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Das Büro neu denken

Die Umbrüche der vergangenen Jahre hinterlassen überall Spuren. Das gilt vor allem für das Arbeiten im Büro, wo ganz neue Konzepte Auftrieb erhalten.

Neue Arbeitsformen brauchen auch neue Büroausstattungen.
Neue Arbeitsformen brauchen auch neue Büroausstattungen.

Die globalisierte Welt ist in den letzten Jahren immer komplexer und unberechenbarer geworden. Das hat nicht zuletzt auch die Arbeitswelt stark verändert. Michael Fried, Geschäftsführer Sales, HR, Marketing & Innovation von Bene, skizziert die Zukunft.

Durch die Digitalisierung oder das Coronavirus sind gerade im Büro neue Arbeitsformen entstanden. Wie reagieren Sie auf diese Entwicklungen? Michael Fried: Entscheidend ist beispielsweise die veränderte Führungskultur: Welche Antworten gibt die Raumgestaltung auf die neue Definition von Leadership? Hat das klassische Büro - also Chefzimmer, Einzelarbeitsplätze, Konferenzräume - ausgedient?
Wir wissen, dass 86 Prozent der Beschäftigten sich wünschen, dass ihre Chefs Verantwortung delegieren und verstärkt auf Kooperation und Partizipation setzen. Gefragt ist fluide Führung, die für eine neue Durchlässigkeit steht, abseits klassischer Kommunikationswege und Hierarchien.

Wird es in Zukunft noch Büros geben? Die Coronapandemie war ein gewaltiger Stresstest für das Konzept Remote Work und speziell für das Homeoffice. Die Erfahrungen daraus lehren uns, dass mit der entsprechenden technologischen Infrastruktur zahlreiche Tätigkeiten ebenso gut im Homeoffice erledigt werden können. Auch Meetings und Dienstreisen werden in Unternehmen seitdem neu gedacht. Homeoffice ist ja nicht für alle einfach, etwa für berufstätige Eltern. Interessanterweise hat vielen Beschäftigten der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen gefehlt. Daher ist es wichtig, in der Büroraumplanung genügend Raum für soziale Interaktion mit Begegnungszonen wie Work Cafés, Lounges, Außenbereichen, Kantinen und Coffee Corners zu schaffen.

"Die Arbeits- umgebung wirkt sich auf die Leistung aus."
Michael Fried, Bene

Wie reagieren Sie auf die unterschiedlichen Bedürfnisse? Deutlich wird, dass Standardlösungen und monotone Bürowüsten nach dem Motto "One Size Fits All" keinen Sinn mehr haben. Bei einer modernen Büroraumplanung wird ein Unternehmen vielmehr individuell betrachtet. Als Basis für die Gestaltung wird dann ein maßgeschneidertes Nutzungskonzept erstellt. Wir wissen aus Wissenschaft und Architektur, dass die Raumstruktur auch das Verhalten prägt. Die Arbeitsumgebung wirkt sich auf Zufriedenheit und Leistung der Mitarbeitenden aus. Neben physischen werden heute verstärkt funktionale und psychische Faktoren in der Raumplanung berücksichtigt. Ein zufriedener Mitarbeiter arbeitet motivierter und ist leistungsfähiger. Mit einer als attraktiv empfundenen Umgebung lassen sich qualifizierte Mitarbeiter nicht nur gewinnen, sondern auch dauerhaft binden. Durch offene Bürostrukturen, Innovation Labs, Projektflächen und ausgewiesene Kommunikationszonen können Unternehmen die Kommunikation, Vernetzung und Kreativität innerhalb ihrer Belegschaft aktiv fördern.

Wie spiegelt sich das in der Office-Gestaltung wider? Hybrides Arbeiten gilt als neuer Standard. In den seltensten Fällen ist die ganze Belegschaft eines Unternehmens zur selben Zeit anwesend, daher bedarf es keiner fixen Arbeitsplätze für jeden Angestellten mehr. Desksharing wird so zu einem großen Thema. Gemeint ist die Mehrfachnutzung eines Büroarbeitsplatzes durch mehrere Mitarbeiter aufgrund unterschiedlicher Anwesenheitszeiten. Moderne Offices müssen einen Rahmen bieten, in dem Mitarbeitende frei aus einem breiten Angebot wählen können. Je nachdem, ob sie einen Platz suchen, um sich auszutauschen, sich zu konzentrieren oder auszuruhen. Es braucht also Zonen für Einzelarbeit, Zusammenarbeit, Besprechung und Austausch, Begegnung und Erholung. Zeitgemäße Büros unterstützen diese Bedürfnisse, indem sie ein individuelles Angebot bieten, das die verschiedenen Arbeitsmodi optimal bedient.

Wie gehen Sie mit den veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen um? Die wirtschaftliche Tragweite für jedes Unternehmen ergibt sich aus der Kombination aus Preiserhöhungen, Ressourcenverknappung, den deutlich verlängerten Lieferzeiten und dem Fachkräftemangel. Bene begegnet diesen Herausforderungen mit einem effizienten Supply Chain Management, um die Auswirkungen möglichst abzufedern. Denn die Produktion ist mit Aufträgen gut ausgelastet. Die Möbelexporte sind laut österreichischer Möbelindustrie im ersten Quartal gestiegen, so auch die Büromöbelexporte um rund drei Prozent. Wir selbst sind mit gleich mehreren Großprojekten betraut.

Ein weiterer wichtiger Trend ist das Thema Nachhaltigkeit. Wie gehen Sie darauf ein? Ökologisches wie soziales Denken und Handeln haben bei Bene schon lange Tradition. Nachhaltigkeit wird bei uns ganzheitlich gedacht. Sie umfasst alle Unternehmensbereiche, von der Produktentwicklung über Einkauf, Produktion und Logistik bis hin zur Produktverwertung. Wir setzen auf die ressourcenschonende Produktion von Büromöbeln, auf kurze Lieferwege und regionales Sourcing der Rohstoffe. Alle unsere Produkte sind "made in Europe", 98 Prozent unserer Lieferanten stammen aus Europa, davon 80 Prozent aus Österreich und 14 Prozent aus Deutschland. Bene heizt mit Holzabfällen aus der eigenen Produktion und bezieht Strom zu 100 Prozent aus Wasserkraft.

Der Recyclinganteil der verwendeten Materialien beträgt 65 Prozent, Tendenz steigend. Überhaupt spielen umweltfreundliche Materialien und die Kreislauffähigkeit von Produkten bei uns eine wesentliche Rolle, und das schon im Stadium der Produktentwicklung. Umweltschutz beginnt ja beim Design und zieht sich durch die Auswahl der Rohstoffe sowie die Produktion. Durch intensive Zusammenarbeit mit den Lieferanten stellen wir außerdem sicher, dass alle Beschaffungsrichtlinien für den Umweltschutz mit Prüfberichten und Zertifikaten eingehalten werden. Wir sehen uns daher insgesamt auf einem guten Weg.