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Küche, öffne dich!

In einer modernen Küche wird nichts mehr dem Zufall überlassen, jedes winzige Detail ist durchdacht. Wird sie nicht gebraucht, kann die Küche sogar ohne viel Aufwand "verschwinden".

Die Serie Logica Celata des Küchenherstellers Valcucine wird als Bar oder Küchenlösung angeboten.
Die Serie Logica Celata des Küchenherstellers Valcucine wird als Bar oder Küchenlösung angeboten.
Mit wenigen Handgriffen kann die Front geschlossen werden,...
Mit wenigen Handgriffen kann die Front geschlossen werden,...
...das Innere verschwindet.
...das Innere verschwindet.

Margarete Schütte-Lihotzky gilt - auch wenn sie diese Bezeichnung Zeit ihres Lebens nie gern hörte - bis heute als die "Mutter der modernen Einbauküchen". 1926 entwarf die in Wien geborene Architektin die sogenannte Frankfurter Küche, quasi einen Archetyp jener Einbauzeilen, die sich bis heute in fast allen Haushalten finden. Die Prinzipien, nach denen die Architektin ihr Küchenkonzept entwickelt hat, sind heute aktueller denn je, denn: Das Bauhaus kehrt mit seinem Grundsatz "form follows function" momentan gerade wieder in die Küchen zurück. Schnörkel und Nischen sind passé - klare kubische Formen treten wieder in den Vordergrund. Könnte Margarete Schütte-Lihotzky einen Blick in ein modernes Küchenstudio werfen, sähe sie ihre Konzepte und Ideen hier wohl bestens ausgeführt.

Keramik und Glas

Als einen sehr prägnanten Trend erkennt auch Robert Schossleitner, Geschäftsleiter des Salzburger Küchenstudios Schwab die Reduktion auf das Wesentliche und die puristische Strömung in den Designkonzepten der Küchenhersteller. "Dominant sind aktuell dunkle Küchen mit matten Oberflächen in einem ganz reduzierten Stil", führt er aus. "Schwarz, Grau, aber auch Anthrazit geben farblich klar die Richtung an. Das ehemals so klassische Küchenweiß wurde genauso wie die glänzenden Oberflächen von der Pole-Position verdrängt." Was die Materialien betreffe, erfreue sich aktuell vor allem Naturstein besonderer Beliebtheit, erläutert er.

Bild: SN/küchenstudio schwab
Beliebt sind dunkle Küchen mit matten Oberflächen
R. Schossleitner, Schwab Küchen

Daneben haben sich aber auch Arbeitsplatten und Fronten aus Keramik ihren Weg in die Küchen erobert: Wenige Millimeter dünne Platten werden sowohl als Arbeitsflächen wie auch als Verkleidungen genutzt und sind erstaunlich robust und strapazierfähig. "Wegen ihres hohen Härtegrads sind sie extrem unempfindlich gegenüber Kratzern und auch resistent gegenüber Säuren", sagt Schossleitner. "Ein weiterer Vorteil dieser Materialität liegt in der großen Bandbreite an Farb-, Muster- und Designvarianten", führt er aus. "So können einige Keramikplatten Naturstein oder Holzmaserungen perfekt imitieren."

Was man als Laie vorerst nicht vermuten würde: Auch Glas wird mittlerweile recht häufig in den Küchen als Material für Arbeitsplatten, Fronten oder Rückwände eingesetzt. Dabei handelt es sich freilich nicht um "normales Floatglas, sondern um gehärtetes Glas, das in puncto Sicherheit keine Bedenken aufwirft - im Gegenteil. Dieses Glas ist ausgesprochen hart, robust und langlebig und kann selbst groben Stößen trotzen. Bricht es dennoch, zerspringt das Sicherheitsglas nur in kleine Teilchen, die nicht zu Schnittverletzungen führen können. Glas bietet neben seinen hygienischen Eigenschaften auch noch einige andere Vorteile. So ist es zum Beispiel vielseitig gestaltbar und lässt sich bedrucken oder beschichten.

Die getarnte Küche

Die Tage der offenen Wohnküchen, die alle Einsichten zulassen, scheinen ebenfalls gezählt. Nach Jahrzehnten der Offenherzigkeit zeichnet sich hier nämlich eine Trendwende ab: Arbeitsplatten, Spüle oder Kochfeld werden immer häufiger hinter ein geschlossenes Schranksystem verbannt und damit gut getarnt. Ihre wahre Funktion geben diese Küchen erst dann preis, wenn die Schranktüren geöffnet werden. Ansonsten bleiben alle Geheimnisse hinter Klapp- oder Schiebetüren verborgen. Die geschlossene Küche wirkt dann wie ein großes dekoratives Highboard, das auch im Wohnzimmer stehen könnte.

Nach wie vor hoch im Kurs stünden bei den Kunden aber auch Kücheninseln, berichtet Schossleitner. Wie groß eine solche ausfallen könne, hänge maßgeblich vom Platzangebot in der Küche ab und von den individuellen Wünschen. Zentral sei aber, dass zwischen Kochinsel und Wand beziehungsweise der dahinter stehenden Küchenzeile mindestens 1,20 Meter Platz bleibe.

Neue Raffinessen

Die Küchenplanung entwickle sich, insbesondere was die Erschließung praktischer neuer Funktionen betreffe, recht zügig weiter, führt der Geschäftsleiter des Salzburger Küchenstudios aus. "Die Hersteller bringen laufend kreative und nützliche Neuerungen auf den Markt, darunter etwa auch Küchenrückwandsysteme", so der Profi. "Wo früher nur ein Fliesenspiegel angebracht war, der ausschließlich als Spritzschutz diente, finden sich heute zum Beispiel intelligente Schienensysteme." Robert Schossleitner: "Darauf lassen sich verschiedene Funktionselemente wie Gewürzregale oder Küchenrollenhalter einsetzen, die praktisch zu erreichen sind."

Grifflose Flächen

Ein anderes aktuelles Thema ist auch die Grifflosigkeit der Küchenfronten. Ganz neu ist diese Gestaltungsvariante zwar nicht, denn grifflose Küchen wurden eigentlich schon in den 1960er-Jahren entwickelt.

Innovativ ist aber die aktuelle Auswahl an verschiedenen Bedienkonzepten: Käufer können zwischen Griffleisten, verschiedenen Griffmulden, der mechanischen Tip-on-Technologie oder der elektronischen Serv-on-Technologie wählen. Letztere ist die kostenintensivste Variante dieses Designtrends: Ein Sensor an der Front erkennt hier schon leichte Berührungen und fährt die Schublade mithilfe eines Motors komplett aus. "Für eine grifflose Küche entscheiden sich viele Käufer aus ästhetischen Gründen, berichtet Robert Schossleitner, "die klaren, eleganten und minimalistischen Küchenformen kommen dadurch noch einmal besser zur Geltung. Die vollständig glatten Flächen betonen den Purismus."

Mini-Kräuterbeet

Nicht nur für Vegetarier und Veganer spielen hochwertige pflanzliche Zutaten in der Ernährung eine immer wichtigere Rolle. Diese Haltung spiegelt sich mittlerweile auch in den Küchen wider. Mithilfe von Gewächsschränken ist es längst möglich, in Küchen ganz bequem verschiedene essbare Grünpflanzen zu ziehen. Und auch ohne Balkon, Terrasse oder Tageslicht steht der Heimgärtnerei dank dieser Gewächsschränke nichts mehr im Weg - auch wenn man nicht mit einem grünen Daumen gesegnet ist. Pflanzen und Kräuter werden hier nämlich automatisch mit den wichtigsten Wellenlängen der Sonnenstrahlung versorgt, selbst das Gießen übernimmt das Gerät. Durch das kontrollierte Klima und die hydroponische Bewässerung werden über das ganze Jahr optimale Reifebedingungen geschaffen.