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Gegensätzliche Wohntrends am österreichischen Immobilienmarkt

Minimal Living contra Homeoffice - Einerseits wird kleiner Wohnraum gesucht, andererseits mehr Fläche und Grünlagen.

Minimal Living ist ein Trend bei jungen Leuten und der Generation 50 plus.
Minimal Living ist ein Trend bei jungen Leuten und der Generation 50 plus.

Seit Beginn der Pandemie entwickeln sich auf dem österreichischen Immobilienmarkt zwei Wohntrends, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen steigt das Interesse am Konzept Minimal Living, zum anderen die Nachfrage nach großzügigen Wohnobjekten im Grünen. Aber wie passen diese Trends zusammen?

Interesse an kleinen Einheiten stark gestiegen

Jedes Jahr suchen Studenten von August bis September nach kleinen Wohnungen im urbanen Raum. Dass die Nachfrage in diesem Zeitraum um rund 25 Prozent steigt, ist man am Immobilienmarkt gewohnt. Seit der Covid-19-Pandemie ist allerdings auch das Interesse an kleinen Einheiten im Luxussegment stark gestiegen. Wohnungen unter 50 Quadratmetern sind in allen Preisklassen stark im Trend. Im Gegensatz dazu wünschen sich viele Österreicher große Wohnobjekte im Grünen mit mehr Freifläche. Das Interesse an Eigentumswohnungen in der Größenordnung von 100 bis 250 Quadratmetern stieg im Jahr 2020 um 22 Prozent, bei Häusern zum Eigentum sogar um ganze 86 Prozent. So entstanden im Jahr 2021 scheinbar zwei gegensätzliche Trends.

Verstärktes Wachstum in Wien entlang der U-Bahn

Laut Experten gibt es mehrere Gründe für die unterschiedlichen Tendenzen. Thema Homeoffice: Viele Familien mit Wohnsitz auf dem Land haben sich für eine zweite Immobilie in der Stadt entschieden. Damit können sie zum einen das Bedürfnis nach Freiraum, Natur und Lebensqualität mit der Familie stillen und zum anderen den Bedingungen des veränderten Arbeitsalltags nachkommen. Zusätzlich sind auf dem Luxusimmobilienmarkt besonders kleine Wohnungen in Toplagen mit großzügigen Freiflächen als Drittwohnsitz für kurze Stadtaufenthalte beliebt. Das verstärkte Wachstum im mittleren Preissegment herrscht in Wien vor allem entlang der U-Bahn und ist einerseits der Finanzierbarkeit und andererseits dem Trend zum Autoverzicht zuzuschreiben.
Vor allem aber verzichten die Generation 50 plus und junge Menschen zunehmend auf große Immobilien und entscheiden sich bewusst für sogenanntes Minimal Living. Im eigentlichen Sinn bezeichnet der Begriff reduzierte Lebensräume mit minimalistischem Lebensstil, die neue Anforderungen und Wohnansprüche mit sich bringen.

Flexiblere Grundrisse bei Neubauten

Vor allem junge Österreicher verbinden damit weniger Ballast, mehr Freiheit, Nachhaltigkeit und Glück. In den vergangenen Jahrzehnten war es üblich, jedem Raum eine bestimmte Funktion, wie Essen oder Schlafen, zuzuordnen. Heute ordnet man einem Raum stattdessen mehrere Anwendungen zu. Die Kunst dabei ist, den zur Verfügung stehenden Platz optimal einzusetzen. Ein Bett, das hochgeklappt werden kann, wird zur Beamerleinwand oder ein Schreibtisch mit wenigen Handgriffen zur Küchenplatte.

Viele entscheiden sich bewusst für kleine Wohnobjekte, andere würden sich ein größeres Zuhause wünschen, können es sich aufgrund der gestiegenen Immobilienpreise aber nicht leisten. Für Neubauten bedeutet das flexiblere Grundrisse und multifunktionale Möblierung.