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Trotz Coronakrise im Aufwind: Holzbau in Salzburg

Man sei mit einem kleinen blauen Auge als Konsequenz aus der bisherigen Coronakrise davongekommen, sagt der Landesinnungsmeister der Holzbauer, Friedrich Egger, über die Lage in der Branche. Bauen mit Holz liegt ungebrochen hoch im Kurs, ökologische Qualität und kurze Bauzeiten überzeugen als Hauptargumente.

Die erste Hochphase der Coronakrise hat die Holzbaubranche verhältnismäßig gut überstanden.
Die erste Hochphase der Coronakrise hat die Holzbaubranche verhältnismäßig gut überstanden.
Neuer viergeschoßiger Bettentrakt des Hotel Astoria.
Neuer viergeschoßiger Bettentrakt des Hotel Astoria.

Hat die Holzbaubranche die Coronakrise bisher glimpflich oder mit Blessuren überstanden? Friedrich Egger: Glücklicherweise war es so, dass die meisten Auftraggeber ihre laufenden Bauprojekte auch während der Corona- Hochphase weiterverfolgt haben. Nur ganz wenige Projekte wurden aufgrund der Lage ausgesetzt. In Summe waren es nur knapp drei Wochen, in denen es gar nicht möglich war zu arbeiten. Diese Zeit haben die meisten Betriebe mit innerbetrieblichen Revisionsarbeiten überbrückt, danach ging es - den Umständen angepasst - auch schon wieder weiter. Beachtlich war auch, dass nur sehr wenige unserer Betriebe ihre Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet haben. Kleinere Unternehmen haben sich mit der Situation sogar vergleichsweise besser arrangieren können, weil es ihnen möglich war, flexibler auf die Situation zu reagieren. Verglichen mit anderen Branchen kann man sagen, dass wir bisher mit einem verhältnismäßig kleinen blauen Auge davongekommen sind.

War bzw. ist es schwierig, die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten? Auf den Baustellen bzw. im Freien war und ist es naturgemäß leichter, die geforderten Sicherheitsabstände einzuhalten. Generell wurden alle Räumlichkeiten mit Desinfektionsmitteln ausgestattet, auch die Autos werden regelmäßig desinfiziert. Wann immer es nicht möglich war, die Abstände einzuhalten, musste selbstverständlich auch mit Masken gearbeitet werden.

Welche Veränderungen haben Sie kundenseitig festgestellt? Hat sich der Trend zum regionalen Holzbau weiter gefestigt? Was kurzfristig sehr deutlich spürbar war, war die allgemeine Situation der Menschen in der Kurzarbeit. Durch mehr Zeit zu Hause hatten die Kurzarbeiter auch mehr Gelegenheit, sich um Reparaturen zu kümmern oder kleinere Umbauarbeiten vorzunehmen. Das haben wir in Form vieler kleinerer, kurzfristiger Aufträge recht deutlich wahrgenommen. Die hohe Wertschätzung gegenüber dem regionalen Holzbau bemerken wir aber nicht erst seit Corona, ein steter Aufwärtstrend begleitet uns hier - erfreulicherweise - seit Jahren.

Gerade in den Salzburger Gemeinden mehren sich kommunale Holz-Vorzeigebauten. Welche Bedeutung haben diese Projekte für die Branche? Diese Leuchtturmprojekte und das grundsätzliche Bekenntnis der Gemeinden, öffentliche Gebäude in Holz oder Holz-Hybridbauweise zu errichten, sind enorm wichtig für unsere Sache. Diese Gebäude haben einen wichtigen Multiplikationseffekt, vor allem die Schulen oder Kindergärten: Hier werden Eltern und Kinder gleichermaßen für den Naturstoff Holz sensibilisiert. Das Material wird in natura erlebbar und das ist die allerbeste Werbung.

Sie betreuen derzeit mit Ihrem Unternehmen ein sehr interessantes Hotelprojekt in Bad Hofgastein. Worum handelt es sich dabei? Gemeinsam mit dem Salzburger Bauunternehmen RHZ, das bei diesem Projekt die Baumeisterarbeiten übernommen hat, wurde uns in Bad Hofgastein der Zu- bzw. Neubau des Hotel Astoria übertragen. Im April 2021 soll das als Gesundheitshotel konzipierte Haus - der Schwerpunkt liegt hier künftig auf dem Bereich der Vorsorge - eröffnet werden. In unserer Verantwortung lag die Errichtung eines neuen viergeschoßigen Bettentrakts, der komplett in Massivholzbauweise ausgeführt wurde. Pro Ebene sind hier 600 Quadratmeter Grundfläche, somit insgesamt 2400 Quadratmeter, entstanden, dazu kommen noch ein Mehrzweckraum und Bewegungsräume.

Was waren die Gründe für den "Holzweg" der belgischen Auftraggeber? Die Bauherren waren durch einen Aufenthalt in einem Holzhotel von der ökologischen Bauweise so positiv überzeugt, dass sie das Erlebte auch an ihre Kunden und Gäste weitergeben wollten. Die Entscheidung wurde aber sicherlich auch aus pragmatischen Gründen getroffen: Durch die Vorfertigung der Bauteile war die Errichtung des Trakts in sehr kurzer Zeit realisierbar, gerade in der Hotellerie bedeutet Zeit natürlich auch Geld. Der viergeschoßige Bettentrakt wurde innerhalb von sieben Wochen fertiggestellt - rund 750 Kubikmeter Holz wurden hier verbaut.

Holz wird im privaten Wohnbau in Salzburg immer beliebter. Im sozialen und gemeinnützigen Wohnbau ist das Thema aber noch nicht angekommen. Gerade in diesem Bereich gibt es leider einige Hemmnisse, die der Entwicklung bremsend entgegenwirken. Zum einen bestanden lange Zeit sehr starre Strukturen, die sich nur langsam lösen. Zum anderen ist es so, dass der Holzbau grundsätzlich mit einem höherwertigen Standard, in besserer Qualität baut. Das wäre bisher mit den knapp bemessenen Mitteln für den sozialen Wohnbau nur schwer zu realisieren gewesen. Derzeit bewegt sich aber durchaus auch etwas. So wurde vor Kurzem eine Novellierung bzw. eine Erhöhung der Salzburger Wohnbauförderung beschlossen. Für die Verwendung von nachwachsenden Baustoffen - wie Holz - soll es künftig auch mehr Zuschlagspunkte geben. Diese Maßnahme soll nun den Anreiz für die Verwendung von Holz als Baustoff erhöhen und dem Holzbau insgesamt fairere Chancen einräumen.

Das Wohnen soll aber dennoch erschwinglich bleiben? Das ist natürlich das finale Ziel. Wohnen soll erschwinglich gehalten, gleichzeitig aber ökologischer werden. Darin liegt die Herausforderung.