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Neue Visionen für den Wohnbau gesucht

Wohnen in Salzburg - ein Luxusgut. Die Preisentwicklung auf Rekordniveau ist anscheinend nicht zu stoppen: Die Schere zwischen Gehalt und Wohnkosten wird immer größer. Auch die Baustoffpreise galoppieren davon.

Beim Projekt Fürbergstraße schlägt Architekt Christian Struber in seiner Einreichung hohe Bäume im Inneren und eine ringförmige Tiefgarage vor.
Beim Projekt Fürbergstraße schlägt Architekt Christian Struber in seiner Einreichung hohe Bäume im Inneren und eine ringförmige Tiefgarage vor.

Architekt Christian Struber plant Salzburg mit: Freiraum Maxglan, Riedenburg, Bärgründe, Lanserhofsiedlung, Projekt Fürbergstraße - das Stadtbild verändert sich auch mit seiner Handschrift. Er gehört zu den Architekten, die nicht nur ästhetische Grundsätze verfolgen, sondern auch mit- und vorausdenken.

"Grundlegende Ambitionen bleiben im Wohnbau gleich. Größere Quartiere brauchen einen integrierten Nahversorger, einen Kindergarten. Das reduziert Fahrten", sagt der gebürtige Abtenauer. "Es gehört mittlerweile viel mehr dazu als die eigenen vier Wände und ein kleiner Balkon. Qualitativer Außenraum ist ein wichtiger Punkt. Das hat die Stadt mittlerweile erkannt."

Die Politik dreht schon seit Jahren auf dem hart umkämpften städtischen Wohnungsmarkt an verschiedenen Schrauben und sucht in der Finanzierbarkeitskrise neue Rezepte: In einer Baurechtsreform wurden gerade Maßnahmen wie günstigere Startwohnungen oder die Überbauung von Supermärkten fixiert, ungenützte Dachböden werden vermehrt zu Wohnräumen. Ein Paradebeispiel ist die Friedrich-Inhauser-Straße in Salzburg-Aigen, ein Haus der Heimat Österreich, wo aus 75 jetzt 99 Wohnungen werden. Der Knackpunkt: Es gibt keinen einzigen zusätzlichen Parkplatz. Dafür ist ein schlaues Mobilitätskonzept mit E-Sharing für Räder und Autos geplant.

Drängen Salzburger verstärkt aufs Land?

Der Druck, an den Stadtrand zu ziehen, ist enorm. Größere Wohnbauprojekte im Zentralraum sind gezählt, Platzreserven umkämpft. "Ausverkauft" sei wohl die beste Umschreibung für den Immobilienmarkt in Salzburg, selbst im Coronajahr 2020, wie es im aktuellen Wohnmarktbericht von Team Rauscher Immobilien und Immoservice Austria heißt. Bei Neubauwohnungen sei unter 5000 Euro pro Quadratmeter kaum noch eine Immobilie zu finden.

Die Baulandpreise zwischen der Stadt und dem näheren Umfeld unterscheiden sich mittlerweile teils nur noch geringfügig. In der Stadt mussten Käufer 2020 um 12,8 Prozent mehr hinblättern als ein Jahr zuvor, im Umland war es ein Plus von 11,8 Prozent. Wer an die Peripherie zieht und bei Mobilitätskosten kein blaues Wunder erleben will, muss schon weitere Distanzen in Kauf nehmen.

Das drohende Platzen einer Immobilienblase sieht der Sozialgeograf Andreas Koch von der Universität Salzburg aber nicht: Große internationale Wohnungsbau- und Wohnungsvermarktungsgesellschaften seien eher nicht in Salzburg tätig, vielmehr setzten Einheimische auf Vorsorge.

Corona verstärkt auch den Wunsch nach Wohnen im Grünen. Eineinhalb Jahre Pandemie haben gezeigt, wie wichtig der eigene Wohnraum ist. "Mit Familie Homeoffice und gleichzeitig Homeschooling zu machen fordert extrem. Es ist aber völlig illusorisch, dass wir uns jetzt alle größere Wohnungen leisten können", meint Architekt Struber. Möglicher Lösungsansatz: "Neue anmietbare Zusatzflächen in städtischen Quartieren wie ein buchbares Gästezimmer oder Büroflächen zum Anmieten." Homeoffice-Kultur, Online-Shopping oder auch Bildungsangebote via Fern-Uni werden andererseits die Bereitschaft, noch weiter ins Grüne auszupendeln, wieder verstärken.

Mehr Holz soll das Stadtbild der Zukunft prägen

Neue Wohnbauten in der Stadt sollen künftig nicht mehr nur in Form von lieblosen Schuhschachteln gestaltet werden: "Wir wollen mehrgeschoßigen Wohnbau vermehrt in Holz bauen", betont Struber. Ein Vorstoß in einem engen Korsett voller Auflagen und überhitzter Preisniveaus. Architekt Christian Struber will es trotzdem schaffen, städtischen Quartieren eine spezielle Note zu geben.

Ziel ist es, im Wohnbau der Zukunft so wenige "grüne Wiesen" wie möglich anzugreifen. Beim geplanten Projekt an der Fürbergstraße mit 155 Wohnungen - die Ausschreibung läuft durch die Heimat Österreich gerade - verschwinden sogar alte Industriehallen, weniger Boden als zuvor wird künftig versiegelt sein.

Geht es nach Christian Struber, kommen auch richtig hohe Bäume ins Quartier. "In diesem Fall ist die Tiefgarage ringförmig angelegt. Das ermöglicht einen Erdkörper in der Mitte und keine Einschränkungen bei den Wurzeln", verrät der Architekt. Die Bewohner werden bei der zunehmenden Hitze auch in Salzburg liebend gern den natürlichen Schatten nutzen.