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Kleines Glück im Reihenhaus

Charmant in der Reihe. Nachhaltigkeit zu leben ist gar nicht so einfach. Christine und Peter David aus Gneis üben sich schon viele Jahre darin. Das passende Wohnumfeld ist hilfreich.

Christine und Peter in ihrem Domizil.
Christine und Peter in ihrem Domizil.

Alles begann mit der Suche nach einer neuen Bleibe. Nachwuchs war unterwegs und man wollte sich vergrößern, aber keines der Neubauprojekte überzeugte das Paar. Es war Mitte der 90er-Jahre, also in einer anderen Zeit, was die Preise für Wohnbauten betrifft, aber auch damals stand die Frage im Raum: In der Stadt oder auf dem Land wohnen? Für beide, vor allem aber für Christine war klar: Sie will in der Stadt leben, will nicht aufs Auto angewiesen sein und der später auf drei anwachsenden Kinderschar ermöglichen, sich selbstständig bewegen zu können.

„Du hast einen eigenen Eingang und bist trotzdem im Verband der Nachbarn.“
Christine,Bewohnerin Reihenhaus Gneis

Christine und Peter hatten eigentlich die Wohnungssuche schon auf die Zeit nach der Geburt ihres ersten Sohnes verschoben, als sie auf eine kleine Anzeige in den SN stießen. Ein Reihenhaus in Gneis für "Heimwerker" stand zum Verkauf. Dieses eine Objekt, beschlossen sie, wollten sie sich noch ansehen. Das kleine Haus nahe der Gneiser Kirche mit dem Baujahr 1955 hatte zum Zeitpunkt der Besichtigung schon 40 Jahre auf dem Buckel und war zuletzt als Betriebswohnung für eine Firma genutzt worden. Blau und braun gemusterte Tapeten spiegelten den Geschmack der 80er-Jahre wider, auch die mit brauner Folie überzogenen Türen. Das Haus war abgewohnt und wirkte nicht sehr ansehnlich.

Die Maklerin riet davon ab, sich so etwas "anzutun".

Aber für Christine und Peter stand bald fest: Hier fühlen sie sich wohl, in diesem Objekt können sie ihre Vorstellungen vom Wohnen umsetzen. Christine hat die Sammelleidenschaft und die Freude am Bewahren von ihrem Vater übernommen. Ihr hatte es das Alter, die Geschichte des Hauses angetan. Peter gefielen die Lage, der erschwingliche Preis und die Möglichkeit, mit Förderungen die Sanierung zu stemmen. Außerdem standen ausreichend handwerkliche Kräfte aus der Familie zur Verfügung, denn Peter hatte damals "keine Ahnung von nix". Heute hingegen "kennt er jede Ecke" seines Hauses und überlegt gerade, das Haus von Gas auf Umluftheizung umzustellen.

Das Reihenhaus mit zwei Geschoßen auf 45 Quadratmetern Grundfläche mit Dachausbau und Keller ist eines von 34 Häusern, die sich entlang der Berchtesgadner Straße auffädeln. Die Reihen sind in Sechsergruppen gegliedert, wobei die Randhäuser über eine Garage mit einem zusätzlichen Wohnraum darüber verfügen. Alle anderen Bewohner parken entlang der Straße.

Was besonders gefällt an der Siedlung?

"Du hast einen eigenen Eingang, bist aber trotzdem im Verband mit den anderen Häusern und Nachbarn." Ein frei stehendes Einfamilienhaus war für beide nie ein Thema.
Beim Gespräch sitzen wir im Garten auf der Rückseite des Hauses unter dem Apfelbaum, der zur Geburt der Tochter gepflanzt wurde. Die lang gestreckten Gartengrundstücke der Reihenhäuser liegen etwas tiefer und werden über eine schmale Terrasse mit Stiege erschlossen. Sie machen das nachbarschaftliche Umfeld und die verschiedenen Auffassungen von Gartengestaltung spürbar.

Auch im Inneren der Häuser ist viel passiert und sie wurden über die fast 70 Jahre ihres Bestehens stark verändert. Christine und Peter hingegen haben bei der Sanierung die Charakteristik des Hauses bewahrt: angefangen bei der Kleinteiligkeit der Räume über die zentrale Holzstiege, die alle Geschoße erschließt, bis hin zum Terrassengeländer, das noch vom ehemaligen Besitzer, einem Werkmeister, stammt. Auch der Rosenstrauch am Eingang erinnert an ihn. Die Teppichklopfstange im Garten ist ebenfalls noch aus dem Bestand und wird für die Hängematte verwendet.

Andere Dinge mussten hingegen unbedingt erneuert werden: die unter Putz verlegten Elektroleitungen und die Bleirohre, alle Böden samt Beschüttung, das Badezimmer und die Küche, und aus dem Kaltdach wurde ein Warmdach mit Schafwolldämmung. Auch die Fassade wurde eingepackt und neu gestrichen. Nach weiteren zehn Jahren folgte die Sanierung der Doppelfenster zu Schallschutzfenstern, aber in der ursprünglichen zweiflügeligen Teilung.

Der Stadtteil Gneis verfügt zwar über kein Zentrum und auch keine Volksschule, aber er hat den großen Vorteil eines wunderbaren Grünraums, eingebettet zwischen Moosstraße und Hellbrunner Allee, was vor allem für Jungfamilien und abendliche Spazierrunden ideal ist. Eigentlich sind beide nie viel mit dem Auto gefahren, auch als die Kinder klein waren. Das Fahrrad war von Beginn an ein wichtiges Fortbewegungsmittel, auch für die Kinder. Peter ist mittlerweile aufs Rennrad umgestiegen und teilt diese Leidenschaft mit seinem jüngsten Sohn. Christine als eine von zwei Geschäftsführerinnen des Weltladens Gneis hat es nicht weit in die Arbeit, nutzt aber das Rad für Einkäufe und auch, um ins Theater oder ins Kino zu kommen, eine weitere Leidenschaft des Paares wie auch das Sammeln von Büchern und Kunsthandwerk. War nach der Sanierung des Hauses die Farbe Weiß im Inneren vorherrschend, wurden die Räume und Gänge mit den Jahren immer bunter und voller, was viel Geschick im Verbauen der Nischen und Ecken verlangte, aber der Bestand machte es möglich.

Was ist nun an diesem Haus-Projekt nachhaltig?

Alles, könnte man kurz sagen. Der sparsame Bodenverbrauch - die Grundstücksgröße beträgt nur 180 Quadratmeter -, die Sanierung und weitgehende Bewahrung des Altbaus. Jedes Kind hatte ein kleines, aber feines Zimmer, die Küche reicht für jedes Festessen, auch wenn manchmal ins Wohnzimmer ausgewichen werden muss. Zu fünft mit einem kleinen Badezimmer auszukommen war zwar eine tägliche Herausforderung, aber nun sind die Kinder erwachsen und das Haus fühlt sich wieder groß für zwei Personen an samt kurzen Wegen für alle Familienmitglieder.

Peter arbeitet in der Altstadt bei einer Bank als Datenschutz- und Informationssicherheitsexperte. Vielleicht mag nun der eine oder andere denken, alte Reihenhäuser ließen keinen Spielraum für verschiedene Lebens- und Wohnformen zu, aber das Gegenteil ist der Fall: Von der Krabbelstube bis zur Fünfer-WG, von der Erstbewohnerin bis zur Jungfamilie sind hier viele Formen des Zusammenlebens geballt auf engem Raum präsent. Leben heute bedeutet vor allem, für Veränderung bereit zu sein. Interessanterweise kommen oft alte Häuser diesen individuellen Erfordernissen sehr entgegen.