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Schulen aus Holz schaffen gute Lernatmosphäre

Wohlbefinden und Gesundheit profitieren von einer natürlichen Umgebung. Jugendliche können sich in Klassenzimmern aus Holz besser konzentrieren.

Die Haptik und der Geruch von Holz wirken beruhigend.
Die Haptik und der Geruch von Holz wirken beruhigend.

Bauen mit Holz liegt im Trend. In den letzten Jahren hat sich der Rohstoff etabliert und wird auch in Zukunft noch stärker zum Einsatz kommen. Davon ist Architekt Thomas Lechner überzeugt. "Holz ist ein Material, das unsere Sinne anspricht und uns damit berührt." Für den Bau von Schulen eigne es sich daher besonders gut, weil es eine Raumatmosphäre generiert, die nachweislich positiv auf Menschen wirkt.

Eines seiner Vorzeigeprojekte ist die Volksschule in Nußdorf. 3,7 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr in den Holzbau investiert. Eine leichte und schnelle Bauweise war Voraussetzung für die Erweiterung der Schule. Von Anfang an sei festgestanden, auf Holz zu setzen. "Wir genießen die positive Ausstrahlung in den Räumlichkeiten", sagt die Nußdorfer Bürgermeisterin Waltraud Brandstetter.

Konzentration verbessert sich

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass sich Holz positiv auf unser Wohlbefinden auswirkt. Maximilian Moser, der an der Universität Graz lehrt, hat an einer österreichischen Schule einen Langzeitversuch über die Wirkung von Nadelholz durchgeführt. Dabei hat er festgestellt, dass Schülerinnen und Schüler, die in Räumen aus Holz unterrichtet werden, weniger Konzentrationsprobleme haben als Lernende in konventionellen Klassenzimmern. Die Leistungen seien jedoch in beiden Klassen gleich geblieben: Am Ende des Schuljahres hat sich in keiner Klasse eine Verbesserung oder Verschlechterung der Noten eingestellt.

Gesundheit profitiert

Verändert habe sich aber der Gesundheitszustand der Kinder und Jugendlichen. Dies wurde durch die Messung der Herzschlagfrequenz und des Vagustonus festgestellt. Die Herzrate der Schüler in den konventionellen Klassenzimmern sei durch den zunehmenden Stress gegen Ende des Schuljahres gestiegen. In den Holzklassen verringerte sich der Herzschlag der Schüler, was positiv ist, weil sich ein niedriger Herzschlag langfristig günstig auf die Gesundheit auswirkt. Studien in verschiedenen Ländern hätten gezeigt, dass eine niedrige Herzrate vor chronischen Krankheiten sowie Bluthochdruck schützt, so Maximilian Moser. Ein weiterer Faktor, den Moser in seiner Studie gemessen hat, war der Vagustonus. Dieser Nerv ist für den Schutz des Herzens zuständig. Im Experiment ist der Vagustonus in den Holzklassen gestiegen, was gut ist: "Diese Schüler haben eine bessere Voraussetzung gegenüber chronischen Erkrankungen, die meist eine Folge von langfristigen Entzündungen sind." Ein hoher Vagustonus schütze vor Entzündungen und führe zu einer niedrigen Herzfrequenz, so Moser.

Aber natürlich wirkt sich Holz nicht nur im Klassenzimmer auf das Wohlbefinden aus. Eine vor Kurzem veröffentlichte Studie zum Thema Zirbenholz habe gezeigt, dass sich die Schlafqualität wesentlich verbessere, wenn Schlafzimmer mit Holzmöbeln und Holzböden ausgestattet sind, so Moser. Die positive Wirkung sei auf die ätherischen Öle, die im Nadelholz enthalten sind, zurückzuführen. "Diese wirken beruhigend auf den Organismus, senken die Herzfrequenz und erhöhen den Vagustonus." Aber auch die Haptik von Holz ist wohltuend. So zeigte eine japanische Studie, dass sich die Herzfrequenz bei Jugendlichen, die über Oberflächen aus Holz streichen, beruhigt, während Metall und Plastik die Herzfrequenz erhöhen. "Dabei spielt es eine wesentliche Rolle, ob das Holz unbehandelt oder geölt beziehungsweise lackiert wurde", sagt Maximilian Moser.

Bild: SN/tinefoto
„Ätherische Öle im Nadelholz beruhigen den Organismus.“ Maximilian Moser, Universität Graz

Das unbehandelte Holz weise die besten Eigenschaften auf. Auch beim Einschlafen hilft Holz: Ein Lichtlabor in Tirol hat herausgefunden, dass das warm reflektierende Licht des Holzes den Aufbau von Melatonin begünstigt. Das schlaffördernde Hormon bindet Stoffe im Körper, die zellschädigend sind. Gerade Blaulicht, wie es von Handys und Tablets ausgestrahlt wird, stört die Melatoninbildung. Daher ist die lange Nutzung von Smartphones oder langes Fernsehschauen vor dem Zubettgehen für einen guten Schlaf nicht förderlich. Das gelblich-rötliche Licht, wie es von Zirbenholz ausgestrahlt wird, fördert die Bildung von Melatonin dagegen.

Schutz vor Elektrosmog

Holz hat eine abschirmende Wirkung gegen Mikrowellenstrahlung und Elektrosmog. Das hat eine Untersuchung der Technischen Universität München gezeigt. Vor schädlicher Strahlung schützt es laut dieser Studie sogar besser als Stahlbeton. Besonders Lärchenholz werde als Strahlenschutz eingesetzt. Maximilian Moser hält das für glaubwürdig. Er hat in dieser Hinsicht selbst eine Erfahrung gemacht: Bei der Veranstaltung einer Pressekonferenz zum Thema Zirbe, die in einer alten Zirbenstube in Innsbruck durchgeführt wurde, habe ihm sein Handy vor der Zirbenstube im Freien eine Signalstärke von vier Balken angezeigt. Im Inneren, bei geöffneter Tür, sei es dann nur noch ein Balken gewesen. Als Moser die Tür schloss, sei der Empfang komplett weg gewesen. "Das Zirbenholz hat die Strahlung gut abgeschirmt."