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Grüner Wohnen: Das Zuhause in eine grüne Oase verwandeln

Grüner Wohnen ist in und kann auch etwas. Sogenannte "Living walls" sind nicht nur ein optischer Hingucker, sondern fördern auch das Wohnklima.

Grüner Wohnen ist in und kann auch etwas: „Living walls“ sind nicht nur eine optische Bereicherung, sondern leisten auch einen gesunden Beitrag zum Wohnklima.
Grüner Wohnen ist in und kann auch etwas: „Living walls“ sind nicht nur eine optische Bereicherung, sondern leisten auch einen gesunden Beitrag zum Wohnklima.
 Vertikalbegrünung in Büroräumen.
Vertikalbegrünung in Büroräumen.

Interiortrends bestätigen es: Das Bedürfnis vieler Menschen, sich ihren Wohnraum mit Grünpflanzen und Naturmaterialien zu verschönern, steigt. Die Verwandlung des eigenen Zuhauses in eine grüne Oase ist nicht nur eine Modeerscheinung, sondern auch sinnvoll und gesund. Denn Grünpflanzen entfalten eine Vielzahl von positiven Wirkungen auf Menschen. Eine besonders dekorative und zudem platzsparende Möglichkeit zur floralen Bereicherung findet sich in Form von vertikalen Begrünungssystemen, sogenannten "Living walls."

Living Walls - Die hängenden Gärten

Wie lässt sich ein hängender Garten im eigenen Wohnzimmer realisieren? "Natürlich gibt es für vertikale Bepflanzungen eine Reihe von Angeboten und auch Do-it-yourself-Anleitungen im Internet", sagt Joseph Schmeikal, Chef der gleichnamigen Salzburger Gärtnerei. Hier setzt man sich seit vielen Jahren professionell mit den verschiedenen Techniken für vertikale Begrünung auseinander. "Wer in langlebige Qualität investieren möchte, sollte auf jeden Fall einen Objekt- bzw. Innenraumbegrüner zu Rate ziehen. Sonst könnte die Freude über die vertikale Bepflanzung von kurzer Dauer sein." Im Schauraum der Gärtnerei im Stadtteil Liefering gibt es dazu jede Menge Inspiration. Hier scheint alles zu wachsen: senkrecht und waagrecht, in riesiggroßen und kleinen, stehenden und hängenden Pflanzgefäßen. Grünen Träumen scheinen kaum Grenzen gesetzt zu sein.

Gesunde Vorteile durch Pflanzen im Innenraum

Argumente, warum man sich viel lebendes Grün in den Innenraum holen sollte, gibt es für den Objektbegrüner genügend: "Pflanzen können tatsächlich weit mehr als nur dekorativ aussehen", erklärt er. "Sie sorgen unter anderem für eine hohe Luftfeuchtigkeit. Das prädestiniert sie geradezu für Großraumbüros, weil gerade dort die Luft meist sehr trocken ist."
Großflächig begrünte Wände sind zudem platzsparende, perfekte Schall- und Staubschlucker. "Die vielfältigen Blattstrukturen binden Feinstaub aus der Raumluft, nehmen Luftschadstoffe auf und verwandeln diese in pflanzeneigenen Biomasse. Insgesamt schaffen begrünte Wände durch eine optimierte Raumluftfeuchte ein angenehmeres Wohnklima", erklärt der Gärtner. "Das kann auch finanzielle Vorteile bringen. In den Heizperiode können Pflanzen so auch dazu beitragen, die Energiekosten zu senken, denn durch die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit fühlen sich Menschen auch bei abgesenkter Raumtemperatur wohl. Wenn man von einer normalen Luftfeuchtigkeit im Bereich von 20 bis 25 Prozent ausgeht, lässt sich dieser Wert durch eine sachgemäße Begrünung erheblich steigern." Auch gegen Hitze und Schadstoffe könnten Pflanzen, so der Fachmann, Wirkkraft entfalten und sogar Schadstoffe binden. So absorbiert zum Beispiel die Grünlilie Formaldehyd und filtert auch Xylol aus der Luft.

Verschiedene Begrünungssysteme

Eine vertikale Bepflanzung lasse sich sich auf verschiedene Arten realisieren, erklärt der Fachmann und verweist zunächst auf eine "einfache" Form eines Begrünungsystems: "Hier besteht zum Beispiel die Möglichkeit von eingehängten, übereinandergestapelten Pflanzkästen mit einem Überlaufsystem: In der Anwendung, könnte man sagen, wäre diese Variante das iPhone der Vertikalbegrünung. Bei dieser Methode ist klar ersichtlich, wie sie funktioniert, nämlich nach dem Prinzip ,plug and play'." Grundsätzlich unterscheide man in diesem Bereich zwischen erdhaltigen und erdlosen Systemen. "Zweitgenannte sind", so der Pflanzenexperte, "zum Beispiel auf Basis von Steinwolle oder Hydrokulturen angelegt. Das ist dann schon komplexer. Dazu werden in die Steinwolle Wasserwege eingearbeitet und die Pflanzen müssen auf A-Ständern hängend in die Steinwolle kultiviert werden."

Für den Innenraumbereich eignen sich laut dem Profi grundsätzlich eher erdlose Systeme und davon am besten jene, die auf Hydrokulturbasis angelegt sind. Welche Form der Begrünung die für den Wohnraum geeignet ist, sollte aber auf jeden Fall mit mit einem Experten abklärt werden, rät er.
Entscheidend für einen gesunden, üppigen Wuchs sei die richtige Auswahl der Pflanzen, die auf die jeweiligen Lichtverhältnisse abgestimmt sein sollte. Besonders gut für eine vertikale Bepflanzung eignen sich viele Rankpflanzen, auch Efeutute oder Drachenbaum fühlen sich an der Wand wohl.

Komplexe Steuerung

Entsprechend der Vielzahl der verschiedenen Begrünungssysteme gibt, es auch - unterschiedlich komplexe - technische Steuerungssysteme, die Bewässerung, Düngung und Beleuchtung regeln. Joseph Schmeikal: "Nachdem der Umgang damit das Laienwissen meistens übersteigt, werden die von uns angelegenen Vertikalsysteme mindestens vier Mal im Jahr nachkontrolliert. Das heißt, es wird geschnitten, gedüngt und auch technisch überprüft und justiert. Das ist wie bei einem Auto, mit dem man ja auch zum Service fährt. Und das zeigt natürlich auch eine entsprechende Wirkung auf die Langlebigkeit."

Moosbilder in allen Größen

Weniger komplex und auch weniger wartungsintensiv sind dagegen Moosbilder, bei denen es sich aber nicht um eine lebende Begrünung handelt. Das dafür benötigte Grundmaterial wird vor allem aus nordischen Ländern, wo es kontingentiert abgebaut wird, importiert. Die verschiedenen Moose und Flechten werden 24 Stunden nach der Ernte mit Glycerin behandelt, damit sie ihre Formstabilität behalten. Islandmoos, eine Flechte, wird mit einer Salzlegierung imprägniert. Nach diesem Prozess werden noch andere Stoffe zugefügt, wie zum Beispiel Zitronensäure oder Lebensmittelfarben, um unterschiedliche Farbnuancen zu erhalten. Anschließend werden das Moos oder die Flechten in die gewünschte Form und Größe gebracht.

Grün tut den Menschen gut

Ob nun Moosbilder, "Living walls", experimentelle Bepflazung oder die gute alte Blumenampel, eines ist für Joseph Schmeikal ganz sicher: "Die Farbe Grün tut uns Menschen gut, Sie wirkt ausgleichend und beruhigend, vor allem auf unsere PC-geplagten Augen." Und überhaupt meint er: "Etwas Grünes braucht der Mensch."

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