SN.AT / Leben / Wohnen

Neue Prioritäten bei der Heizungswahl

Österreicher schauen verstärkt auf den Energieverbrauch. Wunsch nach Förderung auch für gemischte Heizungssysteme.

Neue Prioritäten bei der Heizungswahl
Neue Prioritäten bei der Heizungswahl

Der Klimawandel und die Sicherheit der Energieversorgung beschäftigen die Bürger Europas. Plötzlich ist es eben nicht mehr egal, welche Heizung im Haus beziehungsweise der Wohnung steht. Laut jüngsten Studien sind Frau und Herrn Österreicher niedrige Betriebskosten und damit geringer Energieverbrauch bei ihrer Heizung am wichtigsten, dicht gefolgt von der Sicherheit und Zuverlässigkeit der Heizung und der Energieversorgung.

Pelletsheizung ist Favorit

Und genau das spiegelt sich auch in den Verkaufszahlen des Jahres 2021: Hier konnten moderne Holzheizungen (der vorwiegend österreichischen Weltmarktführer) ein Plus von 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnen und 18.000 Stück absetzen. Dabei ist die Pelletsheizung der klare Favorit, wenn von Öl auf Holz umgestellt wird. Aber auch Hackgutanlagen haben in größeren Gebäuden und im ländlichen Raum eine stetig wachsende Fangemeinde und Stückholz geht ohnehin immer.

Dank intensiver Forschungsarbeit seien neue Anlagen fast emissionsfrei und der Energieverbrauch betrage nur einen Bruchteil alter Holzkessel, heißt es bei der VÖK (Vereinigung österreichischer Kessellieferanten). Die attraktiven Förderungen hätten hier ganz sicher so manchen noch zusätzlich überzeugt.

Wärmepumpen

Auch der Zuspruch zu effizienten Wärmepumpen ist ungebrochen. Mit einem Plus von 23 Prozent konnten nunmehr bereits 32.000 Anlagen im Neubau und gut gedämmten Bestand verbaut werden. "Hier dominiert klar die Luftwärmepumpe, genau genommen Luft/Wasser-Split-Geräte im Leistungsbereich von 5 bis 20 kW", hat die VÖK erhoben. Die Geräte zeichnen sich durch geringen Energieverbrauch aus und nutzen die Umgebungswärme zum Heizen.

Der Trend zu hocheffizienten Gasheizungen hält ebenfalls laut Marktbericht unvermindert an: Es wurden 49.000 Gasgeräte (plus sieben Prozent) eingebaut beziehungsweise getauscht, überwiegend Gasbrennwertgeräte, die rund ein Drittel weniger Gas verbrauchen als herkömmliche Geräte und durch den raumluftunabhängigen Betrieb auch deutlich sicherer sind.

Brennwertgeräte

Alle modernen Gasbrennwertgeräte seien "green gas ready" und können damit auch mit sogenanntem Grünem Gas ökologisch betrieben werden. Brennwertgeräte für das Eigenheim haben demnach einen Wirkungsgrad von zumindest 86 Prozent. "Im Vergleich dazu erreichen selbst die modernen Gaskraftwerke knapp über 50 Prozent", heißt es beim VÖK.

Ölbrennwertgeräte sind seit Auslaufen der Förderung rückläufig. Ein Minus von 13 Prozent bedeutet einen Absatz von 2600 Anlagen. Auch diese Anlagen haben einen Wirkungsgrad von zumindest 86 Prozent über das ganze Jahr und können auch mit Bioöl beziehungsweise synthetischem Heizöl betrieben werden.

"Den Gebäudebereich sehen wir auf einem guten Weg Richtung Zukunft", sagt VÖK-Vorsitzender Helmut Weinwurm: "In den kommenden Jahren ist jedoch das enorme Potenzial im Bereich Gewerbe und Industrie zu heben. Österreich muss hier, statt mit Zertifikaten zu handeln, zu echten Energieeinsparungen kommen und ausreichend erneuerbare Energie zur Verfügung stellen."

Inovationen gwinnen an Bedeutung

In der EU gewinnen Innovationen wie Hybridanlagen - das sind Wärmepumpen mit einem gasbetriebenen Back-up-Heater - und Brennstoffzellen zunehmend an Bedeutung (siehe unten). Weinwurm: "In Österreich spielen diese Anlagen noch kaum eine Rolle, da im heimischen Fördersystem nur monoenergetische Systeme vorgesehen sind. Dabei wären diese Systeme ein wichtiger Beitrag zur Entlastung der Stromnetze im Winter."

Die EU wird heuer verstärkt den Fokus auf den Gebäudebereich legen. Ein inoffizieller Entwurf der Gebäuderichtlinie sieht sehr ambitionierte Vorgaben für Gebäude und Heizung vor. "Diese werden allerdings nur durch ein mindestens ebenso ambitioniertes Anreizsystem und mit einem technologieoffenen Zugang erreicht werden können und der fehlt leider noch", betont der Experte: "Die Einführung der CO2-Bepreisung und die steigenden Energiepreise werden weiterhin für eine hohe Dynamik bei der Heizungsmodernisierung und eine steigende Nachfrage nach hocheffizienten Heizsystemen sorgen. Denn nur wer wenig Energie verbraucht, schützt die Umwelt und spart Kosten.