SN.AT / Leben / Wohnen

Martin Grubingers "Haus für die Musik"

Zu Gast bei Weltklasse-Schlagzeuger Martin Grubinger. Sein Proberaum hat 170 Quadratmeter und ist besonders schallgedämmt.

Martin Grubinger in seinem 170 Quadratmeter großen Proberaum. Hier können bis zu 30 Musiker spielen.
Martin Grubinger in seinem 170 Quadratmeter großen Proberaum. Hier können bis zu 30 Musiker spielen.

Unter den Tausenden Hobbymusikern in Österreich ist ein Problem wohl allen sehr vertraut: Wo kann man üben, ohne Familie, Mitbewohner oder Nachbarn zu stören? Das gilt umso mehr für Profimusiker und ganz speziell für Schlagzeuger. Weltklasse-Schlagzeuger Martin Grubinger hat daher bei der Planung seines Hauses im Hausruckviertel großen Wert auf entsprechende Probemöglichkeiten gelegt.

Bezug zur Region

"Wir haben früher in der Musikschule Mondsee geprobt, das war ziemlich aufwendig, weil wir natürlich Rücksicht auf die anderen nehmen mussten", erzählt Grubinger. "So konnten wir am Vormittag im Raum der Ballettgruppe proben, haben dann alles abgebaut, damit die Ballettstunden abgehalten werden können, und dann alles wieder aufgebaut." Auch der Schlagzeugraum seines Vaters, der Lehrer an der dortigen Musikschule und an der Universität Mozarteum ist, wurde genutzt. Grubinger jun. hat deshalb seinen Wohnsitz aus der Stadt Salzburg nach Mondsee verlegt.

"Vor zehn Jahren habe ich dann gesagt: Ich baue mir jetzt was Eigenes", erzählt der Musiker. Die Wahl fiel auf Neukirchen an der Vöckla, nicht nur weil seine Mutter von dort stammt, sondern weil auch die Grundstückspreise - im Gegensatz zur Stadt Salzburg - dort noch erschwinglich waren. Grubinger: "Außerdem ticken die Leute dort anders, keine Schickeria. Die haben alle einen Bezug zur Region, zur Musik, vor allem zur Blasmusik. Und es ist einfach schön da."

Das ist für ihn auch deshalb wichtig, weil er nach Konzerten nachts immer noch nach Hause fährt, wenn "es südlich von Hannover war". Dabei könne er abschalten, horche Podcasts und freue sich, am nächsten Morgen daheim aufzuwachen. "Hier kann ich durchatmen, auch mal zum See fahren. Und es finden mich nur die, die mich suchen."

Zum Architekten Christian Hofmann von Berger.Hofmann Architektur in Salzburg kam er über Vermittlung eines gemeinsamen Bekannten. "Wir hatten das erste Treffen Ende November/Anfang Dezember, im Juli haben wir zu bauen begonnen", erzählt Hofmann. "Das war alles unkompliziert, wir haben volle Unterstützung der Gemeinde erhalten." Seit 2013 wohnt der Musiker mit seiner Familie hier.

Grubingers Erfahrungen aus den Konzertauftritten flossen in die Vorgaben mit ein. Deshalb wurde auch gleich eine Zufahrtsrampe für Lkw mitgeplant, wie man das von Speditionen kennt. Angesichts der Fülle an Instrumenten, die im Einsatz sind und beispielsweise die Bühnen des Großen Festspielhauses oder der Felsenreitschule füllen, ein guter Tipp. Weitere Vorgabe war ein eigener Klavierraum mit Foyer für Grubingers Ehefrau, die Konzertpianistin Ferzan Önder. Wichtig war die Trennung zwischen beruflichen und privaten Räumlichkeiten. Im Erdgeschoß ist die "Musikerebene" mit einem eigenen Eingang, im ersten Stock der Wohnraum und darüber die Schlafebene.

Eigene Musikerebene

400 Quadratmeter umfasst die "Musikerebene", allein 170 Quadratmeter davon entfallen auf Grubingers Proberaum, in dem bis zu 30 Musiker spielen können. Das Lager für das gesamte Equipment benötigt 70 Quadratmeter und ist laut dem Hausherrn eigentlich schon wieder zu klein. Wichtigste Vorgabe für seinen Proberaum - man sollte wohl eher "Saal" sagen - waren die Akustik und das Licht. Da es sich um ein Hanggrundstück handelt, ist ein erheblicher Teil des Proberaums in den Hang gebaut, was für den Schallschutz nach außen dienlich ist. "Dadurch ist der Raum außerdem im Sommer kühl und ich kann Tag und Nacht musizieren ohne akustische Probleme." Natürliche Belichtung kommt über die Oberlichtfenster, die ebenfalls entsprechend dimensioniert sind. Hofmann: "Wir haben dreifach verglaste Schallschutzfenster und diese doppelt eingebaut." Damit es im Haus keine Störungen gibt, wurden bleigefüllte Türen installiert. Die Akustikverbauung erfolgte durch eine Spezialfirma. "Es ist nun ein Proberaum, der extrem trocken ist und keinen Sustain, also Nachhall, aufweist", erklärt Grubinger. "Das erzeugt einen extrem ehrlichen Klang." Und verzeiht keinerlei Fehler.

"Wir haben auch eingeplant, dass man hier produzieren kann, also CDs oder andere Tonträger aufnehmen", sagt der Schlagzeuger. "Das hilft uns sehr, wir brauchen also kein Tonstudio, die nötige Studiotechnik haben wir selbst."

Großen Wert hat Grubinger auch auf große Türen gelegt, nicht nur für sein eigenes Equipment. Der Klavierraum seiner Frau liegt gegenüber, die Klaviere können herübergeschoben werden, um gemeinsam zu musizieren. Wenn getrennt geübt wird, hört einer nichts vom anderen. Hofmann: "Da sind zwei Schallschutztüren und ein Gang dazwischen." Auch die Lüftungsanlage ist getrennt, um keinen Schall zu übertragen.

Das ganze Haus sei massiv gebaut, also mit Beton und Ziegel, erklärt der Architekt. Wärmeenergie kommt via Wärmepumpe aus Erdwärme mit Tiefenbohrung, eine Klimaanlage sei nicht notwendig. Auch das Trinkwasser stammt aus einer Quelle auf dem eigenen Grund. "Wir können hier ziemlich autark leben", erklärt Grubinger.

Tipps für Amateurkollegen

Welche Tipps kann der Profimusiker seinen Amateurkollegen geben? Bei der Akustik sollte man auf "Lösungen" wie Eierkartons verzichten und stattdessen ordentliche Akustikpaneele verwenden. "Das braucht man nur im Internet zu recherchieren, da gibt es auch günstige Lösungen", sagt Grubinger. Zusätzlich solle man sich ein Raumkonzept überlegen, Pianisten sollten etwa größere Türbreiten verwenden, um etwa einen Flügel einfach durchschieben zu können. Wer zu Hause auch aufnehmen will, sollte im Fall eines Neubaus auch die Technik dafür vorbereiten, also Kabelkanäle etc. mitplanen. Grubinger empfiehlt auch Schallschutztüren: "Die kosten zwar 4000 bis 5000 Euro, aber für andere Hobbys gibt man auch schnell einmal so viel Geld aus." Damit könnten es sich Hobbyschlagzeuger auch ersparen, wegen des Schalls auf elektronischen Trommeln üben zu müssen. "Bei entsprechenden Vorkehrungen lässt sich dann auf einem akustischen Schlagzeug spielen, das ist viel besser geeignet."

Wer ein neues Eigenheim baut, könne ohne große Zusatzkosten einen passenden Proberaum einplanen, ist sich Grubinger sicher. In bestehenden Gebäuden ist das zwar schwieriger, aber mit entsprechenden Schallschutzmaßnahmen ebenfalls möglich. Allerdings sollte sich jeder im Klaren sein, dass der Schallschutz im Raum selbst nichts leiser macht. "Das wäre auch schlecht", betont Grubinger. "Vieles in der Musik muss man einfach laut spielen, egal mit welchem Instrument."