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Auenwerkstatt: Energieautark? Das geht!

In der Antheringer Au entstand ein richtungsweisender Holzbau. Heizung, Kühlung und sonstige Energieversorgung werden rein aus Sonnenlicht gewonnen. Die Auenwerkstatt ist das erste kommunale Gebäude Europas, das in sich geschlossen solarautark ist .

Ein Teil der Natur, der sich nicht aufdrängt, sondern unterordnet und einfügt, soll die Auenwerkstatt sein.
Ein Teil der Natur, der sich nicht aufdrängt, sondern unterordnet und einfügt, soll die Auenwerkstatt sein.

"Mit Holz bauen und mit Sonnenenergie betreiben", so lautet das Credo von Peter Horner, Architekt in Salzburg. "Die Technologie ist ja längst vorhanden, ausgetestet und die enorm positiven Effekte im Hinblick auf den CO2-Ausstoß sind wissenschaftlich nachgewiesen.

Es mangelt nur an der Umsetzung und daran, dass sich noch nicht genug Leute über derartige Projekte drübertrauen", bekräftigt er. Mit der Planung und Projektierung der "Auenwerkstatt" im Flachgau hat er einen eindrucksvollen Beweis abgeliefert, was möglich ist.

Brunnen, Pflanzenkläranlage und Solarzellen und -paneele sorgen für Energiautarkie

Die vollautarke Auenwerkstatt ist Salzburgs neue Natur- und Umweltbildungseinrichtung. Mitten im Natura-2000-Gebiet Salzachauen bei Weitwörth-Nußdorf gelegen, dient sie vorwiegend den Schulen des Bundeslands Salzburg, aber auch anderen Gruppen als Anlaufstelle für Bildungsprogramme und Exkursionen. Sie ist von der Stadt Salzburg aus in 30 Minuten gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Betrieben wird die Einrichtung vom Land Salzburg in Kooperation mit dem Haus der Natur.

Die Auenwerkstatt liegt Luftlinie 900 Meter von sämtlichen Versorgungsleitungen wie Abwasser, Strom etc. entfernt. "Deshalb haben sich die Verantwortlichen überlegt, welche Alternative es gibt. Die mutige Entscheidung fiel auf die Errichtung eines komplett autarken Bauwerks, die Grabungskosten für Kanal usw. hat man sich dafür erspart", lobt Horner.

Die Wasserversorgung erfolgt über einen eigenen Brunnen, der dort gegraben wurde, das Abwasser wird mittels einer Pflanzenkläranlage gereinigt. Solarzellen sorgen für die nötige Energie. Mit Solarpaneelen wird Wasser erwärmt und in den Bauteilen mittels Bauteilaktivierung gespeichert. "Das heißt, das Gebäude sammelt Sonnenwärme, speichert sie in den Leitungen der Betonbodenplatte und in der Massivholzdecke. Das Ganze funktioniert wie zwei sanfte Kachelöfen, die permanent angenehme Wärme abstrahlen. Das System lässt sich in ein paar wenigen Sonnenstunden so aufladen, dass es drei bis vier Tage oder noch länger warm ist", zählt der Architekt Vorteile auf. In der warmen Jahreszeit wirkt die gesamte Anlage als Kühlsystem, da das Wasser aus der Erde im Leitungssystem der massiven Bauteile kühler ist als die Umgebung.

Überdies erzeugen die Photovoltaikmodule Strom, der in Batterien gespeichert wird. Diese Batterien bestehen aus voll recycelbarem Material und enthalten keine seltenen Erden. "In der Bauwirtschaft lässt sich das gut verwirklichen, weil da das Gewicht keine so große Rolle spielt, wie das etwa bei Elektrofahrzeugen der Fall ist."

Bauwerk aus Beton, Fichten- und Brettsperrholz

Die Bodenplatte besteht aus 50 Zentimeter geschliffenem Beton, der alle nötigen Leitungen für Luft, Wasser und Bauteilaktivierung enthält, somit ist kein Estrich nötig. Darauf ist das Bauwerk aufgebaut.

Außenwände und Decke sind aus mondgeschlägertem, leimfrei verbautem Fichtenholz hergestellt, nach dem System Thoma.

Tragende Außenteile bestehen aus Brettsperrholz, das schlanke, elegante Linien ermöglicht.

Schulungsräume zur Naturvermittlung für Salzburger Schulen

Auf den insgesamt etwa 350 Quadratmetern wurden zwei Schulungs- bzw. Klassenräume eingerichtet, die je nach Bedarf auch zusammengelegt werden können. Sie stehen den Salzburger Schulen zur Verfügung, die damit erlebnisreiche Naturvermittlung ermöglichen können, sowohl im Auenerlebnisweg als auch im Außengelände. Das Gebäude selbst dient als Stützpunkt bei Schlechtwetter.

Preis gleicht dem eines konventionellen Gebäudes

Die Auenwerkstatt ist das erste kommunale Gebäude Europas, das in sich geschlossen solarautark ist - und das zum Preis eines vergleichbaren konventionellen Gebäudes", betont Peter Horner erfreut. Die Auenwerkstatt duckt sich ins Gelände und scheint sich im Gras besonders klein zu machen, die Nachhaltigkeit ist ihr rundum anzumerken.

Sie war eines der elf Projekte, die in die engere Wahl für die Auszeichnung Architekturpreis des Landes gekommen sind. Der Preis wurde dem Büro wiesflecker-architekten für die Generalsanierung des Franziskanerklosters zugesprochen. Aktuell ist die Auenwerkstatt für den Bayerischen Architektur-Solarpreis sowie für den Salzburger Holzbaupreis nominiert.

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