SN.AT / Leben / Wohnen

Lieber zu Hause alt werden

Die Hälfte der Österreicher will ihren Lebensabend daheim verbringen. Rechtzeitige bauliche Adaptierungen ermöglichen Pflege durch mobile Dienste.

Die meisten Österreicher bevorzugen es, in den eigenen vier Wänden älter zu werden.
Die meisten Österreicher bevorzugen es, in den eigenen vier Wänden älter zu werden.

Einen alten Baum verpflanzt man nicht! Diese Weisheit erhält gerade doppelten Zuspruch. Doch wie wollen die Österreicher im Alter wohnen? Welche Präferenzen haben sie? Diesen Fragen ist die Market-Studie "Wohnen in allen Facetten" im Auftrag von Remax nachgegangen. Wichtigstes Ergebnis: Rund die Hälfte aller Österreicher will demnach im Alter gern in den gewohnten vier Wänden bleiben, auch wenn die körperliche und geistige Fitness nachlässt und möglicherweise Pflege benötigt wird.

Betreute Wohnen

Schon an zweiter Stelle bei den Wohnpräferenzen steht mit 23 Prozent das betreute Wohnen in barrierefreien, speziell für ältere Menschen adaptierten Wohnhäusern. Wesentlich geringeren Anklang finden Alters-/ Senioren- oder Pflegeheime (zehn Prozent) und Seniorenresidenzen (fünf Prozent). Da kommt sogar ein Winterquartier im Süden mit mobiler Pflege noch besser an (sechs Prozent). Am wenigsten können sich die Österreicher vorstellen, im Alter im Haus oder in der Wohnung der Kinder und Enkel zu wohnen (sieben Prozent), bei den über 50-Jährigen sind es sogar nur mehr zwei Prozent.

Wohnen in den eigenen vier Wänden

Auch bei jenen, die in ihrem bisherigen Wohnumfeld bleiben wollen, verändern sich die Zahlen mit zunehmendem Alter. Personen 50 plus wollen zu 54 Prozent bleiben, wo sie jetzt wohnen. Von den Personen, die in den eigenen bisherigen vier Wänden wohnen bleiben wollen, wünschen sich 26 Prozent einen mobilen Pflegedienst und 22 Prozent eine Betreuung durch die eigene Familie. In der Altersgruppe 50 plus steigt die Attraktivität von mobilen Pflegediensten sogar auf 34 Prozent, während die der Betreuung durch die eigene Familie auf 20 Prozent sinkt.
Das liegt vor allem daran, dass die weiblichen Familienmitglieder, die diese Pflegetätigkeiten in den meisten Fällen durchführen, oft selbst berufstätig und damit gar nicht verfügbar sind. Auch sind die Pflegenden ebenso wie die Betroffenen oft bereits in einem Alter, dass dies für beide unzumutbar oder gar unmöglich ist.
Das Thema gewinnt insofern an Brisanz, als die Altersgruppe 60 plus derzeit in Österreich mehr als 2,2 Millionen Menschen umfasst. Bis 2029 wird es noch um eine halbe Million mehr sein, erwarten die Demografen.
Bernhard Reikersdorfer, Geschäftsführer von Remax-Austria: "Experten sprechen schon von einer drohenden grauen Wohnungsnot, auf die aber Österreich keinesfalls ausreichend vorbereitet ist." Die Politik sei gefordert, sowohl das Angebot bei der mobilen Pflege weiter zu verstärken als auch betreubares Wohnen entsprechend zu ermöglichen.

Altersgerechtes Bauen

Die Besitzer von Eigenheimen und Eigentumswohnungen sind zwar in einer guten Ausgangsposition, sie sollten sich aber frühzeitig Gedanken darüber machen, inwieweit ihre Wohnsituation altersgerecht und barrierefrei und somit gegebenenfalls auch mit Rollstuhl oder Rollator bewältigbar ist. Anzuraten ist, allfällige Adaptierungen rechtzeitig zu planen und umzusetzen. Alternative dazu kann auch ein rechtzeitiger Wohnungswechsel sein.
Ein solcher Wechsel könnte auch aus finanzieller Sicht angeraten sein, schließlich hängt die Finanzierbarkeit des Wohnens direkt mit der zu erwartenden Pension zusammen. Diese werde sich bei der staatlichen Pension wohl kaum dramatisch verbessern, erwarten Experten.

Wohnungverkauf im Alter

Da ist Wohnen im Eigentum ganz besonders von Vorteil. Zum einen hat man keine Miete zu bezahlen und zum anderen einen Vermögenspolster, den man immer noch liquidieren und in betreubares Wohnen investieren kann. Allerdings kann ein Einfamilienhaus mit Garten für eine alleinstehende ältere Person derart mit Kosten und Mühen verbunden sein, die man sich irgendwann nicht mehr antun will. Dies ist ein häufiger Grund, rechtzeitig über Vermietung oder Verkauf nachzudenken, um so den Lebensabend mit der so zusätzlich gewonnenen finanziellen Sicherheit beispielsweise in einer Wohnanlage für betreutes Wohnen zu verbringen.
"Die Immobilienwirtschaft wiederum ist aufgerufen, innovative und für die Beteiligten sichere Vermarktungsmodelle anzubieten", fordert Reikersdorfer, "so sollen verkaufswillige ältere Menschen aus einem Verkauf zu einem absolut sicheren Maximalpreis nicht nur einen Einmalerlös, sondern - je nach Wunsch - auch ein laufend fließendes Zusatzeinkommen für Lebensqualität oder Pflegeaufwand in einer notariell abgesicherten Form erhalten können." Alternativ dazu könnten Senioren natürlich auch Eigentümer bleiben, ihre Immobilie vermieten und selbst in betreubares Wohnen ziehen.

KOMMENTARE (0)