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Smartes Wohnen - Ist Komfort mit Sicherheit vereinbar?

Bequem sind sie bestimmt, die Smart Homes. Doch sind die integrierten Alarmsysteme wirklich so gut wie eine herkömmliche Alarmanlage?

Autarke Alarmanlagen bieten oft einen besseren Schutz als in Smart Home integrierte Systeme.
Autarke Alarmanlagen bieten oft einen besseren Schutz als in Smart Home integrierte Systeme.

Eine beliebte Einbruchsmasche: Das Fahrrad vor dem Haus wird geklaut und wenige Tage später wieder zurückgebracht. Angehängt ist ein Entschuldigungsbrief mit Kinokarten als Entschädigung. Man nimmt das Angebot an und macht sich einen schönen Abend. Das böse Erwachen gibt es dann, wenn man wieder heimkommt: Das Haus ist ausgeraubt. Das sind Tricks, wie Josef Pichler noch einige erzählen könnte. Raffiniert sind sie und durchtrieben und eines ist für Pichler, der ein Geschäft für Sicherheitssysteme betreibt, auch klar: Manipulierbar ist alles, es kommt auf die Hürden an, die dazwischen stehen. "Zeit, Lärm und Licht sind die drei größten Feinde eines jeden Einbrechers."

Vielfältiger Sicherheitsschutz

Viele Menschen, die mittlerweile auf Smart-Home-Systeme umstellen oder sich ein solches in ihrem neuen Haus installieren, sind deshalb froh, dass diese auch den Sicherheitsschutz übernehmen können. Dazu gehören Alarmsysteme, Überwachungskameras und Lichtsteuerung. Fenster- und Türkontakte beispielsweise können erkennen, wenn diese geöffnet werden. Bewegungs-, Glas-, Wasser- und Rauchsensoren können mit den Sirenen und Überwachungskameras zusammenarbeiten. Wenn man unterwegs ist, kann man am Smartphone kontrollieren, ob wirklich alle Fenster geschlossen sind. Außerdem gibt es Systeme, bei denen man im Alarmfall von der Überwachungskamera ein Foto in HD-Qualität zugeschickt bekommt.

Herkömmliche Alarmanlagen qualitativ besser

Das ist mit Sicherheit sehr praktisch. "Bei den Alarmanlagen, die im Smart Home integriert sind, ist aber Vorsicht geboten. Qualitativ kommen diese nicht an herkömmliche Alarmanlagen heran", sagt Pichler. Das liege auch daran, dass Smart-Home-Systeme in einem weniger sicheren Frequenzbereich arbeiten. Anders als autarke Sicherheitssysteme sind die inkludierten Systeme hingegen oft sehr günstig. "Mit Professionalität hat das wenig zu tun", sagt Josef Pichler. Bereits ein Stromausfall oder eine Internetstörung können dazu führen, dass die Überwachung lahmgelegt wird. Das Bedienelement ist bei manchen Anlagen nicht richtig gesichert und könnte von Einbrechern leicht und geräuschlos entfernt werden.
Pichler rät dazu, auch in einem Smart Home eine spezielle Sicherheitsanlage einzubauen, die unabhängig vom restlichen System funktioniert. "Ein Smart Home ist eine Hobbygeschichte, wenn eine Jalousie einmal unbeabsichtigt hochgeht, ist das nicht so tragisch, aber bei einer Alarmanlage, die nicht funktioniert, kann das schwerere Auswirkungen haben." Zwar gebe es für die kleine Geldtasche Simulationsgeräte, die einen Fernseher oder einen Hund vortäuschen, eine gute Alarmanlage kann das jedoch nicht ersetzen.

Auch der beste Wachhund wird außer Gefecht gesetzt

Apropos Hund: Kein noch so guter Wachhund könne einen Einbrecher bei seinem "Job" aufhalten. Mittels sogenannter Dogchaser könne jeder Hund außer Gefecht gesetzt werden. Das Gerät gibt Geräusche in einem so hohen Frequenzbereich ab, dass Hunde betäubt werden und nicht mehr melden. Für Menschen sind die Töne nicht hörbar.

Betrüger können in das System eingreifen

Das Problem mit Smart-Home-Systemen ist nicht nur, dass deren Sicherheitssystem nicht an die technischen Anforderungen reiner Alarmsysteme heranreicht, sondern auch, dass dadurch viel neues Potenzial für Kriminelle entsteht, weil viele Menschen ihre Häuser und Wohnungen auf Smart Home umrüsten und Licht, Heizung und Rollläden vom Handy aus steuerbar sind. Findige Betrüger können aber elektronisch in dieses System eingreifen. Es kann dann passieren, dass ein Fremder vor dem Haus steht, über die Kamera kontrolliert, ob Bewohner zu Hause sind, und den Alarm ausschaltet. Und auch wenn kein Eingriff von außen stattfindet, besteht die Gefahr, dass persönliche Daten abgefangen werden und Fremde wissen, wie warm es im Schlafzimmer ist oder wann die Wohnung gelüftet wird.

Einbrecher brauchen bald Laptop statt Montiereisen

Grundsätzlich stellt Pichler klar, dass alles, was über das Handy und WLAN läuft, nicht so sicher ist wie eine Verkabelung. Deshalb sollte man die Sicherheitssysteme gut schützen. Hier sind vor allem eigene Passwörter wichtig. Wer ein Gerät auspackt und gleich loslegt, eröffnet viele Angriffsmöglichkeiten. Die Passwörter sollten daher unbedingt sofort geändert werden. Der Umstieg auf Smart-Home-Systeme erfordert aber auch bei den Einbrechern neue Methoden. Statt des klassischen Montiereisens genügt dem professionelle Einbrecher zum Manipulieren des Smart Homes ein Laptop. "Hier hinken viele Kriminelle noch nach", sagt Pichler. Bis sie die neue Technik beherrschen, sollte man aufgerüstet haben.