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Die Coronaspuren auf dem heimischen Immobilienmarkt

Das erste Halbjahr war auf dem Immobilienmarkt relativ normal. Die Wirtschaftslokomotive wird vor allem von Salzburg und Oberösterreich befeuert.

Shutdown: Dennoch wurden im ersten Halbjahr die Grundbuchseintragungen des Vorjahrs teils übertroffen. Allerdings gibt es hier eine „Zeitverschiebung“.
Shutdown: Dennoch wurden im ersten Halbjahr die Grundbuchseintragungen des Vorjahrs teils übertroffen. Allerdings gibt es hier eine „Zeitverschiebung“.

Welche Spuren hat das Coronavirus auf dem heimischen Immobilienmarkt bisher hinterlassen? Die Verbücherungszahlen des amtlichen Grundbuchs zeigen in der Halbjahresstatistik von ImmoUnited, die vom Maklernetzwerk Remax veröffentlicht wird, auf den ersten Blick noch wenig von Pandemie und Shutdown. Sie liegen in den meisten Bundesländern sogar über den Vorjahresvergleichswerten.

Allerdings darf dabei die besondere "Zeitverschiebung" nicht übersehen werden. Denn bis Mitte März waren Kaufanbot-Legung, Kaufanbot-Annahme, Kaufvertragserstellung und -unterfertigung sowie notarielle Beglaubigung noch uneingeschränkt möglich, ebenso die darauffolgende Berechnung der Immobilienertragsteuer und der Antrag auf Verbücherung. Inwieweit sich der Shutdown auf die Vertragsabschlüsse ausgewirkt hat, ob sich vieles nur nach hinten verschoben hat oder nicht, werden erst die Ganzjahreszahlen zeigen. Die Zeit zwischen Kaufvertragsunterschrift und Verbücherung hat sich nach den Analysen der Remax-Experten von 2019 auf 2020 nur unmerklich um drei Tage, von 76 auf 79 Tage, erhöht. 2015 und 2016 lag der Vergleichswert noch bei 109 und 120 Tagen.

In den vergangenen fünf Jahren sah die Saisonkurve der Verbücherungen nach Monaten dennoch anders aus als heuer. Während die Jännerwerte in den vergangenen fünf Jahren um 5,2 Prozentpunkte unter dem Halbjahres-Monatsschnitt lagen, fehlten heuer nur 1,4 Prozentpunkte auf das Halbjahressechstel von 16,6 Prozent. Der Jänner legte also heuer einen extrem starken Start hin, auch der Februar fiel mit plus 2,7 Prozentpunkten überraschend gut aus, in den Vorjahren lag der Wert noch knapp im Minus. Dagegen rangierte der März heuer mit 1,9 Prozentpunkten unter dem Halbjahressechstel und war mit nur vierstelligen Verbücherungszahlen der schwächste Monat, in den Jahren zuvor war er der stärkste Monat mit plus 2,8 Prozentpunkten. Der April heuer passte exakt zu den Vorjahren, der Mai lag um 0,9 Prozentpunkte über dem Durchschnitt der Vorjahre, der Juni jedoch um 2,9 Prozentpunkte darunter. Insgesamt wurden im Jahr 2020 im ersten Halbjahr für 67.302 Immobilien neue Eigentümer verbüchert. Das sind um 4,9 Prozent mehr als 2019 und um 3,7 Prozent mehr als im Rekordjahr 2018.

Von den 3131 Verkäufen, die 2020 mehr als 2019 verbüchert wurden, lagen 1169 laut ImmoSpiegel im Bundesland Salzburg (37,3 Prozent) und 826 in Oberösterreich (26,4 Prozent). Damit stemmten die beiden Bundesländer fast zwei Drittel (63,7 Prozent) des österreichischen Gesamtwachstums. Wien verzeichnet 732 Mehrverkäufe, Vorarlberg 327, die Steiermark 162, Kärnten und Niederösterreich jeweils 136 und Tirol 73. Dem Burgenland fehlen hingegen 430 Immobilienverbücherungen auf die Vorjahresmenge.

"Die Verkaufszahlen haben im ersten Halbjahr 2020 in Summe zwar zugelegt, aber die drei wichtigsten Objektgruppen, nämlich Eigentumswohnungen, Einfamilienhäuser und Grundstücke, waren im ersten Halbjahr zusammen um minus 6,4 Prozent rückläufig", sagt Remax-Geschäftsführer Bernhard Reikersdorfer. Immobilien stünden aber sowohl bei Eigennutzern als auch Anlegern weiterhin hoch im Kurs. Entscheidend für die Marktentwicklung in den nächsten Monaten werde die Kreditvergabe der Banken an Privatpersonen sein.

Der Transaktionswert der bis 30. Juni verbücherten Immobilien blieb mit 16,4 Mrd. Euro unverändert, auch wenn die Anzahl der Transaktionen bundesweit gewachsen ist. "Daraus sofort zu schließen, dass Immobilien generell billiger geworden wären, ist falsch", betont Reikersdorfer. "Vielmehr ist die Anzahl der quasi kleinen Transaktionen gestiegen." So haben sich in den vergangenen fünf Jahren die Verbücherungen von Parkplätzen beinahe versechsfacht. Aber auch Hausanteilsverkäufe haben fast um das Fünffache zugelegt, während Schwergewichte, wie zum Beispiel die Verkäufe von Zinshäusern und Zinshausanteilen, um ein Drittel zurückgegangen sind.

Nach dem Rekordwert von 2019 mit 2,24 Mrd. Euro pendelt sich die Steiermark mit 1,87 Mrd. Euro etwas über dem 2018er-Umsatz ein. Die fehlenden 369 Mill. Euro drücken schwer auf das Bundesergebnis. Da fallen minus 35 Mill. Euro in Wien und minus 18 Mill. Euro im Burgenland kaum ins Gewicht. Am meisten zulegen konnten die Bundesländer Oberösterreich (plus 170 Mill. Euro), Salzburg (plus 115 Mill. Euro) und Vorarlberg (plus 62 Mill. Euro).

Bei Betriebsgebäuden und anderen Großinvestitionen ist hingegen generell ein Einbruch festzustellen. Zwar erreichen die Top-100-Verkäufe von Bürogebäuden, Zinshäusern, Hotels, Wohnhausanlagen und gemischt genutzten Gebäuden unverändert 1,43 Mrd. Euro, aber die Untergrenze, um in diesem noblen Zirkel aufgenommen zu werden, ist von 7,7 Mill. Euro auf 5,9 Mill. Euro gesunken. Das heißt dann auch, dass in den kleineren Kategorien die entsprechenden Umsätze fehlen.

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