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Und immer lockt die Immobilie

Investments. Die niedrigen Zinsen beflügeln weiterhin Investments in Immobilien, sei es auf privater, sei es auf institutioneller Ebene. Ein ganz besonderer Markt ist jener für Hotelimmobilien.

Hotelprojekt „Vienna Court Hotel“. Aus dem ab 1906 gebauten alten Handelsgericht in der Riemergasse entsteht derzeit ein Jugendstil-Hotel.
Hotelprojekt „Vienna Court Hotel“. Aus dem ab 1906 gebauten alten Handelsgericht in der Riemergasse entsteht derzeit ein Jugendstil-Hotel.
Simon Kronberger, Associate Director Christie & Co: „Erstmals lag das Hotel-Transaktionsvolumen bei mehr als einer Milliarde.“
Simon Kronberger, Associate Director Christie & Co: „Erstmals lag das Hotel-Transaktionsvolumen bei mehr als einer Milliarde.“

Die niedrigen Zinsen, die nach den jüngsten Entscheidungen der EZB wohl noch länger so bleiben werden, beflügeln weiterhin das Investment in Immobilien. Denn einerseits ist mit klassischer Geldanlage derzeit kaum eine Rendite zu erzielen, andererseits ermöglichen die niedrigen Zinsen besonders günstige Finanzierungen. Das zeigt das stetige Interesse etwa an Eigentumswohnungen im Privatbereich, das zeigen aber auch die aktuellen Zahlen aus dem Bereich der institutionellen Investoren.

Rund zwei Milliarden Euro seien im dritten Quartal 2019 in österreichische Immobilien investiert worden, so viel wie noch in keinem Vergleichszeitraum bisher, meldet etwa CBRE Österreich. "Unsere Prognosen haben sich bewahrheitet. Auf ein verhaltenes erstes Halbjahr 2019 folgte ein fulminantes drittes Quartal. Wir gehen davon aus, dass das Gesamtvolumen per Jahresende auf einem ähnlichen Niveau liegen wird wie im Rekordjahr 2017. Damals wurden zirka fünf Milliarden Euro investiert", prognostiziert Georg Fichtinger, Head of Investment Properties bei CBRE Österreich.

Ähnlich sieht man die Situation auch bei EHL: Das dritte Quartal 2019 war mit mehr als 1,8 Mrd. Euro das stärkste Quartal seit mehr als vier Jahren auf dem österreichischen Immobilieninvestmentmarkt. Damit wurde in den drei üblicherweise eher wenig aktiven Sommermonaten sogar etwas mehr umgesetzt als im gesamten ersten Halbjahr mit zirka 1,7 Mrd. Euro. Insgesamt betrug das Transaktionsvolumen laut EHL in den ersten neun Monaten 2019 somit knapp 3,8 Mrd. Euro. "Da das wirtschaftliche Umfeld mit weiterhin niedrigen Zinsen und hoher Liquidität für nationale wie internationale Investoren hinsichtlich Immobilieninvestments weiterhin ausgesprochen günstig ist, kann von einem starken Schlussquartal ausgegangen werden. Der Vorjahreswert von vier Mrd. Euro dürfte damit heuer entgegen den ursprünglichen Erwartungen deutlich überschritten werden", heißt es in dem Bericht.

Ausschlaggebend für das starke Ergebnis im dritten Quartal waren einige großvolumige Transaktionen, darunter der Verkauf der letzten beiden Bauteile 1 und 2 des Quartier Belvedere Central (QBC) am Hauptbahnhof von der UBM an den Schweizer Investor EPH Eastern Property Holdings. Rund 61 Prozent des Transaktionsvolumens gehen auf nur sechs große Deals mit jeweils mehr als 100 Millionen Euro Investmentvolumen zurück. "Wien und Österreich bleiben - obwohl die Spitzenrenditen weiterhin unter Druck sind - spannend für Investoren. Rund 52 Prozent der Transaktionen im dritten Quartal gehen auf das Konto ausländischer Investoren", sagt Fichtinger. Mit zirka 30 Prozent des Investmentvolumens und einer Spitzenrendite von 3,5 Prozent waren Büros die gefragteste Assetklasse im Sommer 2019, gefolgt von Wohnen und Retail mit je zirka 20 Prozent bzw. 19 Prozent sowie Hotels mit rund 18 Prozent. "Institutionelle Investoren waren zwar weiterhin die mit Abstand größte Investorengruppe, im Vergleich zum ersten Halbjahr ging ihre stark ausgeprägte Vormachtstellung jedoch etwas zurück", schreibt EHL in ihrem Bericht: "Privatinvestoren und Family Offices waren mit 39 Prozent die zweitstärkste Gruppe."

Eine ganz spezielle Assetklasse sind dabei Hotelinvestments und die dürften sich großer Beliebtheit erfreuen. "Erstmals in der Geschichte wurde in Österreich ein Hoteltransaktionsvolumen von mehr als einer Milliarde Euro erreicht. Bereits im ersten Halbjahr hat sich dieses überdurchschnittlich gute Ergebnis abgezeichnet", teilt der Hotelimmobilienspezialist Christie & Co mit. Das Halbjahresergebnis lag demnach bei einem Gesamtvolumen von 360 Millionen Euro und somit über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre.

"Es waren zuletzt ereignisreiche Monate. Kurz nachdem wir unsere Statistik zum Halbjahr veröffentlicht hatten, wurden einige weitere Transaktionen bekannt beziehungsweise abgeschlossen, unter anderem der Verkauf des Hotel Hilton Vienna am Stadtpark, der als größte Einzeltransaktion überhaupt das Volumen maßgeblich beeinflusst hat", erklärt Simon Kronberger, Associate Director bei Christie & Co.

Wenngleich auch in den Bundesländern Hotels ihre Eigentümer wechselten, entfällt der Löwenanteil des Transaktionsvolumens 2019 bisher klar auf Wien. Nahezu die gesamte Milliarde ist Hotelimmobilien und -projekten in Wien zuzurechnen. "Wir werden sehen, was das letzte Quartal dieses eindrucksvollen Hotelinvestmentjahres noch zu bieten hat. Allein Christie & Co vermarktet derzeit zehn Hotels mit attraktiven Renditen von 4 bis 4,5 Prozent in Wien, somit ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen", sagt Kronberger.

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