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Österreich investiert anders

Trotz Lockdowns wurde in Österreich kräftig investiert. Gerade in unsicheren Zeiten werden Immobilien als Anlage noch mehr geschätzt.

Österreich ist nicht nur landschaftlich schön, sondern auch für Investoren interessant.
Österreich ist nicht nur landschaftlich schön, sondern auch für Investoren interessant.

Ganz Europa ist im Lockdown, die Immobilienwirtschaft liegt am Boden. Ganz Europa? Nein! Ein kleines Land im Herzen des Kontinents leistet der Entwicklung Widerstand. Konkret übersetzt bedeutet das: In Österreich wurde auch in der Shutdown-Zeit kräftig investiert.

Wo und wie viel wurde in Immobilien investiert?

Doch der Reihe nach: Rund 129 Milliarden Euro wurden im ersten Halbjahr 2020 in europäische Immobilien investiert, wobei auf das zweite Quartal zirka 43 Milliarden Euro entfielen. Während im ersten Halbjahr, aufgrund des in Europa starken ersten Quartals, um zwei Prozent mehr investiert wurde als im Vergleichszeitraum 2019, waren es im zweiten Quartal um 39 Prozent weniger. Das geht aus einer CBRE-Marktanalyse hervor.
Im ersten Quartal wurde demnach aufgrund einer Reihe sehr großer Transaktionen in Deutschland, Großbritannien sowie in den skandinavischen Staaten noch ein All-time-High in Europa verzeichnet, auf das ein von der Coronakrise geprägtes zweites Quartal mit 39 Prozent Rückgang folgte. In fast allen Regionen Europas gingen die Investmentvolumina in Folge massiv zurück, in Deutschland, Österreich, den Niederlanden sowie den CEE-Ländern war der Rückgang allerdings weniger drastisch. In allen genannten Ländern reduzierten sich die Investmentvolumina im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 um rund 20 Prozent, in Österreich waren es nur 17 Prozent.

Österreich hebt sich ab

"Österreich hat sich bis jetzt anders entwickelt und verhalten als andere europäische Staaten. Wir hatten ein schwaches erstes Quartal mit rund 450 Mill. Euro Investmentvolumen, im zweiten Quartal wurde allerdings mehr als doppelt so viel, nämlich rund eine Milliarde Euro, in österreichische Immobilien investiert", erklärt Andreas Ridder, Managing Director CBRE Österreich & CEE, die Situation. Der Mai galt in Europa durch den Lockdown und die Maßnahmen der Regierungen als der bisher schwächste Investment-Monat, allerdings nicht in Österreich, wo die Investmentaktivitäten wesentlich höher waren als im März oder April.

Europaweit hat sich im Juni, als die ersten Lockerungen eintraten, wieder etwas mehr getan, in den kommenden Monaten wird in ganz Europa wieder ein Aufwärtstrend bei Investmentaktivitäten erwartet.
Die gefragtesten Assetklassen der vergangenen Monate in Europa waren Logistik- sowie Wohnimmobilien, da Investoren auf stabile Einkommensquellen angesichts der zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheit setzten. Zwar blieb der Office Sektor mit rund 41 Milliarden Euro Investment die größte Assetklasse, Wohnimmobilien konnten aber massiv aufholen und lagen bei 33 Milliarden Euro Investment in Europa im ersten Halbjahr (plus 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Bei Logistikimmobilien konnte im ersten Halbjahr 2020 ein Plus von fünf Prozent auf 15 Milliarden Euro festgestellt werden.

"In Österreich haben Wohnimmobilien mit 36 Prozent des Investmentvolumens den Office Sektor mit 31 Prozent im ersten Halbjahr bereits überholt, Logistikimmobilien sind mit zwölf Prozent und einem Volumen von rund 230 Millionen Euro die drittstärkste Assetklasse", sagt Ridder. Die größten Herausforderungen - sowohl auf europäischem Niveau als auch in Österreich - gibt es zurzeit für Retailimmobilien: In Europa sank das Investmentvolumen im zweiten Quartal 2020 gegenüber jenem des Vergleichszeitraums des Vorjahres um 25 Prozent, in Österreich entfielen im ersten Halbjahr nur acht Prozent des Investmentvolumens auf Retailimmobilien. "Obwohl der Großteil Europas sich bereits Anfang März im Lockdown-Modus befand, waren die Auswirkungen in den meisten Märkten erst im Mai beziehungsweise im zweiten Quartal massiv zu spüren. Wir gehen davon aus, dass der Trend, der in fast ganz Europa im Juni gestartet ist, sich nun fortsetzen wird und die Investmentaktivitäten in den kommenden Monaten steigen werden. Kapital ist auf dem Markt vorhanden und wir sehen auch nur sehr geringe Veränderungen in der Preisgestaltung", erklärt der Experte. Er erwartet für Österreich eine ähnliche Entwicklung wie in Europa und geht von einem Investmentvolumen von mehr als drei Milliarden Euro zum Jahresende aus.

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