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Shoppingcenter: nachhaltig und erlebnisreich

Einkaufszentren müssen weiter mehr bieten als bloß Geschäftszeilen. Die Spar-Tochter SES attraktiviert im In- und Ausland ihre Standorte mit Gastronomie und Freizeitangeboten.

Die SES expandieren weiter, auch 2020 und 2021 wurden weitere Shoppingcenter eröffnet.
Die SES expandieren weiter, auch 2020 und 2021 wurden weitere Shoppingcenter eröffnet.

"Die Pandemie hat alle gefordert", sagt Christoph Andexlinger, COO der SES (Spar European Shopping Centers). Im Zuge der Lockdowns haben er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alle 1800 Verträge mit jedem Händler an jedem der 30 Standorte gemeinsam durchgesehen, um für beide Seiten ein gutes Ergebnis zu erzielen. Kaum war die Pandemie im Abschwung, kamen neue Herausforderungen auf die Einzelhändler zu. Jetzt steht man in Zeiten des Kriegs gegen die Ukraine vor der Herausforderung Energie. Andexlinger: "Bei uns machen die Energiekosten 25 bis 30 Prozent der Betriebskosten aus. Derzeit haben wir vier bis fünf Mal so hohe Energiekosten als normal." Für ihn ist es ein Gebot der Stunde, Strom- und Gaspreis zu entkoppeln, da Österreich sehr viel günstigen Strom produziere, der plötzlich viel teurer ist, bei gleichen Entstehungskosten: "Das versteht keiner."

40 Prozent weniger Energieverbrauch im Europark

Das Thema Energie, befeuert zusätzlich von der EU-Taxonomie, beschäftige die SES aber aus eigenem Antrieb schon seit Jahren. "Im Europark in Salzburg haben wir in den vergangenen zehn Jahren so viele Maßnahmen bei gleichbleibendem Angebot gesetzt, dass wir 40 Prozent des Energieverbrauchs reduzieren konnten", betont Andexlinger. "Wir haben ein großes Interesse an Energieeffizienz. Die SES wurden dafür schon 2008 ausgezeichnet." So produziere man 30 Prozent des Strombedarfs etwa im SC Weberzeile in Ried im Innkreis durch Photovoltaikpaneele auf dem Dach.

SES-COO Christoph Andexlinger: „Nachhaltigkeit ist ein zentraler Punkt für den Betrieb von Shoppingcentern.“
SES-COO Christoph Andexlinger: „Nachhaltigkeit ist ein zentraler Punkt für den Betrieb von Shoppingcentern.“

"Der Sillpark in Innsbruck hat sogar ein eigenes Wasserkraftwerk, das 50 Prozent des Bedarfs abdeckt." Ziel sei es, mindestens 50 Prozent der verfügbaren Dachfläche aller SES-Einkaufszentren mit PV-Anlagen auszustatten. Auch der Einsatz von Erdwärme werde forciert. Die LED-Technik beim Licht habe ebenso zu einer Energieeinsparung geführt wie moderne Klimageräte, die eine weit höhere Energieeffizienz als ältere Modelle aufweisen. Die Absenkung der Raumtemperatur sei zu frequenzschwächeren Zeiten möglich, dürfe sich aber nicht als Nachteil für die Konsumenten auswirken. "Wir haben in allen Neuverträgen festgehalten, dass beide Seiten im Sinn der Nachhaltigkeit zu agieren haben", betont der SES-COO. Er begrüßt deshalb auch die EU-Taxonomie: "Hier gibt es klare Regeln und Messwerte, die wir nachweisen müssen. Greenwashing ist nicht mehr möglich." Die SES ließen jedes Jahr den Wert der eigenen Immobilien bewerten, nicht weil man verkaufen wolle, sondern weil es wichtig zu wissen sei. "Ohne Taxonomie sinkt der Wert."

Ganz unabhängig vom Energiethema müssen sich Betreiber von Shoppingcentern auf ganz neue Herausforderungen einstellen. Denn Experten sagen voraus, dass sich die Handelslandschaft in den nächsten zehn bis 20 Jahren grundlegend verändern wird. Darauf haben auch die SES reagiert, wie ein Blick in das neue Shoppingcenter Aleja in Laibach in Slowenien zeigt. Im Mai 2020, mitten während der ersten Pandemiewelle, eröffnet, konnte es den renommierten "RLI Global Award" in der Kategorie "International Shopping Centre - New Build" gewinnen.

Der Dachbereich des Aleja in Laibach ist eine Freizeit- und Fitnesszone.
Der Dachbereich des Aleja in Laibach ist eine Freizeit- und Fitnesszone.

Der Trend bei Shoppingcentern geht künftig weg von der reinen Bedarfsdeckung und hin zu Begegnungszonen mit Gastronomie, Freizeitaktivitäten, aber auch Gesundheitsbereichen oder Ärztezentren. Im Aleja wurde dies berücksichtigt und auf dem Dach mit dem "Aleja Sky" ein Sport- und Erholungsgebiet geschaffen, in dem es neben einem Spielplatz eine Laufstrecke, einen Basketballplatz oder auch Yogakurse gibt. "Wichtig ist es auch, nach außen zu gehen", sagt Andexlinger. "Bis auf einen haben alle Gastronomiebetriebe dort einen Außenbereich." Vor dem Aleja gibt es zwei sogenannte Pumptrack-Bahnen, das sind wellige Rundkurse für Mountainbikefahrer, als Treffpunkt für die Jugend.

Gerade Slowenien ist für die SES besonders wichtig, denn die Einwohner seien regelrechte "Shoppingcenter-Fans", wie die Meinungsforscherin Janja Marolt betont. Von den 30 SES-Centern sind 18 in Österreich und fünf in Slowenien, der Rest verteilt sich auf Italien, Ungarn und Kroatien. Das größte ist übrigens der Citypark Laibach mit 53.000 Quadratmetern und 120 Shops.

Werden die SES künftig noch klassische Shoppingcenter bauen?

"Was ist ein klassisches SC?", fragt Andexlinger. "Wir werden an geeigneten Orten mit höchster Kundenrelevanz bauen, mit Schwerpunkt Retail." In welcher Form, lässt er allerdings offen. Wohin es für das Unternehmen gehen könnte, zeigen Beispiele in Kaposvár in Ungarn, wo voriges Jahr ein Retail-Park in einer brachliegenden innerstädtischen Lage eröffnet wurde, der sich binnen Wochen zum neuen Nachbarschaftstreffpunkt entwickelte. Gastronomie, Spielplatz, Ausstellungen und Konzerte sorgen dort für eine neue Form eines Zentrums für Tausende Menschen aus den umliegenden Wohnhäusern.

Auch in Lienz gehen die SES neue Wege und errichten am Ende der Fußgängerzone ein Hotel mit einem kleinen Shoppingquartier. Und in der Wiener Seestadt Aspern managen die SES überhaupt komplette Geschäftszeilen. Unter Handelsexperten kursiert auch die Zukunftsvision der 800-Meter-Stadt in sehr großen Millionenstädten. Diese kleinen Enklaven sollen alles bieten, was man täglich braucht, auch Wohnen und Arbeiten sollen in einer Fußdistanz von 15 Minuten möglich sein. Andexlinger: "Das ist für uns der sogenannte Quartiersgedanke, wie wir ihn etwa mit der Weberzeile oder dem Q19 in Wien schon haben. Letztlich ist auch das Forum 1 am Salzburger Hauptbahnhof so ein Zentrum, das dem Quartier alle wesentlichen Einkaufsmöglichkeiten bietet."

Bei allen Projekten der SES stehe immer im Vordergrund, die Dinge vom Kunden her zu denken. Das betrifft Standorte genauso wie Größe, Architektur, Ausstattung, Qualität und Warenangebot. Andexlinger: "Wir werden auf jeden Fall dranbleiben!"