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Bessere Stadt - besseres Leben

Die Schweden preschen vor. Grüne und nachhaltige Ideen führen zu innovativen Stadträumen.

Malmö, Westhafen: Das gesamte Viertel ist klimaneutral mit 100 Prozent Wind- und Sonnenstrom sowie selbst erzeugtem Biogas.
Malmö, Westhafen: Das gesamte Viertel ist klimaneutral mit 100 Prozent Wind- und Sonnenstrom sowie selbst erzeugtem Biogas.

Nachhaltige Entwicklungen in urbanen Zentren, das ist nicht nur in Zukunft, sondern schon jetzt eine große Herausforderung. Etwa in Schweden.

Wo, warum und wie Skånes Städte und Einwohner wesentlich zum Motto "Bessere Stadt, besseres Leben" beitragen?

Die Antworten wohnen im klimafreundlichen Malmö, im innovativen Helsingborg und im Food-verrückten Kristianstad.

Die Stadt Malmö und die Malmöer Bau- und Immobilienindustrie verfolgen große Ziele. Eines davon ist klimaneutrales Bauen. Bis 2030 soll die Initiative LFM30 umgesetzt und damit der Status als nachhaltige und klimafreundliche Stadt erreicht werden. Maßnahmen zur Realisierung der Vision sind schrittweise Steigerungen der Klimaeffizienz in den Bereichen Beschaffung, Planung und Bau. Das bedeutet: Reduktion von Treibhausgasemissionen bei Bautätigkeiten, die eine wesentliche Auswirkung auf das Klima haben.

Projekt "Clever Cities" in Malmö

Weitere intelligente, grüne Lösungen verfolgt Malmö im Rahmen des Projekts "Clever Cities". Es steht dafür, die Entwicklung und den Ausbau der stetig wachsenden Metropole am Öresund sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig zu gestalten. Das Vorgehen soll die Stadt in einen grünen, gegen den Klimawandel widerstandsfähigen und gleichberechtigten Lebensraum verwandeln.

Dazu gibt es verschiedene Ansätze, beispielsweise naturbasierte Lösungen, die biologische Vielfalt begünstigen und positive Effekte auf die Gesellschaft und das Miteinander haben. Ein Initiative führt ins Viertel Lindängen: Hier basiert die Vision eines spielerischen, grünen Pfads mit essbaren Elementen unmittelbar auf den Bedürfnissen und Ideen von Bewohnern und Unternehmen. Entlang dieses Wegs sollen Biodiversität, Sicherheit und Attraktivität des Gebiets gesteigert werden, unter anderem auch durch die Einbindung des Baumpflanzungsamts der Stadt Malmö.

Auch das ehemalige Werftgelände Västra Hamnen (Westhafen) ist zu einem internationalen Vorbild für nachhaltige Stadtentwicklung geworden. Das gesamte Viertel ist klimaneutral. Die Energieversorgung des Stadtteils basiert zu 100 Prozent auf Wind- und Sonnenenergie sowie Biogas, das die Bewohner mit ihrem Abfall selbst erzeugen.

Ebenfalls im Westhafen beheimatet und Paradebeispiel für modernes und nachhaltiges Wohnen ist das Ohboy Bicycle House, das sowohl als Hotel als auch als Apartmenthaus fungiert. Die Einrichtung der Hotelzimmer wird aus Südschweden bezogen und das Transportmittel Fahrrad avanciert hier in vielfacher Hinsicht zum Symbol visionären Denkens. In einem Aufzug können Gäste ihr Bike direkt ins Zimmer befördern und anstelle von Autoabstellplätzen gibt es Parkplätze für Fahrräder. Alle Flächen des Gebäudes werden zur Begrünung genutzt und an der Vorderseite befindet sich eine üppig begrünte Wand aus Bäumen und Kletterpflanzen.

Dass Innovation nicht unbedingt die Präsenz großer Unternehmen oder Ämter benötigt, beweisen Ellinor Lindblom und Erik Andersson in ihrem Restaurant Spill, das übersetzt "Abfall" bedeutet. Ihr Konzept: nachhaltige Gerichte aus 70 Prozent Gemüse zuzubereiten und Lebensmittel zu verwenden, von denen rund 95 Prozent im Großhandel weggeworfen worden wären. Ab 2023 werden sie diesen Ansatz auch in ihrem neuen Restaurant verfolgen. Es eröffnet in einem dreifach zertifizierten Gebäudekomplex in Hyllie, dem neuen, grünen und nachhaltigen Stadtviertel im Süden von Malmö. Hier wird unter anderem mit Solar- und Photovoltaikanlagen stark auf dezentrale Stromversorgung gesetzt.

H22-Struktur im innovativen Helsingborg

Helsingborg gilt als eine der innovativsten Städte Europas. Im Rahmen der sogenannten H22-Struktur, die für Investment in Innovation und nachhaltige Entwicklung steht, werden 15 differenzierte Herausforderungen definiert. Auf einer Trend- und Umweltanalyse basierend umfasst der Aufgabenka

talog unter anderem die Themen Digitalisierung und Technologie, Sicherheit, Demokratie, Klima und Umwelt, Unterkünfte, Integration und Gesundheit.

Eine wesentliche Rolle bei Letzterer spielen zum Beispiel Fragestellungen wie: "Wie fühlen sich Menschen weniger allein?", "Wie wird man den neuen und wachsenden Erwartungen der Älteren gerecht?" und "Wie kann die Bedeutung von mentaler und physischer Gesundheit bei der jungen Generation platziert werden?". Die Vorbildfunktion Helsingborgs ergibt sich auch aus der Tatsache, dass hier die Bevölkerung zur Lösung der Herausforderungen stark eingebunden wird.

Incubator & Science Park Kristianstad

Der Krinova Incubator & Science Park in Kristianstad ist als Zentrum für innovative Ideen im Lebensmittelsektor bekannt und einer von insgesamt 70 schwedischen Incubator & Science Parks. Vor über 20 Jahren gegründet, entscheiden hier 25 Experten, vom Sommelier über Wissenschafter bis zum Equity Manager, über die Realisierung kreativer Kulinarikkonzepte ambitionierter Start-ups.

Überzeugende Projekte werden von Krinova, der Region und der Universität Kristianstad finanziert. Zu den mehr als 500 Unternehmen, die hier ihre Geburtsstätte haben, zählt auch Gårdsfisk. Die Idee vom Farm-Fisch hat die "Fischzucht auf dem Land" (in diesem Fall in einer Scheune) revolutioniert und leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, den Import von Meerestieren zu reduzieren. Eine Erfolgsgeschichte schreibt gerade das Projekt Bondens Skafferi: Chefköche kaufen für Profis und Endverbraucher Lebensmittel ein und zahlen den Erzeugern unabhängig von Saison, Verfügbarkeit und Weltgeschehen einen gleichbleibenden Preis.