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Digitale Steuerung der Fluchtwege

Statische Schilder und Leuchten können auch eine Gefahr sein. Dynamische Fluchtwegsteuerung sorgt dafür, dass die Menschen von Gefahrenherden weggeführt werden.

Das grüne Männchen kennt jeder. In größeren Gebäuden ist aber eine aufwendigere Fluchtwegsteuerung notwendig.
Das grüne Männchen kennt jeder. In größeren Gebäuden ist aber eine aufwendigere Fluchtwegsteuerung notwendig.

Wenn Gefahr durch Rauch oder Feuer droht, ist das rasche und sichere Verlassen des Gebäudes oberste Priorität. Um zu vermeiden, dass Personen durch die Notausgangbeschilderung in den akuten Gefahrenbereich geführt werden, werden immer öfter in neuen Gefahrenschutzkonzepten innovative Fluchtweglenkungen integriert.

Dynamische Fluchtweglenkung

Ziel der dynamischen Fluchtweglenkung ist die Optimierung der Selbstrettung. Ob Einkaufszentrum, Flughafen, Messezentrum oder U-Bahn-Station: Die Rettungszeichen in großen Gebäuden mit vielen Ausgängen sollten stets zum nächsten Ausgang führen. Doch was, wenn genau von diesem Bereich Gefahr ausgeht? Die dynamische Fluchtweglenkung ist mit einer Gefahrenmeldeanlage, zum Beispiel einer Brandmeldezentrale, verknüpft, lenkt anwesende Personen zu einem sicheren Fluchtweg und vermeidet dadurch zusätzliche Gefahr durch Panik und Staus. Zur Fluchtweglenkung werden derzeit akustische Signalgeber, Sprachalarmanlagen, optische Signalgeber, Rettungswegkennzeichen, Sicherheitsbeleuchtung und Sicherheitsleitsysteme verwendet. Der kürzeste Fluchtweg ist jedoch nicht immer der sicherste.

"Aktuell wird in vier Kategorien der Fluchtweglenkung unterschieden, wobei die Zukunft klar in Richtung adaptive Fluchtweglenkung geht", erklärt Christian Taferner, Produktmanager beim Hersteller Labor Strauss. Für Arbeitsstätten, die kleiner als 30 Quadratmeter und ohne natürliche Belichtung sind, reicht die statische, passive Fluchtweglenkung. Schilder oder dauernd beleuchtete Rettungswegzeichen befinden sich immer im selben Zustand und reagieren nicht auf eine Gefahr.

Aktive Fluchtweglenkung

Bei der aktiven Fluchtweglenkung hingegen werden im Gefahrenfall die Signalgeber, die den Fluchtweg aufzeigen, unabhängig von der Gefahrenlage eingeschaltet. Dazu zählen Rettungszeichen- oder Sicherheitsleuchten im Bereitschaftsbetrieb und/oder gespeicherte Durchsagen einer Sprachalarmierung. Die aktive Fluchtweglenkung oder klassische Not- und Sicherheitsbeleuchtung ist für alle Gebäude als Grundausstattung in Abhängigkeit ihrer Geltungsbereiche vorgeschrieben.

Die dynamische Fluchtweglenkung bietet die Möglichkeit einer einmaligen Richtungsweisung. Sie kann in Abhängigkeit von der Gefahrenlage auf kürzestem Wege aus dem Gefahrenbereich heraus und über die verbleibenden Fluchtwege in einen sicheren Bereich beziehungsweise ins Freie leiten. Die Rettungszeichenleuchten passen sich jedoch nur einmalig zu Beginn der Evakuierung der Gefahrenlage an und behalten diesen Zustand.

Adaptive Fluchtweglenkung

Die adaptive Fluchtweglenkung wiederum ermöglicht die Umlenkung von Flüchtenden auf Basis einer kontinuierlichen Fluchtwegüberwachung und unter Berücksichtigung einer möglichen Änderung der Gefahrenlage. Sie folgt somit permanent der Gefahrenentwicklung und erfolgt automatisch. Durch optische und/oder akustische Unterstützung bei der Orientierung während der Flucht entsteht ein entscheidender Sicherheits- sowie Zeitgewinn für die Selbstrettung. Eine manuelle Steuerung durch Rettungskräfte bleibt bestehen.

"In den vergangenen Jahren hat die Elektrotechnik im Bereich Sicherheitsbeleuchtung nicht nur aufgrund der LED-Technologien enorme Fortschritte gemacht, die die Aufrüstung auf dynamische und adaptive Fluchtweglenkung erst möglich gemacht haben", erklärt Taferner. Die "digitalen Schilder" arbeiten wie Displays und können individuell programmiert werden. Beide Varianten sind ein Zusatz zur gesetzlich vorgeschriebenen Grundausstattung. Aufgrund der erhöhten Sicherheit empfehlen zahlreiche Institute, darunter der deutsche ZVEI, schon jetzt die dynamische oder gar adaptive Fluchtweglenkung bei entsprechenden Gebäuden. "Alles deutet darauf hin, dass in den nächsten Jahren die Aufrüstung ebenso in die Grundausstattung aufgenommen wird. Aus diesem Grund empfehlen wir Betreibern, Architekten, Behörden und Elektroplanern schon jetzt, die dynamische Fluchtweglenkung in den Sicherheitskonzepten zu berücksichtigen", rät der Experte. Werden alle Aspekte rechtzeitig bedacht, verhindert man, im Nachhinein die Installation oder Verkabelung nochmals kostenintensiv austauschen zu müssen. "Die Installation und Wartung der zukunftsträchtigen dynamischen und adaptiven Fluchtweglenkungen unterscheiden sich nicht grundlegend zu jener der aktiven Fluchtweglenkung. Der Mehraufwand ist in Relation zum zusätzlichen Schutz minimal."