In jedem Bezirk Österreichs zwei Lichtplaner - das ist Christian Deutingers Ziel. Der Flachauer arbeitet mit Licht und hat ein Start-up gegründet.

Wer aus seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Beste herausholen möchte, soll bei der Bürobeleuchtung klug wählen. Denn nicht jedes Licht erzielt denselben Effekt. "Bei Arbeitsplätzen plant man so, dass Mitarbeiter nicht so schnell ermüden", sagt Christian Deutinger. Will heißen: Kühleres Licht mit mehr Blauanteilen aktiviert den menschlichen Biorhythmus. Diese Art Licht herrscht draußen in der Tagesmitte. Deshalb empfiehlt der Lichtplaner, es in der Arbeitsumgebung in Büros oder Hallen einzusetzen. Die wärmeren Töne mit mehr Rotanteilen eignen sich hingegen in jenen Räumen, in denen es um Gemütlichkeit geht. In der Hotellerie und Gastronomie, im eigenen Wohn- oder Schlafzimmer. Das Bad hingegen kann wiederum in kühleres Licht getaucht sein - immerhin gilt es in der Früh in die Gänge und raus aus dem Haus zu kommen.
Genaues Prüfen der Lage
Was braucht Deutinger, wenn er und sein Team der Firma Volto einen Auftrag übernehmen und die Umgebung das erste Mal besuchen? "Auf jeden Fall ein gutes Gespräch mit der Auftraggeberin oder dem Auftraggeber, um das Gesamtkonzept zu verstehen. Soll der Raum im Alpenchic gehalten sein, modern oder klassisch?" Dafür habe er sich mittlerweile einen eigenen Fragebogen erstellt. Damit klärt er ab, ob er in einem sanierten Gebäude oder in einem Neubau tätig wird. Ausschlaggebend für seine weitere Vorgehensweise ist die Bauart. Ziegel, Vollbeton, Holz? Wie sind die Decken, wie ist die Raumhöhe, welche Holzfarben werden verwendet, welche Materialien und Farben kommen vor? "So komme ich schnell auf die Lichtfarbe und kann mich dann um den Typ der Beleuchtung kümmern." Auch hier ist die Auswahl groß und die Geschmäcker und Vorstellungen sind unterschiedlich. Dürfen es industrielle Leuchten sein, LED-Streifen oder Spots? Deutinger arbeitet gern mit Blickfängern, etwa in der Raummitte, der Lobby oder am Eingang ins Restaurant. "Da darf man für das Highlight schon etwas investieren. Wir arbeiten mit tollen Leuchtenherstellern zusammen, die in Handarbeit im Salzburger Land Großartiges machen." Er achte auf regionale Zusammenarbeit und habe auch die Kunden im Blick, die andernorts gern kostengünstigere Lösungen einsetzten. "Freilich gibt es einige Menschen, die eine große Liebe zum Licht haben und bei deren Aufträgen ich mich kreativ austoben kann. Öfter schauen mein Team und ich aber darauf, dass wir mit dem Budget gut haushalten."
Energie sparen und Design
Christian Deutinger arbeitet mit der LED-Technologie. Energieeffizienz sei dabei das eine, sagt er. Für ihn als Lichtplaner sei Design ein weiteres wichtiges Thema. LED sei "extrem toll im Vergleich zu starren Neonröhrenmodulen"; LED sei ein elektronisches Bauteil mit vielen Möglichkeiten. Die Ergebnisse können schlank sein, Biegungen haben oder mit Lichtflächen arbeiten. Punktanwendungen seien ebenso gut machbar wie Linien oder indirekte Beleuchtungen. Dazu könne man wunderbar auf Kundenwünsche eingehen.

Der Pongauer beobachtet, dass dekorative Elemente wie etwa ein Blicke auf sich ziehender Lampenschirm mitten im Raum nach wie vor wie ein wertvolles Möbelstück seien, "obwohl man dachte, dass mit LED nur mehr Linien gestaltet werden". Ob er Anhänger der guten alten Glühbirne verstehen kann, die per EU-Verbot vor mehr als zehn Jahren vom Markt verschwunden sind? "Ich bin kein Gegner der Glühbirne. Manchmal verkaufen wir sie noch als Wärmelampe, sie verschwendet aber Energie", sagt Deutinger und rechnet vor: "85 Prozent der Energie gehen in Wärme und 15 Prozent ins Licht." Bei einer E27-Leuchte, die von der Lichtfarbe her mit der Glühbirne vergleichbar sei, dreht sich dieses Verhältnis in etwa um - 85 bis 90 Prozent der Energie fließen ins Licht und der weitaus kleinere Rest in die Wärme. "Das ist viel effizienter und entspricht auch dem Zeitgeist. Wir sind es der nächsten Generation schuldig, verantwortungsvoll mit Ressourcen umzugehen", sagt der 42-Jährige. Volto beschreibt er als herstellerunabhängig, ökologisch und persönlich. "Wir helfen Energie zu sparen und wollen die Welt besser hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben."

Diese Trends gibt's bei Licht
Befragt nach Trends in der Beleuchtung führt er sofort soziale Netzwerke wie Instagram und Pinterest ins Treffen. "Sie treiben den Markt ziemlich. Ich sehe aber auch in verschiedenen Fernsehformaten, dass im Hintergrund oft drei Hängeleuchten in Szene gesetzt sind. Ich kenne die Hersteller und finde, dass das zum Teil schon in Richtung Product Placement geht, das beim Endkunden ankommt. Das Gezeigte ist ja auch schön", sagt er. Denn statt Kabel durch den Raum zu spannen und eine Stehlampe hinzustellen, geht es heutzutage viel attraktiver. Trendy und nachhaltig seien diese Hängeleuchten allemal. Im Badezimmer beispielsweise gelinge es gut, mit Glas und dekorativen Glühbirnen Akzente zu schaffen. Bei Hotels merke er stark, dass man jetzt auch über dem Nachttisch Hängeleuchten mache. Wie praktisch die langen Kabel und kleinen Flächen für Gäste und das Abstauben seien, sei dahingestellt, meint er mit einem Schmunzeln. Jedenfalls gebe es gute Designer, die mit einfachen Fassungen und kunstvoll gestalteten, großen LED-Birnen Schönes schafften. Diese "Leuchten-Mode" bleibe die kommenden fünf Jahre sicher hip, betont Deutinger.
Frühe Planung hilft
Wie kommt es, dass ein studierter Jurist und Wirtschafter, der die HTL in Saalfelden absolviert hat, ein Start-up für Licht gegründet hat? "Ich komme eigentlich vom Bau, war in der Bauleitung, bevor es mich privat nach Innsbruck gezogen hat und ich studiert habe. Danach habe ich mich im Produkt- und Innovationsmanagement wiedergefunden." Seine Standbeine seien daher Technik, Wirtschaft und Jus. Neue Dienstleistungen haben ihn immer schon interessiert, ebenso Design und Innenarchitektur. Durch den Wandel von herkömmlicher Lichttechnik (also der klassischen Auslassung in der Decke, für die man sich nach dem Einzug überlegt, welche Leuchte man aufhängen möchte) gehe es heute in der Praxis viel früher an die die Lichtplanung. Und hier komme Volto ins Spiel: "Wir sehen, dass Handwerker oft keine Zeit haben - Elektriker greifen richtig gern auf uns zurück." Sein Team und er führen Beratungsgespräche, liefern Expertise, haben Zeit. "Auch Tischler verweisen mittlerweile auf uns. Wenn wir im Projekt involviert sind, sind die beiden stark entlastet. Im Grunde stecke das Thema Lichtplanung generell noch etwas in den Kinderschuhen, sagt Deutinger. "Endkunden können mit ihrem Elektriker derzeit Glück haben, wenn er sich mit Licht auskennt - oder man fährt ein und hat ein Lichtkonzept, das Kunden zur Verzweiflung treibt." Im Nachhinein könne man aus einer schwachen Planung schon noch etwas rausholen, sagt er, "aber auch nicht mehr alles". Je früher Experten in die Planung eingebunden seien, desto schöner werde das Lichtkonzept. "Ich bin überzeugt, dass es in zehn Jahren in jedem Bezirk in Österreich zwei Lichtplaner gibt", sagt Christian Deutinger.
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