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Österreicher sind zufrieden mit ihrer Wohnsituation

Warum die meisten Österreicher zufrieden mit ihrer Wohnsituation sind und welche Rolle Immobilienmakler spielen.

Makler müssen Abgeber und Interessenten unter einen Hut bringen.
Makler müssen Abgeber und Interessenten unter einen Hut bringen.

Die Österreicherinnen und Österreicher sind mit ihrer Wohnsituation äußerst zufrieden, auch wenn die Coronakrise mit Homeoffice und Homeschooling bei Städtern und Bewohnern kleinerer Immobilien merklich auf die Wohnzufriedenheit drückt. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Gallup-Instituts im Auftrag von Raiffeisen Immobilien. Jeder zweite Befragte bewertet darin seine Wohnzufriedenheit mit Note 1, nur 18 Prozent mit Note 3 bis 5. Bewohner ländlicher Gebiete zeigen sich dabei zufriedener als Städter, ältere Menschen zufriedener als Jüngere, Eigentümer zufriedener als Mieter.

Warum das Übersiedeln beliebt ist

Dennoch sind die Österreicher überraschend mobil. Jeder Vierte möchte gern in den nächsten ein bis zwei Jahren übersiedeln. Das würde bei österreichweit etwa vier Millionen Haushalten bedeuten, dass potenziell bis zu eine Million Immobilien den Benützer wechseln könnten. Vor allem bei jungen Menschen unter 30 und Städtern ist die Bereitschaft zum Wohnsitzwechsel groß. Hier möchte fast jeder Zweite übersiedeln, eine Entwicklung, die sich durch Corona noch verstärkt hat. Drei Viertel der Österreicher sind der Meinung, dass es während der Krise besser ist, in einem ländlichen Gebiet zu leben. Analog zur Wohnzufriedenheit planen Mieter deutlich häufiger eine Übersiedelung als Eigentümer (51 Prozent vs. 16 Prozent). Eine zu geringe Größe ist der stärkste Motivator für eine Übersiedlung (36 Prozent), wichtige Gründe sind auch zu hohe Kosten (19 Prozent) und berufliche Gründe (15 Prozent). Aber auch familiäre Gründe wie Trennung, Familienzuwachs und Zusammenziehen spielen eine Rolle.

Immobilie wird als Sicherheit gesehen

Nur zehn Prozent der 20- bis 65-jährigen Österreicher haben vor, in den nächsten Jahren eine Immobilie zu verkaufen oder zu vermieten. Peter Weinberger, Sprecher von Raiffeisen Immobilien Österreich: "Hier zeigt sich, dass Immobilien gerade in Krisenzeiten als verlässliche und harte Krisenwährung gesehen werden. Daher verkauft niemand, der nicht muss. Viele halten sich mit ihren Verkaufsabsichten auch zurück, weil sie Preisrückgänge fürchten. Derzeit ist diese Angst jedoch unbegründet, denn die Nachfrage nach Wohnimmobilien ist ungebrochen gut."

Immobilienmakler bei Wohnungssuche gefragt

In Summe haben 40 Prozent der Österreicher schon einmal einen Immobilienmakler beauftragt. Wer mit einem Makler gearbeitet hat, tat dies zumeist (78 Prozent) bei der Immobiliensuche. Ein Drittel beauftragte einen Makler mit Verkauf bzw. Vermietung eines Objekts. Von einem Makler erwartet man sich primär korrekte Vorgangsweise (73 Prozent) und hohe Fachkenntnis (69 Prozent). Erwartungsgemäß gehen die weiteren Wünsche von Suchenden und Anbietern nicht immer konform. Sucher legen vor allem Wert auf Services, die ihnen rasch zu Transparenz über Objekt und Immobilienmarkt verhelfen. Ganz oben auf ihrer Wunschliste findet sich mit 93 Prozent die Durchführung von Besichtigungsterminen, gefolgt von der raschen Beantwortung von Anfragen und der Vorauswahl geeigneter Objekte. 88 Prozent wünschen sich Unterstützung durch den Makler bei der Errichtung des Kauf- bzw. Mietvertrags, 87 Prozent faires Hinweisen auf Vor- bzw. Nachteile der Immobilie.

Welche Anfoderungen werden an einen Immobilienmakler gestellt?

Die Durchführung von Besichtigungsterminen ist auch den Abgebern am wichtigsten (94 Prozent), an zweiter Stelle des Makler-Anforderungsprofils rangiert hier jedoch die Auswahl geeigneter Interessenten und die Aufklärung über die rechtlichen Rahmenbedingungen des Verkaufs. Ebenfalls ganz oben auf der Verkäufer-/Vermieterwunschliste: Der Makler soll Verhandlungen mit Interessenten führen und bei der Besorgung fehlender Unterlagen zum Objekt unterstützen. Auch die Bonitätsprüfung der Interessenten liegt weit vorn. "Verkäufern oder Vermietern geht es primär um Rechtssicherheit und Service," fasst Weinberger die Umfrageergebnisse zusammen.
Hingegen wünschen sich nur 50 Prozent der Abgeber vom Makler die Erstellung eines 360-Grad-Rundgangs ihres Objekts, gleichzeitig wollen aber 61 Prozent der Sucher einen solchen sehen. Und nur 45 Prozent der Anbieter erwarten Beratung zur Frage Verkauf vs. Vermietung, aber fast 60 Prozent der Interessenten. Hingegen ist 87 Prozent der Abgeber, aber nur 66 Prozent der Suchenden die Bonitätsprüfung von Interessenten wichtig. Weinberger: "Die Untersuchung zeigt sehr deutlich die Vermittlerrolle des Maklers, der versuchen muss, gegensätzliche Pole auszutarieren. Er ist sozusagen Diener zweier Herren."
Sollte, wie im Regierungsprogramm angekündigt, ein Bestellerprinzip bei Mieten eingeführt werden, würde diese Vermittlerrolle wohl leiden, fürchtet Weinberger: "Durch den Wegfall der Mieterprovision stünden vor allem kleinere Maklerunternehmen vor der Wahl zwischen Servicequalität und Wirtschaftlichkeit. Es ist also zu befürchten, dass Interessenten die Ersparnis bei der Provision durch weniger Beratung bezahlen müssen. Falls sich viele Makler aus dem Mietenmarkt zurückziehen, würde das auch zulasten privater Vermieter gehen, die oft auf die Beratung des Maklers etwa in Rechtsfragen angewiesen sind."

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