhäusern.

Thomas Pompernigg in seinem Weingarten-Resort. Die Pferde im Hintergrund mussten dafür von der Südoststeiermark über die Bezirksgrenze nach Hartberg-Fürstenfeld übersiedeln, sprich die Straßenseite wechseln.
Thomas Pompernigg in seinem Weingarten-Resort. Die Pferde im Hintergrund mussten dafür von der Südoststeiermark über die Bezirksgrenze nach Hartberg-Fürstenfeld übersiedeln, sprich die Straßenseite wechseln.

In den steirischen Weingegenden zeigt sich in den letzten Jahren eine neue Architekturrichtung. Mit "Weinarchitektur" wird gern beschrieben, wenn alte Weinstöckl zu durchdesignten Unterkünften werden, der Infinitypool nahtlos in die Weinhänge übergeht oder wenn Gebäude wirken, als seien sie aus den Weinbergen gewachsen.

Der Essigproduzent Alois Gölles hat in der Südoststeiermark, der weniger bekannten "Schwester" des touristischen Hotspots Südsteiermark, damit begonnen. 2009 hat er sein auf den ersten Blick kaum zu erkennendes Genusshotel Riegersburg am Hang direkt gegenüber der Schlossanlage eröffnet, seit 2015 gibt es das kleinere Weingarten-Resort Unterlamm-Loipersdorf, drei Kilometer von der Therme Loipersdorf entfernt. Die Idee dazu hatten der gebürtige Tennengauer Thomas Pompernigg und seine Lebensgefährtin Raphaela Polt, eine Wienerin, beide sind seit jeher im Tourismusbereich verankert. Entstanden ist ihre Beherbergungsidee aus ihrer Liebe zum Weinurlaub in der Toskana, die, so bedauerte das Paar stets, für einen Kurzurlaub zu weit weg sei. Und nachdem die Südsteiermark als "steirische Toskana" auch über Österreichs Grenzen hinaus bekannt ist, begann man dort mit der Planung eines eigenen Beherbergungsbetriebs.

Nachhaltiges Weingarten-Resort mit Häusern aus heimischen Lärchenholz

Das Architekturkonzept war vorhanden, es sollten kleine Häuser aus Holz in einen Weinhang gesetzt werden, das Ensemble würde ein Resort bilden und ein Restaurant die Gäste versorgen. Zur Grundstückssuche steckte das Paar den Raum Bad Radkersburg bis ins burgenländische Stegersbach ab, im unscheinbaren Ort Unterlamm, direkt an der Grenze zwischen den Bezirken Hartberg-Fürstenfeld und der Südoststeiermark, fand man ein acht Hektar großes Grundstück in Hanglage und eine Gemeindevertretung, die das Projekt von Beginn an wohlwollend unterstützte. Leitend für das Weingarten-Resort war der Nachhaltigkeitsgedanke, somit lag der Baustoff Holz nah.

Für die Häuser selbst gab es keine Serienanfertigung auf dem Markt, so planten Thomas Pompernigg und Raphaela Polt ihre Unterkünfte gemeinsam mit dem Holzbauunternehmen Buchner aus dem Mühlviertel, das über langjährige Expertise genau in diesem Bereich verfügt. Die Holzhäuser aus heimischem Lärchenholz wurden im Werk in Unterweißenbach gefertigt, spektakulär stellte sich der Transport ins südoststeirische Unterlamm dar: Die direkte Anfahrt über die Pyhrn-Autobahn kam aufgrund der vielen Tunnels, die von der Asfinag einzeln zu sperren gewesen wären, nicht infrage. Stattdessen erfolgte die Anlieferung der acht Häuser über die Alland- und Südautobahn, zuvor mussten zwei Brückengeländer entfernt werden und diverse Straßenschilder, damit die Lkw überhaupt einmal die Heimatgemeinde des Holzbaubetriebs verlassen konnten. Die Häuser wurden per Kran auf die Streifenfundamente aus Beton in den Weinhang gehievt. In nur einem Tag waren alle Häuser aufgestellt und konnten schon wenige Stunden später in Betrieb genommen werden.

Die Häuser bieten ruhesuchenden Erwachsenen auf 40 Quadratmetern Platz, es ist eine Einbauküche vorhanden, Infrarotwärmekabine mit Wasserdampf, Sauna oder Tiefenwärmestrahler sowie ein Whirlpool im Außenbereich. Pro Nacht kostet der Aufenthalt rund 150 Euro, inklusive Frühstück. Das "kleinste Restaurant" in der Steiermark mit nur einem Tisch und traumhaftem Ausblick befindet sich in einem separaten Haus. Dieses buchten auch Einheimische für besondere Situationen, erzählt Pompernigg, gern für Heiratsanträge.

Ausgestattet sind die südseitig gelegenen Häuser im oberen Teil des Weinhangs mit Photovoltaikpaneelen, die auch Strom für die Fußbodenheizung liefern. Im Sommer deckt die eigene Stromproduktion nahezu den gesamten Bedarf, im Winter wird dazugekauft. Mittels Photovoltaik soll künftig noch mehr Strom produziert und gespeichert werden. Den Einbau einer Wärmepumpe habe man auch überlegt, sich aber aus Rentabilitätsgründen dagegen entschieden, sagt Pompernigg, man habe nicht mit einer derartigen Nachfrage gerechnet.

Mit Privatheit und Hotelservice nur für Erwachsene den Zeitgeist getroffen

Schon bei Eröffnung des Resorts zeigte sich, dass Pompernigg und Polt mit ihrer Idee den Zeitgeist getroffen hatten, viele Gäste hätten genau auf diese Art des Urlaubs mit größtmöglicher Privatheit und vorhandenem Hotelservice gewartet. Das "Mobile Home" vom Campingplatz am Meer hat es nun also in luxuriöserer Variante auch in die österreichische Tourismuslandschaft geschafft. Für einen zusätzlichen Aufschwung sorgte die Pandemie: Der Urlaub sollte sich noch mehr vom Alltag abheben, Privatheit sei stärker als bisher eingefordert worden, berichtet Thomas Pompernigg. Statt sich mit anderen Gästen einen Speisesaal, Lift und öffentlich zugängliche Räume zu teilen, sitzt man nun lieber allein beim Frühstück.

Mit der Auslastung ist das Paar mehr als zufrieden, die Nächtigungsdauer beträgt drei bis vier Nächte, die Gäste kommen in erster Linie aus Österreich sowie aus dem angrenzenden Deutschland. Vor der Pandemie habe man auch internationale Gäste beherbergt, sagt Pompernigg. Zwei Vollzeitmitarbeiter sind im Weingarten-Resort beschäftigt, einige Teilzeitkräfte und geringfügig Beschäftigte. Die Lebensmittel kommen aus der Region, somit ist am Frühstückstisch kein Orangensaft, sondern heimischer Trauben- oder Pfirsichsaft zu finden. Einzelne Grünstreifen auf dem Gelände werden nicht gemäht und dienen den eigenen Bienen als Nahrung für den Honig.